Karstadt-Schließung in Lübeck - 110 Mitarbeiter verlieren ihren Job
Der Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof will 52 der 129 verbliebenen Warenhäuser in Deutschland schließen. Von 17.000 Mitarbeitenden werden mindestens 5.000 ihren Job verlieren. Auch der Standort in Lübeck wird geschlossen. Dort sind 110 Jobs betroffen.
Lübecks Bürgermeister Jan Lindenau (SPD) kündigte an, Gespräche mit Galeria Karstadt Kaufhof und dem Immobilieneigentümer RFR darüber zu führen, wie eine Schließung zum 31. Januar 2024 doch noch verhindert werden könnte. "Wir bedauern sehr, dass Galeria Karstadt Kaufhof dieses Potenzial und die damit verbundenen Chancen nicht erkannt hat und den Standort Lübeck schließen will."
Mit neuen Konzepten des Unternehmens und der Stadt, die ineinandergreifen, und Zugeständnissen des Vermieters will Lindenau etwas erreichen. Von Galeria Karstadt Kaufhof hieß es am Dienstag, dass die betroffenen Filialen durchaus nochmal neu bewertet werden könnten, sollte es etwa durch neue Konzepte Änderungen in der Perspektive geben.
Ver.di wirbt für neue Konzepte
Bei der Gewerkschaft ver.di trifft die Entscheidung, den Standort Lübeck zu schließen, auf Unverständnis. Nach Aussage von Bert Stach, Fachbereichsleiter Handel bei ver.di im Norden, habe der Standort durchaus eine Zukunftsperspektive. "Das Problem ist, dass die Konzepte aus den 70er oder 80er Jahren stammen. Veränderungen sind nötig. Neue Konzepte müssen her, der Onlinehandel muss gestärkt werden. Man muss neue Ideen ausprobieren. Um ein Warenhaus der Zukunft zu betreiben, muss auch das Management sich ändern." Bei ver.di wolle man um jeden Standort und um jeden Arbeitsplatz kämpfen.
Auch Mareike Petersen vom Handeslverband in Schleswig-Holstein geht davon aus, dass sich in Zukunft viele große Warenhäuser verkleinern müssen, um überleben zu können. Sie sei aber auch davon überzeugt, dass Kaufhäuser auch in Zukunft noch eine Rolle spielen und sich finden werden, so nannte sie es. Vor allem, weil aus ihrer Sicht Galeria Karstadt Kaufhof und auch andere Warenhäuser bis Corona eigentlich auf einem guten Weg waren, was zum Beispiel Modernisierungsprozesse angeht.
Standort Kiel bleibt erhalten
In der Landeshauptstadt will der Konzern seine Filiale behalten. Unklar ist jedoch, in welcher Form. Zwar macht Karstadt in Kiel noch Gewinne, die sogenannte Flächenproduktivität sei dem Konzern aber zu gering. Nach Angaben von Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD) soll der Standort verkleinert werden, um rentabel zu bleiben. Die Kieler Filiale ist aktuell rund 20.000 Quadratmeter groß.
Nach Angaben des Oberbürgermeisters plant der Konzern, das Untergeschoss (Aktionsfläche), Erdgeschoss (Zugang Ziegelteich) und die gesamte Sportfläche aufzugeben. Über mögliche Nachmieter sei man mit dem Besitzer des Gebäudes im Gespräch, so Kämpfer. Wie viele der rund 190 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz bei der Verkleinerung behalten können, ist unklar. Kiel würde - sobald die Filiale in Lübeck geschlossen wird - die einzige Filiale in Schleswig-Holstein sein.
Energiepreise und Konsumflaute Schuld
Ende Oktober 2022 hatte Galeria Karstadt Kaufhof zum zweiten Mal innerhalb von drei Jahren Insolvenz angemeldet. Als Gründe gab der Konzernchef die explodierenden Energiepreise und die Konsumflaute durch die Corona-Lockdowns in Deutschland an. Bereits zwei Mal bekam Galeria Karstadt Kaufhof staatliche Unterstützung. Insgesamt 680 Millionen Euro erhielt der Warenhauskonzern aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds zur Unterstützung.