Landratswahl in Dithmarschen: Thorben Schütt ist neuer Landrat

Stand: 08.02.2024 20:07 Uhr

Im zweiten Wahlgang ist am Abend Thorben Schütt zum neuen Landrat des Kreises Dithmarschen gewählt worden. Angetreten waren Amtsinhaber Stefan Mohrdieck (parteilos) und CDU-Parteimitglied Schütt, der aber als unabhängiger Kandidat ins Rennen gegangen war. Heiß diskutiert wurde über die Rolle der Stimmen der AfD-Fraktion.

Im ersten Wahlgang erreichte noch keiner der beiden Kandidaten die nötige absolute Mehrheit von 28 Stimmen. 27 Stimmen entfielen auf Thorben Schütt, 24 Stimmen auf Stefan Mohrdieck bei drei Enthaltungen. Im deswegen notwendigen zweiten Wahlgang kam Thorben Schütt dann auf 28 Stimmen - Mohrdieck erhielt nur noch 23 Stimmen bei weiterhin drei Enthaltungen. Wahlsieger Thorben Schütt hat die Wahl im Anschluss angenommen.

"Ich habe mir sehr lange Gedanken gemacht, ob ich mich bewerbe oder nicht - das habe ich erst nach erfolgreichen Gesprächen getan. Insofern freue ich mich sehr über das Ergebnis. Ich weiß aber bereits jetzt, dass die Herausforderungen in diesem Kreis immens sind. Ich möchte diese gerne gemeinsam mit dem Kreistag bewältigen. Denn Dithmarschen ist meine Heimat. Dithmarschen ist Zukunft. Wir haben die Chance hier klimaneutraler Leuchtturm zu werden." Thorben Schütt, Landrat Kreis Dithmarschen:

Woher kam die 28. Stimme?

CDU (21 Sitze) und FDP (6 Sitze) hatten im Vorfeld der Wahl angekündigt Schütt zu unterstützen. Gemeinsam verfügen sie über 27 Stimmen. Woher die zusätzliche Stimme kam, die zu Schütts Wahlsieg geführt hat, bleibt angesichts der geheimen Wahl im Kreistag reine Spekulation. Die SPD (9 Sitze) hatte laut dem Fraktionsvorsitzenden Jörg-Uwe Halusa Amtsinhaber Mohrdieck unterstützt. Die weiteren Sitze im Kreistag verteilen sich auf die AfD mit sechs Sitzen, die Grünen mit fünf und die Unabhängige Wählergemeinschaft Dithmarschen (UWD) mit vier. Dazu gibt es drei fraktionslose Kreistagsmitglieder: von der Linkspartei, von der Nachhaltigkeitsliste DFN und ein ehemaliges Mitglied der Wählergemeinschaft Netzwerk Dithmarschen (WND).

"Selbst wenn jetzt tatsächlich ein oder zwei AfD-Abgeordnete ihn gewählt haben sollten - das lässt sich weder beweisen noch verhindern. Ich selber bin als Kreispräsidentin auch mit Stimmen der AfD gewählt worden. Das hätte ich mir anders gewünscht, konnte ich aber auch nicht verhindern. Deswegen das Amt nicht anzunehmen, macht auch keinen Sinn." Ute Borwieck-Dethlefs (CDU), Kreispräsidentin

Großes Interesse an der Landratswahl

Der Sitzungsaal war mit mehr als 100 Besucherinnen und Besuchern übervoll. In einem zusätzlichen Saal, in dem die Landratswahl live übertragen wurde, saßen weitere 100 Personen. Kreispräsidentin Ute Borwieck-Dethlefs merkte dementsprechend bei der Eröffnung an, sie würde sich genauso viel Interesse an den Sitzungen wünschen, wenn nicht gerade ein neuer Landrat gewählt werde.

Sehr kurze Fragestunde für Einwohnerinnen und Einwohner

Die Kandidaten zur Landratswahl in Dithmarschen, der parteilose Stefan Mohrdieck und der CDU-Kandidat Thorben Schütt, stehen vor der Wahl in der Kreisverwaltung in Dithmarschen. © NDR Foto: Laura Albus
Die Kandidaten Schütt (li.) und Mohrdieck vor der Wahl im vollbesetzten Kreistagssitzungssaal.

Dass sich das große Interesse vor allem auf die Landratswahl bezog, merkte man auch an der sehr kurzen Fragestunde für Einwohnerinnen und Einwohner, die davor stattfand: Nur eine Frage kam aus dem Publikum - und auch die war auf die Wahl bezogen. Ob die CDU nicht ihren Kandidaten zurückziehen wolle, damit die sechs Kreistagsabgeordneten der AfD nicht das Ergebnis für sich ausschlachten könnten? Darauf erhielt der Einwohner keine Antwort.

