Kein Kavaliersdelikt: Ortsschilderklau in SH
Für die meisten sind es wichtige Ortsmarken, für einige dagegen Trophäen für den Partykeller: Immer wieder werden in Schleswig-Holstein Ortsschilder geklaut. Deren Ersatz müssen die Gemeinden selbst bezahlen - und das Geld fehlt dann oft an anderer Stelle.
Brasilien, Kalifornien, Kamerun, England, Weitewelt oder Wacken: In Schleswig-Holstein gibt es viele Orte, deren Schilder regelmäßig gestohlen werden. Doch nicht nur Orte mit großen Namen sind betroffen. In den vergangenen Tagen sind auch in mehreren Gemeinden im Kreis Pinneberg wieder Ortsschilder geklaut worden. Betroffen waren unter anderem Haselau, Heidgraben und Bilsen. Allein in Bilsen wurden am Wochenende fünf Schilder entwendet.
Sachschaden von bis zu 2.500 Euro
Gerade die Kassen kleinerer Gemeinden werden durch derartige Diebstähle enorm belastet: Die 800-Einwohner-Gemeinde Bilsen beispielsweise geht von einem Schaden von 2.100 bis 2.500 Euro aus. Geld, das eigentlich in einen neuen Spielplatz fließen sollte. "Das sind natürlich Gelder, die für uns jetzt außerplanmäßig aufgewendet werden müssen", erklärt die stellvertretende Bürgermeisterin Fenna Grehm (BFB). Gegebenenfalls müsse nun an dem geplanten Spielplatz eingespart werden.
Ortsschilderklau ist mehr als Diebstahl
Laut Polizei ist das Stehlen von Ortsschildern kein Kavaliersdelikt. Zum Teil handele es sich um einen gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr, so die Polizei. Denn viele der Bilsener Schilder verschwanden laut Fenna Grehm direkt an der B5 - und zeigen Autos nun nicht mehr an, dass sie im Ort langsamer fahren sollen. Das kann gefährlich werden, meint sie: "Wir haben hier nur eine Fußgängerüberquerung, die mit einer Ampel ausgestattet ist, was natürlich für alle, die die Straße überqueren wollen, ein erhebliches Risiko mit sich bringt."
Wie viele Schilder insgesamt in Schleswig-Holstien geklaut wurden, kann die Landespolizei allerdings nicht mit Sicherheit sagen, denn nicht jeder Diebstahl werde angezeigt. Polizeilich bekannt ist nach Angaben von Polizeisprecher Dennis Schneider eine verhältnismäßig geringe Anzahl von Taten. Durchschnittlich erreichen die Landespolizei etwa 30 Fälle pro Jahr. "Die Täter konnten bisher nur in wenigen Fällen ermittelt werden", so Schneider. Laut dem Landeskriminalamt Schleswig-Holstein (LKA) gibt es abgesehen von Orten wie Wacken zudem keine regionalen Schwerpunkte.
Bilsen hofft auf Hinweise und Rückkehr der Schilder
Die Gemeinde Bilsen hat für sachdienliche Hinweise 300 Euro Belohnung ausgelobt. Sie hofft, dass zumindest ein paar ihrer Schilder wieder auftauchen. Einen Wachdienst, um künftige Diebstähle zu verhindern, soll es aber nicht geben. "Da setzen wir auf unsere Dorfgemeinschaft", so die stellvertretende Bürgermeisterin.