Mental Health: Wie umgehen mit den schlimmen Nachrichten aus Israel?
Täglich erreichen uns neue schlimme Bilder und Videos aus Israel und dem Gaza-Streifen. Das kann unsere Psyche belasten. Deshalb sollten wir bewusst auf uns und unsere mentale Gesundheit achten. Psychotherapeutin Anke Glaßmeyer erklärt im N-JOY Interview, was wir tun können.
Terror und Krieg, Tote und Verletzte, Menschen in Todesangst — jeden Tag sehen wir im Netz und in den Nachrichten schreckliche Bilder, hören von furchtbaren Ereignissen. An vielen Menschen geht das nicht spurlos vorbei.
Die Psychotherapeutin Anke Glaßmeyer sagt, das sei normal. Schließlich seien die ganzen Nachrichten Dauerstress für unser Nervensystem: "Wir bekommen immer neue Infos und das verunsichert, führt zu Ohnmacht und zu Hilflosigkeit – und je nachdem, ob wir vielleicht auch berufliche oder private Kontakte nach Israel haben, sind wir möglicherweise noch mal mehr betroffen." Wichtig ist laut Glaßmeyer, sich Folgendes vor Augen zu führen:
Die Bilder und Nachrichten bewegen uns – jeden Menschen jedoch unterschiedlich. Denn wie Menschen mit Krisen umgehen, das ist individuell unterschiedlich – und das ist okay. Anke Glaßmeyer im N-JOY Interview
Es gebe Menschen, die sich in dieser Situation hilflos, antriebslos, überfordert oder wie gelähmt fühlen. Andere wiederum würden aktiv und kämen ins Handeln, sagt Glaßmeyer.
Psychotherapeutin empfiehlt bewussten Medienkonsum
Wie aber können wir damit umgehen, wenn wir merken, dass uns die Situation gerade sehr belastet? Aus der Sicht von Anke Glaßmeyer sind im Umgang mit der Nachrichtenflut drei Punkte besonders wichtig:
Wichtig ist, die eigenen Gefühle zu akzeptieren und anzunehmen, eine gute Selbstfürsorge zu betreiben und seriöse Medien in einem Maße zu konsumieren, das für einen selber gut und angemessen ist. Anke Glaßmeyer im N-JOY Interview
Wir sollten also nicht nur gut auf unsere eigenen Gefühle achten – sondern uns auch bewusst machen: Es ist völlig okay, wenn es uns gerade nicht gut geht. Deshalb sollten wir zur Selbstfürsorge gezielt Dinge machen, die uns gut tun – beispielsweise ausreichend schlafen, uns gesund ernähren und uns ausreichend bewegen. Auch Spazierengehen und soziale Kontakte zu Freunden und Familie können uns gut tun.
Außerdem sollten wir laut Glaßmeyer darauf achten, welche Nachrichten wir konsumieren – und wie viele. Die Psychotherapeutin rät dazu, seriöse Quellen zu nutzen und auch mal eine Nachrichtenpause einzulegen oder nur zu bestimmten Tageszeiten die Nachrichten zu checken – zum Beispiel einmal morgens und einmal abends, allerdings am Besten nicht vor dem Zubettgehen. Weil uns Videos stärker belasten können als reine Text-Nachrichten, rät die Expertin:
Es kann auch helfen, auf bewegte Bilder zu verzichten, denn diese vermitteln meist mehr Emotionen. Da sind nüchterne Artikel, die eher Informationen vermitteln, sinnvoller. Psychotherapeutin Anke Glaßmeyer
Tipps: Das kann euch im Umgang mit schlechten News helfen
- Legt bewusst Nachrichten-Pausen ein.
- Informiert euch bei seriösen Quellen (z.B. bei öffentlich-rechtlichen Sendern, bei der Tagesschau sowie bei bekannten Tageszeitungen)
- Macht euch klar: Ihr könnt nicht alles kontrollieren, jedes Gefühl ist in Ordnung.
- Sprecht mit Freunden oder der Familie über eure Gefühle und Sorgen.
- Tut das, was sich für euch gut anfühlt.
Wichtig: Wenn ihr mit starken psychischen Problemen zu tun habt oder jemanden in eurem Umfeld kennt, auf den das zutrifft: Holt euch professionelle Hilfe. Kontakte und Informationen haben wir euch hier zusammengestellt.