Auf einem Banner steht: "Rheinmetall Entwaffnen Camp, 3-8. September 2024 Kiel". © NDR Foto: Karen Jahn
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Auf einem Banner steht: "Rheinmetall Entwaffnen Camp, 3-8. September 2024 Kiel". © NDR Foto: Karen Jahn
AUDIO: Protestcamp Kiel startet (1 Min)

"Kiel entwaffnen" - Protestcamp gegen Rüstungsindustrie beginnt

Stand: 03.09.2024 05:00 Uhr

Heute startet das Bündnis "Rheinmetall entwaffnen" ein Protestcamp gegen die Rüstungsindustrie in Kiel. Die Polizei ist vorbereitet, die betroffenen Unternehmen sind vorsichtig. Bis Sonntag rechnen die Veranstalter mit 800 Teilnehmenden.

von Joscha Krone

Ab heute verwandelt sich der Werftpark in Kiel-Ellerbek zu einem Protestcamp gegen Krieg und Militarisierung. Das Motto: "Kiel entwaffnen - Kriegsindustrie versenken". Aktivistinnen und Akitivisten des Bündnisses "Rheinmetall entwaffnen" haben zu der Aktionswoche aufgerufen. Bis Sonntag sind auf dem Areal viele Aktionen, Workshops und eine Demonstration geplant.

Protestcamp als Ort der Vernetzung gegen Aufrüstung

Die Aktionen im Camp seien für alle offen, sagen Jonah Fischer und Fioana Brinkmann vom Orga-Team. Die beiden Sprecher des Bündnissen bezeichnen das Camp als ein Ort der "gemeinsamen solidarischen Vernetzung für alle". Sie wollen mit kreativen Aktionen ein Zeichen gegen die in der Landeshauptstadt vertretenen Rüstungsunternehmen wie Rheinmetall, German Naval Yards und ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS) setzen und - so wörtlich - "ihre Produktion von Kriegsgerät blockieren".

Kieler Hafen, die Werftanlagen von ThyssenKrupp und German Naval Yards. © IMAGO / penofoto
TKMS hat in Abstimmung mit den Sicherheitsbehörden Maßnahmen ergriffen, um mögliche Einflüsse des Protestcamps zu vermeiden, so ein Sprecher der Werft.

Die Polizei ist darauf eingestellt, Veranstaltungen zu stoppen, die nicht durch die Versammlungsfreiheit gedackt sind, heißt es von einem Sprecher. Ziel sei es, eine friedliche Veranstaltung zu gewährleisten.

Das plant "Rheinmetall entwaffnen": Demonstrationen, Spontan-Aktionen und Workshops

Sechs Tage dauert das Camp, insgesamt erwartet das Bündnis nach eigenen Angaben rund 800 Aktivistinnen und Aktivisten aus ganz Deutschland. Am Sonnabend soll es dann eine große Abschluss-Demonstration in der Kieler Innenstadt geben. Die Route beginnt am Bootshafen führt unter anderem über die Andreas-Gayk-Straße, Gablenzstraße und Elisabethstraße zu einer Zwischenkundgebung auf dem Vinetaplatz. Darauf folgt bei der Werft eine zweite Kundgebung. Die Demonstration endet schließlich an der Kaiserstraße.

Im Protestcamp selbst soll es am heutigen Dienstag ein Nachbarschaftscafé geben, bei dem das Bündnis mit Anwohnerinnen und Anwohnern ins Gespräch kommen möchte. In den geplanten Workshops werden außerdem der Kieler Matrosen-Aufstand von 1918, aktuelle Kriege wie im Sudan und Gaza und die Kriegsindustrie in Kiel besprochen.

Polizei und Ordnungsamt beobachten das Protestcamp

Die Polizei ist eigenen Angaben zufolge auf die Aktionen vorbereitet und hat potentiell gefährdete Objekte und Anlagen der Unternehmen besonders im Blick. Einige der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollen in der Vergangenheit bereits gewaltsame Blockade und Stürmungsversuche begangen haben.

Bei möglichen Ausschreitungen sei man daher in der Lage einzugreifen, heißt es von der Polizei. Auch mit den Verantwortlichen der Kieler Rüstungsunternehmen wie TKMS oder Rheinmetall steht die Polizei in stetigem Austausch. Das Ordnungsamt überwacht Lautstärke und Brandschutz auf dem Werftpark-Gelände.

Unternehmen bitten um Fairness und schützen ihre Mitarbeitenden

Seitens TKMS wolle man die Entwicklungen des Protestcamps mit großer Aufmerksamkeit verfolgen. Man nehme potentielle Risiken für Beschäftigte und den Kieler Standort sehr ernst, so ein Sprecher der Werft.

Rheinmetall bittet in Anbetracht des Protestcamps "um Fairness". Das Unternehmen betont, dass man die Kritik an ihrer Arbeit gelten lässt. Man wehre sich jedoch "entschieden gegen unsachliche Stimmungsmache". Rheinmetall sagt, es sei eine gemeinsame Verpflichtung, den Streitkräften der Bundeswehr die bestmögliche Ausrüstung zu geben, um Frieden und Freiheit sichern zu können. Zur Sicherheitslage des Standortes äußerte sich das Unternehmen nicht.

Bundeswehr und Marine: erhöhte Wachsamkeit am Stützpunkt

Die Bundeswehr und das Marinestützpunkt-Kommando Kiel schätzt die Sicherheitslage ruhig ein und rechnet derzeit nicht mit Aktionen. Dennoch werde man wachsam sein und die Gesamtsituation beobachten, so die Bundeswehr.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 03.09.2024 | 08:30 Uhr

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