Eine Polizeiabsperrung © picture alliance/dpa Foto: Carsten Rehder
Eine Polizeiabsperrung © picture alliance/dpa Foto: Carsten Rehder
Eine Polizeiabsperrung © picture alliance/dpa Foto: Carsten Rehder
AUDIO: Bundespolizei verzeichnet Anstieg schwerer Delikte an SHs Bahnhöfen (1 Min)

Körperverletzung, Raub, Nötigung: Mehr Gewalt an SHs Bahnhöfen

Stand: 01.02.2025 05:00 Uhr

Die Bundespolizei verzeichnet einen leichten Anstieg schwerer Delikte auf Schleswig-Holsteins Bahnhöfen. Das liegt vor allem auch an der Gewaltzunahme auf dem Lübecker Hauptbahnhof. Die GdP fordert mehr Personal.

von Julian Marxen

"Bahnhof Flensburg: Mann durch Messerstich verletzt", "Hauptbahnhof Kiel: Polizist in den Unterarm gebissen", "Hauptbahnhof Lübeck: Wegen Bombendrohung evakuiert", "Bahnhof Elmshorn: Mann greift Polizisten an". Diese kleine Auswahl an Schlagzeilen zeigt, dass Gewalttaten auf Bahnsteigen und in Wartehallen keine Ausnahme sind. Im Gegenteil. Körperverletzung, Raub, Nötigung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte - insgesamt 461 solcher Delikte hat die Bundespolizei 2024 auf Schleswig-Holsteins Bahnhöfen gezählt. Das sind knapp fünf Prozent mehr als in den beiden Jahren zuvor.

Lübeck: Situation deutlich verschärft

Wer in die Statistik schaut, stellt allerdings fest: Nicht überall im Norden steigen die Zahlen. Während in Kiel und Neumünster 2024 etwas weniger Gewalttaten auf Bahnhöfen registriert wurden, verzeichneten Flensburg, Elmshorn (Kreis Pinneberg) und Lübeck eine Zunahme. Den meisten Anlass zur Sorge dürfte dabei die Entwicklung auf dem Lübecker Hauptbahnhof geben. Dort hatte es die Bundespolizei nach eigenen Angaben 2024 mit insgesamt 114 Gewalttaten zu tun. Das sind fast 60 Prozent mehr Fälle als im Vorjahr. Die Bundespolizei erklärt sich das vor allem damit, dass sich am Lübecker Hauptbahnhof zunehmend aggressive Drogensüchtige aufhalten. Auch die Obdachlosenhilfe macht diese Beobachtung und berichtet sogar von Angriffen auf ehrenamtliche Helfer.

GdP beklagt "Verrohung"

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) beobachtet, dass Ton und Umgang auf den Bahnhöfen generell rauer geworden seien. Und es herrsche weniger Respekt vor den Beamtinnen und Beamten, berichtet der Vorsitzende der GdP Bundespolizei Küste, Stephan Lange. Er spricht von einer "Verrohung". Seine Kollegen werden immer wieder auch selbst Opfer von Gewalt. Ein Grund für die Aggressionen ist offenbar, dass die Angreifer oft unter Einfluss von Rauschmitteln stehen. "Der Bahnhof ist halt ein Aufenthaltsort, an dem sich leider auch viele Leute treffen, die Drogen und Alkohol konsumieren", sagt Stephan Lange. "Wir haben festgestellt, dass wenn wenig Polizei da ist, diese Räume ausgenutzt werden. Wenn wir jetzt mehr Personal dahin bekämen, würde das vielleicht zu einer Verdrängung führen", meint Lange.

Polizei braucht Verstärkung

Mehr Polizisten vor Ort, mehr Polizisten für die zeitintensive Video-Auswertung von Überwachungskameras. Das wünscht sich die Gewerkschaft der Polizei, weiß aber gleichzeitig, dass das Personal fehlt. Neben Bahnhöfen muss die Bundespolizei auch die Grenzen im Blick haben, muss zum Beispiel an den Übergängen zu Dänemark kontrollieren. Und diese Aufgabe könnte sich mit der nächsten Bundesregierung noch ausweiten. Laut GdP ist das kaum zu schaffen. Um mehr Nachwuchskräfte zu bekommen, müsse der Job attraktiver werden, fordert Stephan Lange. Der Gewerkschafter wünscht sich unter anderem eine bessere Vergütung. Denn ein Bundespolizist sorge notfalls unter Einsatz seiner Gesundheit für Recht, Ordnung und die Sicherheit der Bahnreisenden.

Weitere Informationen
Eine Quattro-Streife aus Sicherheitskräften der Bundes- und Landespolizei, der Hochbahn-Wache und der DB-Sicherheit ist vor dem Hamburger Hauptbahnhof am Hachmannplatz unterwegs. © picture alliance/dpa | Christian Charisius Foto: Christian Charisius

Hamburg: An diesen Bahnhöfen gibt's die meisten Polizeieinsätze

Beim U-Bahn-Netz ist der Hauptbahnhof die Station mit den meisten Einsätzen. Bei der S-Bahn ist es der Bahnhof Neugraben. mehr

Ein Polizist greift an seine Dienstwaffe © picture alliance Foto: Frank May

Mehr Schusswaffengebrauch bei der Polizei in SH

Allein im vergangenen Halbjahr gab es mindestens fünf Einsätze mit Schusswaffengebrauch in SH. 2023 keinen einzigen. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 01.02.2025 | 08:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Lübeck

Nachrichten aus Schleswig-Holstein

Eine Polizeiabsperrung © picture alliance/dpa Foto: Carsten Rehder

Körperverletzung, Raub, Nötigung: Mehr Gewalt an SHs Bahnhöfen

Die Bundespolizei verzeichnet einen leichten Anstieg schwerer Delikte in den vergangen Jahren. Was sind die Gründe? mehr

Videos