Lübecks Lindenteller ist die gefährlichste Kreuzung in Deutschland
Daten des Statistischen Bundesamtes zeigen, dass Lübeck gleich drei sehr gefährliche Kreuzungen hat. Hier passieren immer wieder Verkehrsunfälle. Auch andere Städte in Schleswig-Holstein haben Unfall-Hotspots.
Viele Autos, viele Baustellen und Ampeln, lange Staus: Lübeck ist bekannt für seinen dichten Verkehr. Aber damit nicht genug: Gleich drei Kreisverkehre in der Hansestadt zählen zu den fünf gefährlichsten Kreuzungen Deutschlands. Das zeigen Daten des Statistischen Bundesamtes. Zeit Online hatte die Zahlen zuerst ausgewertet. Auf Platz 5 der gefährlichsten Kreuzungen Deutschlands landet der Ziegelteller im Lübecker Westen, auf Rang 4 der Berliner Platz im Lübecker Süden und bundesweit trauriger Spitzenreiter ist der Kreisverkehr am Lindenplatz, der Lindenteller, zwischen Holstentor und Hauptbahnhof.
Fast 80 Unfälle innerhalb von drei Jahren am Lindenteller
Zwischen 2021 und 2023 haben die Statistiker beim Lindenteller 78 Unfälle mit Verletzten gezählt - so viele wie an keiner anderen Kreuzung in Deutschland. An zwei von drei Unfällen waren Fahrräder beteiligt. Bei dem Lindenplatz handele es sich um einen mehrspurigen Kreisverkehr, den sich Radfahrer und Autofahrer teilten, sagt der Sprecher der Lübecker Polizei, Maik Seidel. Und manchmal passiere dies: "Autofahrer missachten die durchgezogene Linie. Die Autofahrer kreuzen die Fahrbahn und übersehen möglicherweise Radfahrer."
Kiel mit gleich mehreren Unfallschwerpunkten
Auch in Kiel häufen sich an einigen Kreuzungen die Verkehrsunfälle, zum Beispiel im Bereich Werftstraße/Klausdorfer Weg. Auch am Ziegelteich/Exerzierplatz kracht es laut Statistik immer mal wieder. Ein Unfall-Hotspot ist außerdem der Bereich Wall/Brunswiker Straße und dann weiter Lehmberg/Gutenbergstraße.
Flensburg und Neumünster mit weniger Problemen
In Flensburg sticht in Sachen Unfallstatistik der Bereich Schiffbrücke hervor. Hier kommt es häufiger zu Unfällen als an anderen Kreuzungen oder Kreisverkehren in der Fördestadt. In Neumünster passieren die meisten Unfälle statistisch gesehen rund um den Großflecken.
LBV.SH: Verkehrsführung des Lindentellers ist kritisch
Die Frage stellt sich, warum bei gefährlichen Kreuzungen nicht eher gehandelt und Abhilfe geschaffen wird. Beim Lübecker Lindenteller zum Beispiel forderten bei einer NDR Umfrage viele Fahrradfahrer eine markierte Radspur. Die gibt es bisher nicht. Auch der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr Schleswig-Holstein (LBV.SH) kritisiert die Gefahrensituation an dem Kreisverkehr am Lindenplatz: Tatsächlich sei die Verkehrsführung dort kritisch, antwortet der LBV.SH. Bei den anderen beiden Kreiseln - dem Ziegelteller und dem Berliner Platz in Lübeck - spricht der Verband sogar von Regelwidrigkeit: "Die Regelwidrigkeit der Verkehrsführung ergibt sich aus der Zweispurigkeit der Kreisfahrbahn bei gleichzeitiger Führung des Radverkehrs im Kreisverkehr noch dazu auf einem Radfahrschutzstreifen."
Hansestadt Lübeck ist verantwortlich
Der Landesbetrieb macht deutlich, dass die Verantwortung und die Zuständigkeit für die Kreisverkehre bei der Stadt liege. "Die Hansestadt Lübeck wurde und wird regelmäßig, meist im Rahmen der jährlich stattfindenden Unfallkommission, auf die teilweise rechtswidrigen Situationen hingewiesen", schreibt die Pressestelle des LBV.SH. Die Hansestadt selbst hat nach eigenen Angaben bereits versucht, den Kreisel sicherer zu machen - etwa mit neuen Regeln für abbiegende Autos oder mit weniger Spuren im Kreisel. Außerdem verspricht sich die Hansestadt eine Entlastung des Radverkehrs am Lindenteller, wenn jetzt im kommenden Frühjahr die Stadtgrabenbrücke eröffnet wird.
Die Stadt weist auf Nachfrage darauf hin, dass eine Umgestaltung meist sehr aufwendig sei und auch erhebliche Auswirkungen auf das Verkehrsnetz habe. "Daher werden die Maßnahmen nach und nach umgesetzt. Diesbezüglich befinden wir uns in Abstimmung mit dem Land", teilte Hansjörg Witten von der Stadt Lübeck mit. Der Mühlentorteller ist ihm zufolge bereits provisorisch umgestaltet worden und regelkonform.