Kieler KVG zahlt Prämie für Anwesenheit - Ministerium skeptisch
Mit einer Prämie versucht das Kieler Verkehrsunternehmen KVG jetzt den Krankenstand in der Belegschaft zu senken. Das schleswig-holsteinische Wirtschaftsministerium spricht sich für andere Modelle aus.
Busfahrerinnen und -Busfahrer des Verkehrsunternehmens KVG aus Kiel, die wenig bis gar nicht krank waren, bekommen jetzt eine Prämie - pro Quartal. Wer in drei Monaten an keinem Tag krankheitsbedingt zuhause geblieben ist, erhält 250 Euro. Bei bis zu zwei Tagen Abwesenheit gibt es noch 200 Euro, bei drei und vier Tagen bekommen Mitarbeitende 125 Euro. Alle, die länger krank zuhause geblieben sind, bekommen keinen Bonus. Laut KVG haben rund 500 Beschäftigte jetzt die erste Prämie für Mai bis August bekommen - mehr als 300 Mitarbeitende sind leer ausgegangen. Zuerst hatten die "Kieler Nachrichten" berichtet.
KVG testet Anwesenheitsprämie für ein Jahr
Nach dem ersten Quartals-Test sei es für ein Fazit noch zu früh, sagte KVG-Sprecherin Andrea Kobarg. Eine leichte Verbesserung, was den Krankenstand anbetrifft, habe man aber schon feststellen können. Die KVG will die Maßnahme jetzt erstmal ein Jahr testen. Sie gehe auch nicht davon aus, "dass jemand, der wirklich krank ist, dann trotzdem zur Arbeit kommt. Aber es ist für die, die keine Fehlzeiten haben - und davon haben wir auch einen ganzen Teil von Beschäftigten - für die ist das natürlich eine Belohnung." Die Unternehmensverbände Nord (UV Nord) bewerten den Ansatz der KVG grundsätzlich erstmal positiv.
Unternehmen hätten grundsätzlich ein großes Interesse an gesunden und zufriedenen Arbeitnehmenden, so Geschäftsführer Sebastian Schulze. Die eine Lösung gegen Personalmangel gebe es nicht, sondern häufig individuelle Vereinbarungen. Und, so Schulze weiter: "Kreative Anreizmodelle funktionieren in der Regel sehr gut."
Wirtschaftsministerium: Busfahrer kommen vielleicht krank zur Arbeit
Wirtschaftsstaatssekretär Tobias von der Heide (CDU) ist im Vergleich zu UV Nord weitaus skeptischer. Mit Blick auf den hohen Krankenstand im öffentlichen Dienst berge es die Gefahr, dass sich Busfahrerinnen und Busfahrer krank zum Dienst schleppen, um die Prämie zu kassieren, so von der Heide. "Das wäre fatal." Insofern sollte besser gemeinsam mit Betriebsrat und Belegschaft über andere Modelle nachgedacht werden, betont der CDU-Politiker.
Im Falle der KVG wurde das Prämienmodell, neben weiteren Maßnahmen für das Fahrpersonal, zwischen Geschäftsführung und Betriebsrat vereinbart. Das Ziel laut Kieler Verkehrsbetriebe: ein positives Arbeitsumfeld schaffen.