Bademeister gesucht: Steht die Freibad-Saison auf der Kippe?
In zahlreichen Badeanstalten in Schleswig-Holstein fehlen noch Rettungsschwimmer und Schwimmmeisterinnen. Im Zweifel könnten Angebote eingeschränkt werden oder Freibäder gar geschlossen bleiben.
Viele der mehr als 100 Freibäder in Schleswig-Holstein suchen weiter händeringend nach Personal - und das, obwohl bald die Sommersaison startet. Unter anderem fehlt es an Rettungsschwimmerinnen und -schwimmern für die Badeaufsicht, so der Landes-Schwimmmeisterverband. Eine Entwicklung, die in Badeanstalten in ganz Deutschland zu spüren sei.
Keine Schwimmaufsicht - Freibad zu?
Das Freibad Katzheide in Kiel, das Freibad Poggensee bei Bad Oldesloe (Kreis Stormarn), das Freibad Kellinghusen (Kreis Steinburg) - nur einige Beispiele für Bäder die noch weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für den Betrieb suchen, um pünktlich im Mai öffnen zu können. Ändert sich die Lage bis zur Freibad-Saison nicht, wären einige Bäder gezwungen, ihr Angebot im Sommer einzuschränken. Im vergangenen Jahr mussten vereinzelt Freibäder in der laufenden Saison sogar tageweise geschlossen bleiben, weil Personal fehlte.
Rettungsschwimmer haben Job den Rücken gekehrt
Ein Grund für das fehlende Personal im Land sind nach Verbandsangaben die Auswirkungen der Corona-Pandemie und der Energiekrise. Da viele Freibäder für längere Zeit schließen mussten, hatten sich viele der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter andere Jobs gesucht. "Die Kollegen haben was anderes gemacht und festgestellt: Es gibt auch Berufe, die nicht zu so unattraktiven Zeiten sind", sagt Andreas Gädigk vom Landes-Schwimmmeisterverband. Viele von ihnen seien danach nicht mehr zu den Freibädern zurückgekehrt, so Gädigk.
Wir sind an einem Punkt, an dem wir neue Wege gehen müssen, um Leute zu finden. Wer jetzt noch nicht Personal hat, wird auch schwierig Personal finden. Andreas Gädigk vom Landes-Schwimmmeisterverband
Fachkräftemangel ein deutschlandweites Problem
In ganz Deutschland fehlen neben genügend Rettungsschwimmern auch schätzungsweise 2.000 bis 3.500 Schwimmmeister. Sie übernehmen neben der Badeaufsicht die gesamte Technik im Bad und kümmern sich um die Wasserwerte. "Wir reihen uns in der Dienstleistungsbranche in den harten Kampf um Arbeitskräfte ein", sagt Frank Achtzehn von der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen. Wie die Freibad-Saison ablaufen wird, werden wohl die kommenden Wochen zeigen, so Achtzehn.
Wochenendarbeit wenig attraktiv
Laut Bundesverband Deutscher Schwimmmeister ist in den vergangenen Jahren bereits viel für die Attraktivität des Jobs getan worden. Gehalt und Rahmenbedingungen seien entsprechend angepasst worden, sagt Peter Harzheim, Präsident des Verbands.
Das Problem sei aber: "Die Leute wollen am Wochenende rausgehen, sich entspannend, Wellness genießen." Weniger Menschen seien bereit, am Wochenende zu arbeiten, während andere frei haben. Die Branche selbst könne dieses gesellschaftliche Problem allein kaum lösen. An der Attraktivität ihrer angebotenen Jobs müssten die Freibäder dennoch arbeiten, so Harzheim.