Katzenplage in Schleswig-Holstein
Yvonne Wiegers und Faye Henningsen sind auf dem Weg zu einem Einsatz. Ein Nachbar hatte sich bei den Mitarbeiterinnen des Tierheims Schleswig gemeldet. Verwilderte Katzen würden durch die Nachbarschaft streifen. Die beiden Frauen haben Fallen mitgebracht. Ihr Ziel: Die herrenlosen Tiere einzufangen - eine Aufgabe die Zeit und Geduld braucht.
"Es sind einfach zu viele, die vermehren sich massiv. Sie verhungern, haben meistens Würmer und Flöhe", so Faye Henningsen. "Und wenn sie dann in die Sandkästen der Kinder gehen und dort ihr Geschäft machen und die Kinder spielen da und nehmen das in die Hand und in den Mund und Zack - haben sie auch Würmer."
Bis zu 35 Nachkommen pro Jahr
75.000 verwilderte Katzen leben Schätzungen zufolge in Schleswig-Holstein. Die herrenlosen Tiere vermehren sich unkontrolliert und bereiten Behörden und Tierärzten zunehmend Kopfzerbrechen: "Wilde Katzen stellen ein Problem dar, weil sie sich in der freien Natur versorgen müssen. Sie sind nicht nur ein Problem in den Sandkisten, sondern bedrohen durch ihre Futtersuche auch heimische Vogelarten", so Martin Koch vom Bund praktizierender Tierärzte.
Tierschützer und Tierärzte sind sich einig: Um das Problem in den Griff zu bekommen, gibt es nur eine Lösung: Die Kastration der herrenlosen Tiere. Bei Fangaktionen werden die Tiere eingefangen, kastriert und anschließend wieder an ihrem Fundort ausgesetzt. So lässt sich die Population zumindest unter Kontrolle halten.
"Eine Katze kann in einem Jahr 35 Nachkommen haben, da kann man sich ausrechnen, wie schnell sich so eine Population vergrößert", so Tierarzt Jan Balzar. Auf seinem OP-Tisch landen die wilden Katzen von Schleswig. Zehn Minuten dauert der Eingriff bei einem Kater. Doch das Kastreiren ist aufwändig und kostet Geld. 50 Euro für einen Kater und 100 Euro für eine Katze.
Kastrationspflicht für private Halter?
Ein erster Schritt, das Problem in den Griff zu bekommen, könnte ein Erlass sein, der es den Kommunen ermöglicht, private Katzenhalter zur Kastration verpflichten zu dürfen. Das ist bereits gängige Praxis in vielen niedersächsischen Kommunen. Das Umweltministerium in Schleswig-Holstein sieht zwar Handlungsbedarf, zu einer Verordnung konnte man sich bisher noch nicht durchringen. "Wir setzen zunächst einmal auf eine freiwillige Aktion. Das ist immer besser die Tierhalter und alle Beteiligten bei der Freiwilligkeit zu packen“, so Staatssekretär Ulf Kämpfer.
Bis dahin sind den Kommunen in Schleswig-Holstein die Hände gebunden. Wie zum Beispiel in Mölln. Hier gehören wilde Straßenkatzen zum Straßenbild. "Wir sind ja bislang in der Not, dass wir praktisch nichts machen können und machen dürfen", klagt Jan Wiegels, Bürgermeister in Mölln.