Nordkirche beschließt Geschlechtervielfalt
Neue Wege in die Zukunft - das war das Motto der 18. Tagung der zweiten Landessynode der Nordkirche, die von Donnerstag an bis Sonnabend in Lübeck-Travemünde stattgefunden hat.
Das höchste Gremium der Nordkirche, die Synode, hat am Sonnabend ein Gesetz zur Geschlechtervielfalt beschlossen. Das teilte Präses Ulrike Hillmann in Lübeck-Travemünde mit. Ihre Kirche vollziehe damit rechtlich nach, was im staatlichen Recht bereits seit fünf Jahren Realität sei - dass niemand aufgrund seiner Geschlechtlichkeit oder Geschlechteridentität diskriminiert werden dürfe, so Hillmann. Das Gesetz der Nordkirche sieht unter anderem eine geschlechtersensible Sprache vor. Stellenausschreibungen richteten sich künftig an Menschen jeden Geschlechts. "Alle Geschlechter sind in unserer Nordkirche willkommen", betonte Hillmann.
Bereits am Donnerstag hatte Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt in ihrem Bericht zu mehr Verantwortung für die Demokratie aufgerufen. Immer öfter nehme sie die Zustimmung zu rechtsradikalen und völkischen Positionen in Deutschland und auf dem Gebiet der Nordkirche wahr. Deswegen rief sie dazu auf: "Lassen Sie uns tun, was in unseren Kräften steht, um Demokratie und Engagement für Gemeinwohl zu stärken."
Abschied von Bischof Magaard
Gothart Magaard, scheidender Bischof im Sprengel Schleswig und Holstein, hat am Freitag seinen letzten Sprengelbericht vor der Synode gehalten. Darin blickte er auf seine 14-jährige Amtszeit und Schlaglichter wie das Reformationsjubiläum oder die Sanierung des Schleswiger Doms zurück und betonte: "Ich bin dankbar, dass ich Bischof sein durfte." Magaard geht zum 1. November in den Ruhestand, auf ihn folgt Nora Steen.
Pilgertour von Mecklenburg-Vorpommern nach Lübeck
Höhepunkt des Treffens war am Freitag eine Pilgertour der Synodalen von Herrnburg in Mecklenburg-Vorpommern zurück zur St.-Jakobi-Kirche in Lübeck. Bei der Wanderung, die über die ehemalige innerdeutsche Grenze führt, wurde gemeinsam über die Zukunft der Nordkirche nachgedacht und gesprochen. Der Zukunftsprozess werde künftig unter dem Motto "Mit Dir" stehen. Dieses lasse sich für unterschiedliche Aktionen, Ideen und Entwicklungsbereiche adaptieren, hieß es von den Verantwortlichen.
Nordkirche gegen Klimawandel
Im Rahmen der Synodentagung wurde zudem die "Gemeinsame Handlungsvereinbarung zur Emissionsreduzierung im Gebäudebereich im Bereich der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland" unterzeichnet. Sie sieht vor, bis 2027 die Treibhausemissionen um 60 Prozent zu reduzieren. Die Vereinbarung ist Teil der bis 2035 geplanten Klimaneutralität der Nordkirche.
Am Sonnabend gab es außerdem einen Ökumenenbeitrag zur Charta Oecumenica, die vor 20 Jahren unterzeichnet wurde und Leitlinien für die wachsende Zusammenarbeit unter den Kirchen in Europa festlegt. Nach dem Bericht aus dem Klimaausschuss der Kirchenleitung und einem Bericht von der Jugendklimakonferenz endete die Tagung am Nachmittag mit einem Reisesegen.
Die Landessynode mit 156 Mitgliedern ist das Kirchenparlament und damit das höchste Leitungsgremium der Nordkirche und ihrer rund 1,8 Millionen Mitglieder. Die Kirche erstreckt sich über Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern, einige Gemeinden liegen in Brandenburg. Die Synodalen repräsentieren die verschiedenen Ebenen der Nordkirche und arbeiten mehrheitlich ehrenamtlich.