Kleine Schwimmbäder in Nordfriesland vor dem Aus?

Stand: 30.06.2024 16:29 Uhr

Schleswig-Holstein hat viele kleine Freibäder. Sie sind oft der zentrale Treffpunkt im Sommer. In Nordfriesland gibt es etwa 20 von ihnen. Einigen droht aber jetzt das Aus.

von Jochen Dominicus

Auf den ersten Blick sieht das Schwimmbad in Breklum (Kreis Nordfriesland) alles andere als marode aus. Das Wasser ist klar und sauber, die Badegäste ziehen ihre Bahnen im Schwimmerbereich und die Kinder toben an der kleinen Wasserrutsche. Es ist sauber, die Liegewiese gemäht und an der Kasse stehen die Gäste und halten 1,50 Euro Eintritt bereit. Wenn das Wetter schön ist, dann öffnet das Freibad um 14 Uhr. Pro Jahr kommen rund 4.000 Gäste, erklärt der Schwimmbad-Koordinator der Gemeinde Udo Wohnsen. "Wenn das Schwimmbad wegkommen würden, das wäre ein Verlust", sagt er und ergänzt: "Das Freibad ist wichtig für die Menschen der Gemeinde." Denn nicht nur die angrenzende Schule nutzten das Bad, es fänden auch viele andere - stets ausgebuchte - Schwimmkurse hier statt.

Bäderhygieneverordnung schwer erfüllbar

Ein Blick in das Freibad Breklum © NDR Foto: Jochen Dominicus
Pro Jahr kommen rund 4.000 Gäste ins Freibad in Breklum.

Während im Schwimmbecken die Laune gut ist, verfinstert sich die Miene des Schwimmbad-Koordinators, als er die fünf Stufen hinab in den Technikraum geht. Das Schwimmbad wurde in den 60er-Jahren gebaut und kann die Vorschriften der Bäderhygieneverordnung des Kreises nur bedingt erfüllen. Die Pumpen, vor denen er steht, sind für die ausreichende Umwälzung des Wassers zu schwach, die Anzahl der Düsen, durch die frisch gechlortes und durch Filter gereinigtes Wasser ins Becken strömt, zu gering. Nur etwa ein Viertel der geforderten Wassermenge können die Pumpen umwälzen, fasst Wohnsen es zusammen.

"Wir müssen das Bad eigentlich komplett auf links drehen, das heißt die Wände müssen erneuert werden, die Folie muss erneuert werden, die Pumpen müssen erneuert werden, und die Düsen für das Einspritzen von Chlor müssen erneuert werden, beziehungsweise zusätzlich ausgebaut werden." Udo Wohnsen, Schwimmbad-Koordinator Breklum

Sanierung zu teuer für die Gemeinde

Eine Komplettsanierung würde mehr als 1,2 Millionen Euro kosten, so die Schätzung. Zu viel für die kleine Gemeinde mit knapp 2.300 Einwohnern. Ein Förderverein kämpft mittlerweile für den Erhalt des Schwimmbads. Bei einem Spendenaufruf im Internet kamen in den ersten Tagen schon mehr als 5.000 Euro zusammen, erzählt Sabrina Christiansen, die den Förderverein ins Leben gerufen hat.

Freibad Bordelum rettet sich mit Notlösung durch die Saison

Einen Förderverein gibt es in der rund sieben Kilometer entfernten Gemeinde Bordelum noch nicht, aber dort betreibt die Gemeinde ein baugleiches Freibad auch aus den 60er-Jahren. Die gleiche Technik bedeutet jetzt das gleiche Problem. Im letzten Jahr musste das Bad sogar einen Tag vor offiziellem Saisonende schließen. Die Chlorwerte waren zu schlecht, der Kreis Nordfriesland zog die Handbremse und machte das Bad dicht. Dass es in dieser Saison wieder aufmachen konnte, lag an einer Notlösung, die sich die Gemeinde überlegte. Die Düsen wurden aufgebohrt, so strömt jetzt mehr gechlortes Wasser ins Becken, die Umwälzung hat sich verbessert.

2025 muss Bordelum schließen

Eine Gruppe von Menschen posiert in einem Freibad am Beckenrand © NDR Foto: Jochen Dominicus
Bordelum kann dieses Jahr noch sein Freibad genießen. Laut Bürgermeisterin Susanne Bahnsen (Mitte) wird es 2025 aber definitiv geschlossen bleiben.

Das ist aber keine Lösung für die Ewigkeit. Zu Beginn des Jahres musste zudem die Folie geflickt werden, weil rund 3.000 Liter Wasser pro Tag ausliefen. 2025 wird das Freibad definitiv geschlossen bleiben, so Bürgermeisterin Susanne Bahnsen (CDU). Die will jetzt in der Gemeinde herausfinden, wie das Bad gerettet werden kann und wo noch Gelder zur Verfügung stehen. Auch in Bordelum müssten rund 1,2 Millionen Euro investiert werden, wenn alles saniert werden soll.

Freibad Högel bekommt Förderung

Die 450-Seelen-Gemeinde Högel teilt sich mit den Gemeinden Goldelund, Goldebek, Joldelund und Kolkerheide ein Freibad, baugleich mit den Bädern in Breklum und Bordelum, auch aus den 60er-Jahren. Und auch hier sind es rund 1,2 Millionen Euro Sanierungskosten, so die Schätzung von Högels Bürgermeisterin Tanja Carstensen. Die hält aber sichtlich stolz den vor ein paar Tagen eingetroffenen Förderbescheid des Landes in den Händen. Mehr als 683.000 Euro sind es.

Ein Blick in das Freibad Högel © NDR Foto: Jochen Dominicus
Das Freibad Högel hat eine Förderung über 683.000 Euro erhalten.
Trotz Förderung: Högel muss um Erhalt des Schwimmbads kämpfen

Seit 2019 haben die Gemeinden gemeinsam für eine Förderung ihres Freibades gekämpft und ein Ortsentwicklungskonzept auf die Beine gestellt, das Freibad als Schlüsselprojekt definiert, so Tanja Carstensen. Das, so sagt sie, habe schlussendlich zu dem positiven Förderbescheid geführt. "Das ist genau, was das Entwicklungskonzept will. Gemeinden unterstützen bei Sachen, die die Lebensqualität in den Gemeinden fördern", so die Bürgermeisterin. "Insofern haben wir genau den Nerv des Konzepts getroffen". Dank der Förderzusage können die Planungen für Sanierungsarbeiten jetzt beginnen. Für eine Komplettsanierung fehlen aber immer noch rund 600.000 Euro. Das fehlende Geld wollen die fünf Gemeinden irgendwie zusammenkratzen, hoffen zusätzlich noch auf Spenden. Ob das Schwimmbad in Högel 2025 wieder aufmachen kann, ist derzeit noch unklar.

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 30.06.2024 | 19:30 Uhr

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