Mohrdieck betonte: Keine Absprachen mit AfD

Stefan Mohrdieck hat an diesem Abend erneut betont, dass die Wahl eine geheime Abstimmung sei - man könne also gar nicht wissen, wer wen wählt. Er wollte sich deshalb nicht an Spekulationen beteiligen. Absprachen mit der AfD gebe es ausdrücklich nicht. "Die Wahl wird durch Auszählung, nicht durch Berechnung entschieden", so Mohrdieck in seiner zehnminütigen Rede vor der Abstimmung.

Schütt wollte nicht mit AfD-Stimmen gewählt werden

Auch Thorben Schütt hatte im Vorfeld angegeben, keinen Kontakt zur AfD zu haben. Für ihn sei von vornherein klar gewesen, dass er sich nicht mit Stimmen der AfD zum Landrat wählen lassen werde. Seiner Aussage nach habe er sich auch erst zu der Kandidatur entschieden, als er sicher war, eine demokratische Mehrheit ohne die AfD erreichen zu können. Er betonte in seiner heutigen Rede, dass er parteiübergreifend wirken wolle, nicht als CDU-Politiker.

Kritik an Verhalten der Landesparteien

Kritik an dem Verhalten der CDU in Schleswig-Holstein gab es vor allem von Stefan Mohrdieck: "Ich bin in den Fokus von Interessen der Landesparteien geraten", fasste er in seiner Rede vor der Wahl die Ereignisse zusammen. Thorben Schütt hielt sich in seiner Ansprache etwas bedeckter: "Das, was in den letzten Tagen passiert ist, kann sich niemand wünschen", sagte er. Im Anschluss an die Wahl fand auch die Fraktionsvorsitzende der Grünen Kerstin Hansen deutliche Worte: "Beide Kandidaten sind durch die Einmischung von außen beschädigt worden", fasste Hansen die Querelen im Vorfeld zusammen.

FDP sieht "Spielchen" der AfD

Der FDP-Fraktionsvorsitzende im Kreistag Lorenz Matzen erklärte im Anschluss an die Wahl die Unterstützung seiner Fraktion für den neuen Landrat Schütt: "Seine Ideen und sein Auftreten haben uns bei einem Gespräch mit der Fraktion überzeugt - das sind Nuancen." Es bereite ihm keine Sorgen, dass auch Thorben Schütt mit AfD-Stimmen gewählt worden sein könnte. "Es ist mir bewusst, glaube ich, welche 28 Kandidaten in demokratischer Mehrheit für Schütt gestimmt haben. Dass jetzt Spielchen gespielt werden von der AfD ist durchschaubar."

Vor der Wahl: Vorwürfe der Landes-CDU

CDU-Generalsekretär Lukas Kilian hatte im Vorfeld der Wahl Konsequenzen gefordert. Denn seiner Kenntnis nach wollte die AfD mit ihren Stimmen Stefan Mohrdieck unterstützen: "Dass die SPD-Kreistagsfraktion Dithmarschen offenkundig kein Problem mit einer Mehrheitsbildung unter Einschluss von Stimmen der AfD hat, erschreckt mich und passt nicht zu den Verlautbarungen der Landes-SPD", so Kilian. Man müsse Mehrheiten im demokratischen Spektrum suchen. Er forderte ein klares Bekenntnis, dass man eine Wahl mit Stimmen der AfD nicht annehmen würde.

Midyatli: Kein Landrat mit Stimmen der AfD

Das sagte auch SPD-Landeschefin Serpil Midyatli vor der Wahl: "Wenn man nur mit Stimmen der AfD gewinnt, erwarte ich von den Kandidaten, dass sie vor der Wahl sagen, dass sie die Wahl dann nicht annehmen werden." Sie erwarte zudem, dass demokratische Fraktionen sich verständigen. "Mit uns wird es keinen Landrat geben, bei dem die Wahl von der AfD abhängt. Das werden wir nicht mitmachen", machte sie klar.

Bei der Landratswahl im Kreis Rendsburg-Eckernförde hatte zuletzt der CDU-Kandidat Tim Albrecht seine Bewerbung zurückgezogen, weil er nicht mit Stimmen von extremen Parteien gewählt werden wollte.


06.02.2024 07:26 Uhr

Hinweis der Redaktion: In einer vorherigen Version des Artikels war davon die Rede, dass ein Bewerber für den Landratsposten für eine einfache Mehrheit im 3. Wahlgang 28 Stimmen bekommen müsste. Das ist falsch. Die absolute Mehrheit von 28 Stimmen ist nur in den ersten beiden Wahlgängen nötig. Im dritten Wahlgang reicht eine einfache Mehrheit - also mindestens eine Stimme mehr als der Mitbewerber.

 

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 08.02.2024 | 19:30 Uhr

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