Kolumne: Ein paar Minuten ohne Weltschmerz
Man traut sich schon kaum mehr, in die Schlagzeilen zu schauen. So viel, was einen fassungslos macht, Stichwort Weltschmerz. Dass gleichzeitig auch Gutes passiert, geht oftmals verloren. Unsere Kolumnistin hat gesammelt, für Sie und für sich selbst.
Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber vor allem in Zeiten wie diesen, in denen der Strom an schlechten Nachrichten gefühlt niemals abebbt, muss man auch mal innehalten und aus dem Fluss aussteigen. Links und rechts vom Wasser blühen Blumen - bunt und hoffnungsvoll. Die können wir nur kaum mehr wahrnehmen. Ich habe mich darum aktuell mal umgeschaut und uns mal ein paar gepflückt. Ich hoffe, sie bringen Ihnen genauso viel Freude wie mir.
Was nebenher bei uns alles Gutes geschah
Jugendliche entwickeln Havarie-Frühwarnsystem
Zwei Jugendliche aus Tornesch im Kreis Pinneberg haben ein Havarie-Frühwarnsystem entwickelt. Die 14- und 17-jährigen Brüder Lennart und Louis Ruhe inspirierte der Suezkanal und die "Ever Given", die im März 2021 für sechs Tage den Kanal blockierte. Diese Havarie sorgte damals für einen Stau von ungefähr 400 Schiffen und einem geschätzten Wirtschaftsschaden von mehreren Milliarden Euro. Ihre Idee: ein Havarie-Warn-System, was mit mehreren vorhandenen Systemen arbeitet und Notfälle vollautomatisch senden soll. In zwei Wochen geht es für die Brüder nach Panama. Da vertreten sie mit ihrem System Deutschland beim Weltfinale der Robotik-Olympiade.
Energie aus Holz- und Pflanzenresten
In Grevesmühlen (Nordwestmecklenburg) wurde vor zwei Wochen eine Anlage in Betrieb genommen, die Holz- und Pflanzenreste in Pflanzenkohle umwandelt. Damit soll klimaschädliches Kohlendioxid aus der Atmosphäre entfernt werden. Die dabei erzeugte Wärme wird ins Fernwärmenetz eingespeist. Die Wärmewende wird in Zusammenarbeit mit den Stadtwerken Grevesmühlen vorangetrieben, was zu erheblichen Einsparungen von Erdgas führt. Dies trägt zur Erreichung der Ziele des Pariser Klimaabkommens bei.
Start-up gewinnt Award
Das Kieler Start-up Caesekrake hat den KfW-Award im Wert von 1.000 Euro für seine veganen Käsealternativen erhalten. In einer Zeit, in der Nachhaltigkeit und Veganismus viel diskutiert werden, setzt das Unternehmen echte Taten um. Die Milchviehhaltung trägt erheblich zur Klimaproblematik bei und immer mehr Menschen entscheiden sich aus ethischen Gründen für eine vegane Ernährung.
Musik hilft gegen Schmerzen
Lieblingsmusik hilft, Schmerzen zu lindern, sagt eine kanadische Studie. Wenn man Musik hört, die man liebt, sei der Effekt stärker als bei unbekannter Entspannungsmusik, so die Fachleute. Dieses Wissen könnte dazu beitragen, musikbasierte Schmerztherapien zu verbessern. Die Forschenden fanden heraus, dass emotionale Reaktionen auf Musik eine große Rolle spielen. Menschen empfanden den Schmerz als weniger intensiv, wenn sie Musik hörten, die sie mit bewegenden emotionalen Erlebnissen verbanden. Dies könnte auf die Freude an der Musik und auf "musikalische Schauer" zurückzuführen sein, die Schmerzsignale blockieren könnten.
Filmpremiere "Heaven can wait"
Passend dazu: Vor zwei Wochen hat der Dokumentarfilm über den Chor "Heaven can wait" aus Hamburg Premiere gefeiert. Der gleichnamige Film begleitet sechs mutige Mitglieder des Chors. Mindestalter: 70, nach oben offen. Die älteste Sängerin ist 97 Jahre alt. Nicht nur der Film rührt das Herz. Der Chor selbst hat immer wieder Auftritte, zum Beispiel heute im Theater Lübeck.
Immer mehr nachhaltige Geldanlagen
Immer mehr Menschen in Deutschland wünschen sich, ihr Geld sinnvoll anzulegen. Laut einer Umfrage der Verbraucherzentrale Bremen ist mittlerweile jede zweite Person an nachhaltigen Geldanlagen interessiert, während es vor zehn Jahren nur jede dritte war. Im Jahr 2022 investierten die Deutschen laut dem Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) rund 317 Milliarden Euro in nachhaltige Fonds, was einem Anstieg von 29 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht.
Polizei ruft Projekt gegen Rassismus ins Leben
Die Polizei in Niedersachsen hat gemeinsam mit dem Verein "Gegen das Vergessen" das Projekt "Demokratiestarke Polizei" ins Leben gerufen, um Rassismus zu bekämpfen, Vorurteile abzubauen und interne Probleme anzugehen. Die Initiative umfasst politische Bildung, offenen Austausch und die Unterstützung von über 100 Demokratiepaten. Niedersachsen hat das Projekt bereits fest in seinen Leitlinien verankert, Schleswig-Holstein und Thüringen planen ebenfalls dessen Einführung für ihre Polizeiorganisationen.
Zigarettenautomaten erhalten Warnhinweise
Auswahltasten bei Zigarettenautomaten an Supermarktkassen müssen Warnhinweise haben. Dies entschied am Donnerstag in Karlsruhe der Bundesgerichtshof, nachdem die Nichtraucher-Initiative Pro Rauchfrei geklagt hatte. Der Händler, gegen den geklagt wurde, wurde zur Unterlassung verurteilt. Laut einer DAK-Gesundheit-Studie lösen Schockfotos auf Zigarettenpackungen in erheblichem Maße negative Emotionen aus. Studien aus Ländern wie Australien oder Großbritannien zeigen, dass Raucherinnen und Raucher in Ländern, in denen bildliche Warnhinweise auf Zigarettenschachteln verwendet werden, besser über die gesundheitlichen Folgen des Rauchens informiert sind.
Fortschritte bei neuer Krebstherapie
Das Mainzer Pharmaunternehmen Biontech meldet Fortschritte bei der Entwicklung einer neuartigen Krebstherapie. Dabei handelt es sich um eine Kombination aus sogenannten CAR-T-Zellen und einem mRNA-Impfstoff. Wie das Unternehmen berichtet, war in einem Versuch zum Ermitteln der geeigneten Dosis bei 74 Prozent der Patienten der Krebs nicht weiter gewachsen und bei 45 Prozent sogar geschrumpft. Ermittelt wurden diese Werte bei 38 Erkrankten. Bei der offenbar effektivsten Dosierung wurde das Tumorwachstum in 95 Prozent der Fälle gestoppt und bei 59 Prozent wurde der Tumor kleiner.