Neuer US-Präsident: Wirtschaft in SH fordert Deal mit Trump
Mögliche Einfuhrzölle, wie von Donald Trump angekündigt, könnten auch die Wirtschaft im Norden treffen, sagen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Unternehmensverband Nord fordert deshalb die Bundespolitik auf, mit dem neuen US-Präsidenten "auf Augenhöhe" zu verhandeln.
Der Neue im Weißen Haus ist ein alter Bekannter: Donald Trump. Und trotzdem ist er nur schwer einzuschätzen. Was hat er vor? Kommen die von ihm angedrohten Zölle auf Importe, um den US-Markt zu schützen, wie er sagt? Wenn ja, könnte das auch der Wirtschaft in Schleswig-Holstein schaden. Das Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) warnt: "Eine Abschottung der amerikanischen Märkte könnte einzelne Branchen oder Unternehmen empfindlich treffen." In Schleswig-Holstein wären das unter anderem der Maschinenbau, die Holzwirtschaft, Medizintechnikhersteller sowie Autozulieferer. Laut einer IfW-Analyse waren die USA zuletzt mit einem Anteil von mehr als acht Prozent der drittwichtigste Exportmarkt für die schleswig-holsteinische Wirtschaft.
Branchenverband: Betriebe sind vorbereitet
Viele Firmen zwischen Nord- und Ostsee, die Geschäfte mit den Vereinigten Staaten machen, halten sich bedeckt, wollen auf Anfrage von NDR Schleswig-Holstein nichts zu den Plänen des neuen US-Präsidenten sagen. Aus Vorsicht? Wollen sie sich mit einer Kritik an Trump nicht die Finger verbrennen? Der Unternehmensverband UV Nord jedenfalls versichert: Die Betriebe seien vorbereitet, nehmen laut Experten zum Beispiel auch andere Absatzmärkte in den Blick. "Wir haben aus der ersten Ägide von Trump gelernt, dass wir bei immer neuen Hiobsbotschaften und Ankündigungen des US-Präsidenten nicht in Hektik verfallen dürfen", betont der UV-Nord-Hauptgeschäftsführer Michael Thomas Fröhlich.
Forderung: Deal gegen Strafzölle
Trotzdem sei die Lage ernst, weiß Fröhlich. Eine Strafzollspirale würde Arbeits- und Ausbildungsplätze auch bei uns im Land in Gefahr bringen. Deshalb sieht der Verbandschef die Politik in der Pflicht, genauer die baldige neue Bundesregierung. Sie müsse Trump "ernst nehmen, mit ihm auf Augenhöhe verhandeln und einen Deal eingehen, um drohende Zölle zu verhindern", fordert Fröhlich. Bei solch einem Schulterschluss mit den USA gehe es darum, dass Deutschland in Zukunft womöglich auch mehr Importe aus den Vereinigten Staaten beziehe, etwa im Energiesektor.
Rüstungsindustrie kann von Trump profitieren
Im neuen US-Präsidenten sieht der Unternehmensverband Nord unterdessen auch eine Chance. Denn Trump will die Europäer zu höheren Verteidigungsausgaben drängen. Und davon, so der UV Nord, könnte vor allem die in Schleswig-Holstein starke Wehrindustrie profitieren, wie zum Beispiel der Marineschiffbau oder Hersteller von Waffen- und Munitionssystemen. Die hierzulande etwa 30 Unternehmen der Branche samt ihren Zulieferern, an denen tausende Arbeitsplätze hängen, dürften sich daher Hoffnungen auf vermehrte Aufträge machen – auch Dank des neuen mächtigen Mannes in Washington.