Kiel nimmt Abstand von der Städtepartnerschaft zu Qingdao
Die Freundschaft zwischen Kiel und der chinesischen Metropole Qingdao in China soll nicht weiter ausgebaut werden. Das teilte Kiels Stadtpräsidentin Bettina Aust in einer geschäftlichen Mitteilung der Ratsversammlung mit.
Darin heißt es, dass bis auf Weiteres Abstand von einer Vertiefung der Freundschaft mit Qingdao genommen wird. Im Vorfeld hatten Politikerinnen und Politiker sowie Sicherheitsfachleute kritisiert, China könnte die Städtepartnerschaft unter anderem zu Spionagezwecken nutzen. Aust schreibt weiter, dass der Freundschaftsstatus mit Qingdao unberührt bleibe und die seit vielen Jahren etablierten Segelaustausche fortgesetzt werden. CDU und FDP geht diese Entscheidung deshalb nicht weit genug.
Der Hauptausschuss der Stadt Kiel hatte Anfang März beschlossen, die Gespräche mit der ostchinesischen Millionenmetropole fortzuführen. Auch die Ratsversammlung stimmte zu, eine Kooperation mit Qingdao in Bereichen wie Umwelt- und Meeresschutz, Nachhaltigkeit und Wissenschaft zu prüfen. Bisher konzentrierte sich die Zusammenarbeit zwischen Kiel und Qingdao auf den Segelsport. Aus China sei jedoch der Wunsch an die schleswig-holsteinische Landeshauptstadt herangetragen worden, die Freundschaft "auf eine höhere Ebene zu bringen" und offiziell eine Städtepartnerschaft einzugehen, teilte die Stadt Kiel im März mit.
Institut für Sicherheitspolitik: Womöglich militärisches Wissen abgreifen
Im April äußerte dann das Institut für Sicherheitspolitik an der Universität Kiel starke Bedenken. Professor Joachim Krause vom Institut reagierte alarmiert. "Wir schätzen die Gefahr hier am Institut sehr groß ein, weil China eine lange Tradition des Missbrauchs von Städtepartnerschaften und auch wissenschaftlichen Kontakten hat, um Informationen abzufischen, die vor allen Dingen für das Militär und in diesem Fall für die Marine der Volksrepublik von entscheidender Bedeutung sind." Speziell ginge es um die U-Boot-Technik und Unterwasser-Kriegsführung.
Ist das Geomar von besonderem Interesse?
Das Institut hatte laut Krause die Stadt Kiel darum gebeten, sich diese Anfrage aus Qingdao noch einmal sehr genau anzusehen. Die Förderung des Segelsports hält der Institutsleiter für ein vorgeschobenes Argument. "In der Hauptsache geht es den Chinesen um die wissenschaftlichen Kontakte. Da steht insbesondere das Geomar im Mittelpunkt."