Stand: 14.12.2016 14:20 Uhr

Nach Ärztepfusch-Vorwurf: Mühlen mahlen langsam

von Leonie Puscher

Ein Zahnarzt soll über mehrere Jahre hinweg bei Patienten in der Justizvollzugsanstalt Neumünster gepfuscht haben. Nach der Ausstrahlung des Beitrags bei Panorama 3 wurde Justizministerin Anke Spoorendonk (SSW) vor den Innen- und Rechtsausschuss geladen. Die Fragen zu den Vorwürfen wurden als "Einzelfälle" abgetan.

VIDEO: Ärztepfusch: Vorwürfe in der JVA Neumünster (7 Min)

Bewegung in Einzelfällen

In einigen Fällen hat sich in den vergangenen Monaten etwas bewegt, beispielsweise beim Häftling Nicolaie S. Ihm wurden in der JVA Zähne gezogen und eine Brücke verbaut. Später stellte sich heraus, dass der Zahnarzt Wurzelreste im Kiefer vergessen hatte. Diese führten zu Schmerzen und Entzündungen. In den vergangenen Monaten gab es nun Bewegung in der Sache: Nach langwierigen Verhandlungen räumte das Justizministerium in diesem Fall Behandlungsfehler von Zahnarzt Dr. Michael M. ein.

Zögerlicher hingegen die Reaktion im Fall des Stephan (Name geändert). Während seiner Haftzeit hat ihm der Zahnarzt Brücken und Kronen eingegliedert. Darauf folgten ständige Zahnschmerzen und Zahnfleischentzündungen. Seine Beschwerden wurden nicht wahrgenommen, immer wieder hat man diese lediglich mit Schmerztabletten abgetan.

Klage gegen die JVA Neumünster

Nach seiner Entlassung geht Stephan zu einem Zahnarzt in Hamburg. Der umfangreiche Behandlungsbedarf wird in einem Gutachten bestätigt. Der Gutachter Dr. Bergeest bestätigt Panorama 3: "Die Arbeit wie sie jetzt im Mund ist, ist nicht funktionstüchtig. Sie sorgt dafür, dass durch die dauernde Zahnfleischentzündung Zahnhalteapparat und Zähne selbst gefährdet und langfristig nicht zu erhalten sind." Die Korrektur des Pfusches soll rund 10.000 Euro kosten. Stephan verklagt die JVA Neumünster. Sein Kampf dauert schon fast ein Jahr. Das Gutachten wurde mittlerweile durch ein weiteres gerichtliches Gutachten bestätigt. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft in diesem Fall dauern an. Stephans aktueller Zahnarzt gibt an, dass sich die Verzögerung der Korrektur negativ auf den Behandlungserfolg auswirken kann. Doch auf eigene Kosten kann er es sich nicht leisten, den Pfusch korrigieren zu lassen.

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Zahnarzt Besteck © fotolia.com Foto: Africa Studio

Ärztepfusch: Vorwürfe in der JVA Neumünster

In der JVA Neumünster hat es offenbar Pfuschbehandlungen durch den Zahnarzt der Anstalt gegeben. Trotz Beschwerden der Gefangenen blieb das Ministerium lange untätig. mehr

Dieses Thema im Programm:

Panorama 3 | 24.05.2016 | 21:15 Uhr

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