Turmfalken-Glück im Kieler Rathausturm
Ein Nistkasten erscheint auf dem Bildschirm. Darin hocken winzige Turmfalken in ihrem zarten weißen Daunenkleid. "Gerade war ich kurz draußen", sagt Bodo Quante, der nun am Rechner in seinem Büro im Rathaus sitzt. "Es hat wohl einen heftigen Revierkampf gegeben. Sowas habe ich auch noch nicht erlebt." Der 55-Jährige kümmert sich hingebungsvoll um die Turmfalken, denn er ist neben seiner Arbeit beim Pressereferat der Stadt Kiel auch ehrenamtlich in der AG Wanderfalkenschutz tätig.
Nun ist Quante besorgt, ob es seinen gefiederten Freunden auch wirklich gut geht, doch über die Webcam, die auf den Nistkasten gerichtet ist, sieht alles gut aus. "Ich warte jetzt, dass die Mutter zurückkommt, um die Küken zu behudern, aber die sind wohl noch alle etwas aufgeregt." Als hudern wird das Schützen der Küken vor Kälte oder zu starker Hitze bezeichnet.
Männchen für's Grobe, Weibchen mit Feinarbeit
Gleich fünf Küken haben sich in diesem Frühjahr ihren Weg aus dem Ei erkämpft. Noch sind sie wackelig auf den Beinen, können nicht selbst stehen. Ein sechstes Ei liegt noch unaufgebrochen da. Die Elternvögel müssen die Kleinen noch unter ihrem Gefieder hudern, denn das Daunenkleid kann die Jungen noch nicht so gut wärmen. Die Eltern bringen ordentlich Futter, wobei die Männchen eher für das Grobe zuständig sind, sagt der Falkenexperte und grinst dabei: "Er legt den Küken die Mäuse am Stück vor die Nistmulde und wundert sich vermutlich, warum die Kleinen die Beute so nicht fressen wollen." Das Weibchen hat da mehr Geduld und zerteilt die Beute in schnabelgerechte Stücke.
Der Turmfalke für das "normale Volk"
Falken gibt es im Kieler Rathausturm schon länger. Früher waren sogar Wanderfalken hier - jetzt leider nicht mehr, bedauert Bodo Quante. Aber auch die Turmfalken seien besonders: "Man sagt immer: Der Gerfalke war dem Kaiser vorbehalten, der Wanderfalke dem Adel, der Turmfalke dem niederen Adel und für das normale Volk." Zumindest passen die Falken irgendwie zur Politik und ins Rathaus. Der Turmfalke ist zwar eine der häufigsten Greifvogelarten in Deutschland, doch der Bestand ist laut NABU leicht rückläufig. Es gibt etwa 44.000 bis 73.000 Brutpaare.
"Alle total verliebt in die Falken"
"Wir sind hier alle total verliebt in unsere Turmfalken", sagt Kerstin Graupner, die auch in der Kieler Presseabteilung arbeitet. "Die bringen ja auch Glück." Sie freut sich schon, wenn die Kleinen etwas größer werden und dann der große Moment kommt: "Wenn die Kleinen dann flügge werden - das wird etwa so vier bis fünf Wochen dauern - dann fangen die wirklich an, das Fliegen zu lernen und dann ist da richtig Bewegung da oben."