Immer mehr Deutsche wandern in den Süden Dänemarks aus
Sonderburg, Apenrade, Tondern und Hadersleben sind bei deutschen Auswanderern stark im Trend. Das geht aus Zahlen der dänischen Statistikbehörde hervor. Manche versprechen sich jenseits der Grenze ein besseres Lebensumfeld, andere nennen das Schulsystem als Grund.
Viele Deutsche ziehen offenbar dauerhaft nach Dänemark. Wie aus Zahlen von Danmarks Statistik hervorgeht, gilt das vor allem für Orte nahe der Grenze. Dazu gehören demnach Kommunen wie Sonderburg (Sønderborg) und Apenrade (Aabenraa). Dort sowie in Tondern (Tønder) und Hadersleben (Haderslev) wohnten den Daten zufolge über viele Jahre konstant rund 4.500 Menschen mit einem deutschen Pass. Zum 1. Januar 2020 waren es 4.670 Menschen, ehe ihre Zahl in den folgenden Jahren rasant anstieg. Zum 1. Januar 2024 waren rund 8.200 Menschen mit deutschem Pass in diesen Kommunen gemeldet. Das entspricht einem Plus von mehr als 80 Prozent innerhalb von vier Jahren.
Familien mit Kindern beleben kleine Orte in Dänemark
Die Verantwortlichen der dänischen Kommunen begrüßen diese Entwicklung offenbar. "Es ist sehr schwierig, eine junge Familie oder junge Leute aus Seeland hierherzubekommen", sagt der Bürgermeister der Kommune Sonderburg, Erik Lauritzen. "Wir sind zu weit weg von den großen Städten, das ist unser großes Problem." Daher sei die Einwohnerzahl über Jahre insgesamt gesunken. Erst seit 2023 steigt die Zahl den Daten zufolge wieder an. Ähnlich sieht es in Apenrade aus: Insbesondere die Zuwanderung aus Deutschland habe positiv zur Bevölkerungsentwicklung beigetragen, heißt es hier. Die sogenannte Zuzugskoordinatorin von Sonderburg, Tatjana Rode, betont, für die Gemeinde sei es wichtig, qualifizierte Arbeitskräfte zu finden, aber auch, dass Familien mit Kindern hierherziehen, weil die Bevölkerung immer älter werde. Es sei einfacher, Menschen aus Deutschland für die Region zu gewinnen als aus Kopenhagen.
Der Wunsch nach einem besseren Lebensumfeld
Wer warum aus Deutschland nach Dänemark zieht, das hat das Teknologisk Institut im Auftrag der Gemeinden Apenrade und Sonderburg untersucht. Demnach sind die Gründe unterschiedlich: Viele verließen Deutschland unter anderem wegen des Wunsches nach einem besseren Lebensumfeld (69 Prozent). Wichtig war zudem der Wunsch, in einem anderen Land zu leben (65 Prozent). Auch Unzufriedenheit mit der politischen Führung (46 Prozent) spielt den Erhebungen zufolge eine wichtige Rolle. Dies gilt insbesondere für Zuwanderer, die 2022 und 2023 in Dänemark angekommen sind: Sie nannten oft etwa den Umgang mit der Corona-Pandemie und Migrationsfragen (61 Prozent). Einige hätten auch Unzufriedenheit mit dem deutschen Schulsystem geäußert, sagte Zuzugskoordinatorin Rode.
Viele Häuser in Dänemark günstiger als in Deutschland
Bei Umzügen nach Dänemark könnten auch niedrigere Immobilienpreise eine Rolle spielen. In den Orten nördlich der Grenze seien die Häuser oft günstiger und beim Kauf fielen fast keine Nebenkosten an, erklärt Lasse Sternkopf Petersen, Immobilienmakler bei Nybolig Padborg. Ungefähr die Hälfte der Kunden seines Unternehmens in Pattburg (Padborg) und Krusau (Kruså) in der Kommune Apenrade sind nach seinen Worten Deutsche.
Laut den Erhebungen des Teknologisk Instituts ist die Hälfte der deutschen Zuwanderer in der Gemeinde Sønderborg im erwerbsfähigen Alter zwischen 18 und 60 Jahren. 65 Prozent haben eine Berufsausbildung oder einen Universitätsabschluss.
Einige Auswanderer schicken Kinder nicht in Schule
Es gibt inzwischen offenbar einige Dänen, denen der Zustrom zu viel wird. Dies sei der Fall, wenn beispielsweise Deutsche in acht von zehn leerstehenden Häusern eines kleinen Dorfes einziehen, so der Bürgermeister der Kommune Sonderburg, Erik Lauritzen. Meist aber freuten sich die Dänen über die Zuzügler, weil wieder Licht in den Fenstern und wieder Kinder im Dorf seien. Dies komme auch den örtlichen Vereinen und dem Dorfleben zugute. Das einzig wirkliche Problem, das Lauritzen sieht, sind die Familien, die nach Dänemark ziehen, weil sie mit dem deutschen Schulsystem nicht zufrieden sind. "Dann kommen sie hierher und unterrichten ihre eigenen Kinder zu Hause. Das finde ich nicht gut." Er befürchtet, dass diese Kinder auf diese Weise isoliert werden könnten. In Dänemark ist es erlaubt, Kinder auch zu Hause zu unterrichten.
Viele sprechen Deutsch, aber Dänisch ist "das A und O"
Um Deutschen in Dänemark den Neustart zu erleichtern, gibt es einmal im Monat einen sogenannten Zuzüglerstammtisch. Außerdem finden sich auf der Homepage der Kommune Informationen auf Deutsch und es gibt deutschsprachige Beratung. Ohnehin sprechen viele Menschen in der Region deutsch. Das liegt auch an der deutschen Minderheit, die eigene Kindergärten und Schulen betreibt. Rode rät trotzdem allen, die nach Dänemark ziehen, Dänisch zu lernen: "Die Sprache ist das A und O, wenn man hier richtig Fuß fassen möchte."