Der Eingangsbereich eines Kieler Impfzentrums. © Andrea Schmidt Foto: Andrea Schmidt
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AUDIO: Die letzten Impfzentren in SH schließen (1 Min)

Impfzentren schließen, Corona aber noch da - und jetzt?

Stand: 31.03.2023 18:33 Uhr

Am Freitag ist in Schleswig-Holstein die Zeit der Impfstellen zu Ende gegangen. Ab Montag werden Corona-Schutzimpfungen nur noch in Arztpraxen, beim Betriebsarzt oder in impfenden Apotheken durchgeführt. Welche Ratschläge haben die Experten?

von Marc Kramhöft

Es waren Situationen, die man bis dahin eher von Konzerten oder Fußballspielen gekannt hatte: Tausende Schleswig-Holsteinerinnen und Schleswig-Holsteiner, die vor einem mobilen Endgerät sitzen und auf einen Platz hoffen. Allerdings nicht im Stadion oder in der Konzerthalle, sondern im Corona-Impfzentrum. Bis zu 28 gab es davon zeitweise landesweit, zuletzt noch sieben. Nun machen auch diese zu.

VIDEO: Sind Corona-Impfungen noch nötig? (3 Min)

Hausärzte sehen sich für Impfungen gut aufgestellt

Der Vorsitzende des Hausärzteverbandes in Schleswig-Holstein, Jens Lassen, ist entspannt mit Blick auf das Ende der Impfzentren. "Wir brauchen sie schlicht und einfach nicht mehr. Sie haben einen guten Job getan und es gab eine Zeit, wo wir sehr froh waren, dass wir sie hatten", sagt der Arzt aus Leck (Nordfriesland). Jetzt ließen sich aber nur noch wenige Menschen gegen Corona impfen - und das können die Hausarztpraxen leisten. Konkret spricht Lassen von Tagen, an denen bundesweit nur noch eine dreistellige Zahl an Impfungen durchgeführt werde. Ein Bruchteil der Immunisierungen im Vergleich zur Anfangszeit.

Corona wird in der Regel wie eine Erkältung behandelt

Generell beobachten der Hausarzt und seine Kolleginnen und Kollegen aktuell noch relativ viele Atemwegsinfektionen. Ob es sich dabei um Corona handelt oder nicht, wird nicht mehr in jedem Fall geprüft, weil das Virus einen großen Teil seines Schreckens verloren hat. Ein PCR-Test werde nur noch gemacht, wenn es eine medizinische Bedeutung habe, so Lassen - also zum Beispiel bei Menschen mit Vorerkrankungen. "Wie viele von unseren erkälteten Patienten momentan Covid haben, wissen wir schlicht und einfach nicht. Und müssen das auch nicht wissen, weil es keine große Relevanz hat."

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Infektionen verlaufen überwiegend mild

Stephan Ott, Corona-Experte.
Infektiologe Stephan Ott spricht von einer Corona-Welle im Hintergrund - schwere Verläufe gebe es aber kaum noch.

Das sieht auch der Infektiologe und Leiter des Gesundheitsamtes im Kreis Rendsburg-Eckernförde, Stephan Ott, ähnlich. Er schaut sich die Daten zu den Infektionen weiterhin noch etwas genauer an und spricht von einer Welle, die aktuell im Hintergrund abläuft. Das sei zum Beispiel unter den Beschäftigten in der Kreisverwaltung spürbar. Aber "das ist ja das, was wir immer wollten und propagiert haben. Solange wir keine schweren Verläufe haben, ist es unerheblich, wie viele Fälle das sind und ob es sich um Corona oder eine Erkältung handelt", so Ott. Die Daten etwa aus Krankenhäusern würden bestätigen, dass es inzwischen kaum noch ernste Krankheitsverläufe gebe, sagt der Infektiologe.

Experte: Bis zum Sommer in der Regel keine zusätzliche Impfung nötig

Welchen Rat haben die Experten also, wenn es um die Frage des Impfens geht? Beide verweisen auf die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO). Demnach ist eine zweite Auffrischung - also die insgesamt vierte Impfung - für Menschen ab 60 Jahren empfohlen, ebenso für bestimmte vulnerable und gefährdete Patientinnen und Patienten. Auch eine fünfte Impfung ist nach ärztlicher Beratung möglich, besonders für ältere Menschen.

Wer jünger ist, gesund und drei Mal geimpft, muss aus Sicht von Infektiologe Ott erstmal nicht tätig werden, auch wenn die letzte Immunisierung schon Monate zurück liegt - zumindest bis zum Sommer. Für den folgenden Herbst und Winter fordert der Experte klare Vorgaben und Informationen unter anderem von der STIKO. Konkret will er wissen, ob sich jeder doch nochmal einen Booster holen sollte oder ob es dann auch einen Kombi-Impfstoff geben wird, der gleichzeitig gegen Grippe wirkt.

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Verhandlungen über Impfhonorar für Ärzte - Selbstbeteiligung möglich

Unklar ist noch, wer die Corona-Impfungen künftig bezahlt. Den Impfstoff allein übernimmt noch bis Ende des Jahres der Bund, das Impfhonorar und das Zubehör aber nur noch bis zum 7. April. Für die Zeit danach haben sich Krankenkassen sowie Ärztinnen und Ärzte auch bei uns im Land noch nicht geeinigt. Die Kassenärztliche Vereinigung in Schleswig-Holstein (KVSH) teilte mit: "Impfwillige Personen müssen ab dem 8. April mit einer Selbstbeteiligung rechnen." Wer diese vermeiden möchte, sollte seinen Impfstatus deshalb überprüfen und sich gegebenenfalls noch vor dem 8. April eine Auffrischung holen, so der Rat der KVSH. Auch der Verband der Ersatzkassen hofft, dass sich dieses Szenario vermeiden lässt. Ein Sprecher zeigte sich optimistisch, auch wenn eine neue Verhandlungsrunde zunächst noch kein Ergebnis gebracht hatte.

Mehr als 2,6 Millionen Impfungen in den Impfzentren

Noch sind also Fragen offen am letzten Tag der Impfzentren. Über 2,6 Millionen Corona-Impfungen wurden dort laut Gesundheitsministerium durchgeführt. Ministerin Kerstin von der Decken (CDU) spricht bei der Impfkampagne in Schleswig-Holstein von einer großartigen Gemeinschaftsleistung zahlreicher Akteure: "Dazu gehören viele engagierte Menschen, die man kaum abschließend nennen kann. Insbesondere die engagierten und unermüdlichen Helferinnen und Helfer des Deutschen Roten Kreuzes und der Johanniter, der Bundeswehr und des Technischen Hilfswerkes, die (Zahn)Ärztinnen und (Zahn)Ärzte, sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kreise und kreisfreien Städte." Die Kosten für die Impfkampagne sind noch nicht abschließend berechnet, liegen aber bei mindestens 98 Millionen Euro.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 31.03.2023 | 07:00 Uhr

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