Keine Einigung im Prozess nach Haspa-Einbruch in Norderstedt
Im August 2021 waren unbekannte Täter mit einem Kernbohrer in eine Sparkassen-Filiale eingedrungen und hatten rund 650 Schließfächer geknackt. Nach Verhandlungen in den ersten Fällen soll eine Entscheidung am 14. Juni verkündet werden.
Im Rechtsstreit um Entschädigung nach dem Aufbruch der rund 650 Schließfächer einer Filiale der Hamburger Sparkasse (Haspa) in Norderstedt gibt es vorerst keine gütliche Einigung. Nach Verhandlungen in den ersten Fällen am Mittwoch vor dem Landgericht Hamburg soll eine Entscheidung am 14. Juni verkündet werden.
40.000 Euro pro Schließfach oder mehr?
Konkret ging es bei dem Termin um die Frage, ob die Haspa bei der Sicherung des Tresorraums Pflichten verletzt hat. Wenn das der Fall sei, folge daraus eine Schadensersatzpflicht über die von der Haspa angebotene Summe pro Schließfach hinaus, sagte der Vorsitzende Richter Christoph Ruholl. Im Januar hatte das Gericht in einer vorläufigen Verfügung bereits erklärt, es halte die Sicherungsmaßnahmen für "unzureichend". Die Sparkasse beruft sich laut dem Anwalt der Kläger, Jürgen Hennemann, auf eine Haftungsbegrenzung in Höhe von 40.000 Euro pro Schließfach. Das ist den Klägern zu wenig.
Ein 67 Jahre alter Mann verlangt 150.000 Euro zurück. Diesen Betrag hatte er als Bargeld in einem Schließfach in der Norderstedter Filiale deponiert. In einem anderen Fall geht es um Bargeld in Höhe von mindestens 25.000 Euro sowie Goldbarren und Goldmünzen.
Anwalt spricht von Bewegungsmelder "auf Baumarktniveau"
Der Anwalt der Kläger wirft der Sparkasse "ein sicherheitstechnisches Totalversagen" vor. "Während des Einbruchs, der sich über zwei Tage erstreckte, wurde ein Alarm weder ausgelöst noch in eine Sicherheitszentrale oder zur Polizei aufgeschaltet." Hennemann sprach von einem Bewegungsmelder "auf Baumarktniveau".
Sparkasse: Sicherung war auf aktuellem Stand der Technik
Die Sparkasse hielt dagegen: "Die Sicherungssysteme des Tresorraums der Haspa-Filiale in Norderstedt waren zum Zeitpunkt des Einbruchs auf dem aktuellen Stand der Technik", erklärte eine Sprecherin. Weiter heißt es: "Der Tresorraum war durch professionelle Sicherheitssysteme mehrfach geschützt. Dies wurde auch durch ein Gutachten der Versicherung bestätigt."
Täter sind noch nicht gefasst
Wie viel Geld die Täter insgesamt erbeutet haben, ist bislang unklar. Der Anwalt der Kläger spricht von einer Gesamtschadenssumme von rund 40 Millionen Euro. Die Haspa beziffert den Schaden dagegen auf elf Millionen Euro. Eine umfangreiche Fahndung einschließlich Durchsuchungen in Berlin und einem Beitrag in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY... ungelöst" brachte die Polizei bisher nicht auf die Spur der Täter.