Jörg Jacobsen, Leiter des Studio Heide, lächelt in die Kamera. © NDR Foto: Janis Röhlig
Jörg Jacobsen, Leiter des Studio Heide, lächelt in die Kamera. © NDR Foto: Janis Röhlig
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AUDIO: Diako-Krankenhaus Flensburg entlässt 43 Mitarbeiter (1 Min)

Kommentar zur Diako: "Management hat zu spät gehandelt"

Stand: 02.02.2023 15:03 Uhr

Der angekündigte Stellenabbau bei der Diako wirft Fragen auf. Die angekündigten Maßnahmen hält NDR Studioleiter Jörg Jacobsen für nachvollziehbar. Sie kommen seiner Meinung nach aber viel zu spät.

Ein Kommentar von Jörg Jacobsen, Studioleiter Flensburg

Viele Kliniken im Land stehen finanziell massiv unter Druck. Die Folgen der Corona-Pandemie, die Inflation und die unzureichende Vergütung der Leistungen belasten und überlasten ihre Haushalte. Die meisten Häuser schaffen es mit Mühe und Not, durch diese schwierige Zeit zu kommen - oftmals durch zusätzliche Mittel ihrer Träger. Bei der Diako in Flensburg ist das anders. Das Krankenhaus befindet sich seit Mittwoch offiziell in einem Insolvenzverfahren. Am Donnerstag hat die Klinikleitung 43 Mitarbeitenden mitgeteilt, dass sie als erste das Krankenhaus verlassen müssen.

Umstrukturierung richtig, aber zu spät

Auf den ersten Blick ist das kaum zu glauben: Wie kann eine Klinik in Zeiten des Fachkräftemangels dringend benötigtes Personal freisetzen? Wenn man genauer hinschaut, ergibt sich ein anderes Bild. Die Bereiche, um die es jetzt geht, scheinen im Jahr 2023 etwas aus der Zeit gefallen zu sein. Spracherkennung am Computer soll die Schreibkräfte ersetzen, die Rohrpost den Botendienst und eine zentrale Ambulanz die einzelnen Anmeldungen, die es jetzt gibt. Das sind Maßnahmen, die andere Kliniken vor Jahren eingeführt haben - weit vor Corona und Inflation. Mein Eindruck ist, dass das Management zu spät gehandelt hat. Die Versäumnisse der vergangenen Jahre sollen jetzt in wenigen Wochen korrigiert werden - zu Lasten der Mitarbeitenden. Vor allem junge, engagierte Beschäftigte müssen das Unternehmen verlassen. Das führt bei allen anderen zu nachvollziehbaren Sorgen und zum Teil zu zusätzlichen Belastungen. Durch entschlossenes Handeln in der Vergangenheit wäre das jetzt vermeidbar gewesen.

Weniger Personal, mehr Leistung?

Ich kenne die Diako nur von Besuchen als Angehöriger, bin in den unterirdischen Gängen unter dem weit verzweigten Gebäudekomplex schon hin und her geirrt. Jedes Mal bin ich auf hilfsbereite und engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gestoßen. Ich hatte nie den Eindruck, dass dort Langeweile herrscht. Im Gegenteil: Nach meinem Eindruck war der Druck schon bisher hoch - bei Ärzten, Pflegekräften aber auch beim Reinigungspersonal. Sie alle sollen jetzt mit weniger Kolleginnen und Kollegen noch mehr leisten und mehrere Millionen Euro pro Jahr an zusätzlichen Erlösen generieren. Ich frage mich, wie das gehen soll. Der Abbau von Doppelstrukturen, zum Beispiel bei den Ambulanzen, ist sicherlich ein guter Schritt. Aber reicht das, um zahlungsfähig zu bleiben? Das Management muss jetzt entschlossen und konsequent handeln und darf Fehler aus der Vergangenheit nicht wiederholen. Das ist eine schwierige Aufgabe und macht sicherlich keinen Spaß. Abwarten und hoffen, dass die Umstände besser werden, reicht nicht aus. Für das Klinikum, die Beschäftigten und die ganze Region steht zu viel auf dem Spiel. Diese Sanierung darf nicht schiefgehen.

Anmerkung der Redaktion: Liebe Leserin, lieber Leser, die Trennung von Meinung und Information ist uns besonders wichtig. Meinungsbeiträge wie dieser Kommentar geben die persönliche Sicht der Autorin / des Autors wieder. Kommentare können und sollen eine klare Position beziehen. Sie können Zustimmung oder Widerspruch auslösen und auf diese Weise zur Diskussion anregen. Damit unterscheiden sich Kommentare bewusst von Berichten, die über einen Sachverhalt informieren und unterschiedliche Blickwinkel möglichst ausgewogen darstellen sollen.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 02.02.2023 | 17:00 Uhr

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Gesundheitspolitik

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