Migration: Ab morgen Kontrollen an dänischer Grenze möglich

Stand: 15.09.2024 17:44 Uhr

Ab morgen soll es auch bei der Einreise von Dänemark nach Deutschland wieder Grenzkontrollen geben. Der SSW übt scharfe Kritik an den Plänen von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD).

Auch wenn es feste Kontrollstellen an der deutsch-dänischen Grenze offenbar nicht geben soll - von morgen an könnten die angekündigten Kontrollen auch an der Grenze zu Dänemark spürbar sein. Die Polizei in Dänemark warnt Reisende in Richtung Deutschland vor Staus. Aufgrund der stichprobenartigen Kontrollen könne es auf dänischer Seite zu Verzögerungen kommen, teilte die Polizei mit. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) verteidigte am Sonntag nochmals, die Kontrollen auf alle Grenzen Deutschlands auszudehnen. Damit wolle man "die irreguläre Migration weiter zurückdrängen, Schleuser stoppen, Kriminellen das Handwerk legen, Islamisten erkennen und aufhalten", sagte die Innenministerin der "Bild am Sonntag".

Innenministerin: "Keine langen Staus, sondern smarte Kontrollen"

Ein Sprecher der zuständigen Bundespolizeidirektion in Bad Bramstedt (Kreis Segeberg) wies darauf hin, dass es keine ständigen Kontrollen wie zuletzt bei der Fußball-Europameisterschaft im Sommer geben werde, sondern nur Stichproben. Reisende sollen so wenig wie möglich beeinträchtigt werden, so die Bundespolizei. Das Bundesinnenministerium teilte auf Anfrage von NDR Schleswig-Holstein, dass die Kontrollen räumlich und zeitlich flexibel sein sollen. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sagte, dass sie nicht mit langen Warteschlangen rechnet: "Keine langen Staus, sondern smarte Kontrollen, so wie die aktuelle Lage es erfordert." Laut dänischer Polizei seien die Kontrollen auf deutscher Seite an wechselnden Übergängen geplant.

Feste Kontrollstellen in Niedersachsen

In Niedersachsen an der Grenze zu den Niederlanden will die Bundespolizei drei feste Kontrollstellen einrichten - an der A 30, an der A 280 und an der B 402. An den Kontrollstellen würden "relevante Fahrzeuge und Personen aus dem fließenden Verkehr herausgeleitet und einer grenzpolizeilichen Kontrolle unterzogen", so die Bundespolizei. Darüber hinaus werde die Bundespolizei auch auf Nebenstrecken Fahndungsmaßnahmen durchführen, heißt es in einer Mitteilung.

Tausende Pendler im Grenzland unterwegs

Rund 12.800 Pendler überqueren die deutsch-dänische Grenze auf ihrem Arbeitsweg regelmäßig. Die Bundespolizei werde sich bemühen, dass sich die Kontrollen so wenig wie möglich auf ihren Alltag auswirken, so das Bundesinnenministerium. Reisende und Pendler sollten - wie bisher auch - stets einen Reisepass oder Personalausweis mit sich führen. In welchem Umfang die Grenzkontrollen tatsächlich stattfinden werden, sei abhängig von der Lage.

Ähnlich ist es auch bei der Einreise von Deutschland nach Dänemark. Die dänische Regierung hatte schon vor acht Jahren Grenzkontrollen eingeführt und immer wieder verlängert. Die zwischenzeitlich errichteten Kontrollstellen an den drei großen Übergängen sind heute meist unbesetzt. Die Polizei konzentriert sich laut Justizministerium mehr auf die Kriminalitätsbekämpfung im Grenzland als auf die Einreisekontrolle.

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SSW kritisiert Grenzkontrollen

Der Südschleswigsche Wählerverband (SSW) lehnt Kontrollen an der dänischen Grenze ab. Mit einem Antrag im Landtag fordert der SSW die Landesregierung auf, sich gegen die Grenzkontrollen in Schleswig-Holstein einzusetzen. SSW-Landtags-Fraktionschef Lars Harms befürchtet enorme Auswirkungen auf die Grenzregion.

"Das ist keine sinnvolle Politik, sondern purer Aktionismus." SSW-Landtags-Fraktionschef Lars Harms

Ohnehin spielt illegale Einwanderung über Dänemark nach Deutschland nach Angaben des SSW-Bundestagabgeordneten Stefan Seidler kaum eine Rolle. Er zitiert aus einer kleinen Anfrage der Linken an die Bundesregierung. Laut dieser gab es im ersten Halbjahr dieses Jahres knapp 42.000 illegale Einreisen nach Deutschland - davon 289 aus Dänemark.

Das schleswig-holsteinische Innenministerium befürwortete die durch Faeser angekündigten Grenzkontrollen bereits am Montag. Es sei in der aktuellen Lage ein richtiger Schritt, um die Innere Sicherheit zu stärken und irreguläre Migration einzudämmen.

Zusätzlich Bauarbeiten an der Autobahn

Nach Angaben der dänischen Polizei wird es zudem Bauarbeiten an der Autobahn nördlich des Grenzübergangs Ellund geben. Bis November werde nur eine Fahrspur befahrbar sein. "Planen Sie zusätzliche Zeit für Ihre Reise ein und wählen Sie gegebenenfalls einen anderen Grenzübergang, während die Bauarbeiten stattfinden", sagte Vize-Polizeiinspektor Karsten Høy der Mitteilung zufolge. 

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 12.09.2024 | 19:30 Uhr

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