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Hygiene-Probleme in Barbershops: Was Betreiber und Experten sagen

Stand: 16.01.2025 05:00 Uhr

Die Verbreitung eines Hautpilzes hat in SH mehrere Gesundheitsämter alarmiert: Kontrollen in Flensburg zeigten in fast allen überprüften Barbershops Hygienemängel. Was sagen Barbershop-Betreiber dazu?

von Jörn Zahlmann

Günstig, schnell und fast immer ohne Termin: Barbershops erfreuen sich auch in Schleswig-Holstein seit einigen Jahren immer größerer Beliebtheit - und machen traditionellen Friseursalons Konkurrenz. Allein im Kreis Rendsburg-Eckernförde schätzt die Verwaltung die Anzahl der Barbershops auf rund 200. In Flensburg gibt es laut Stadt 100 Filialen - traditionelle Friseursalons und Barbershops zusammengerechnet. Kontrollen in Flensburg und Kiel haben nun allerdings ergeben, dass es in fast allen überprüften Barbershops Hygienemängel gibt.

Flensburg: Mängel in 15 von 16 Barbershops

Ein Barbershop in Flensburg mit Friseurstuhl im Vordergrund und Friseuren im Hintergrund. © NDR Foto: Zahlmann, Jörn
Insgesamt gibt es in Flensburg nach Angaben der Stadt rund 100 traditionelle Friseursalons und Barbershops.

Bei Kontrollen des Gesundheitsdienstes gab es laut Stadt Flensburg in 15 von 16 kontrollierten Barbershops Beanstandungen - vor allem wegen der mangelhaften Desinfektion von Arbeitsgeräten, nicht zugelassenen Desinfektionsmitteln und fehlender Hygienepläne. Bis Ende des Jahres will der Gesundheitsdienst alle Flensburger Friseurgeschäfte und - Barbershops auf die Einhaltung der Hygienestandards überprüfen.

Barbershop-Betreiber: 30 Prozent weniger Kunden

Mo Barkr betreibt einen Barbershop in der Flensburger Innenstadt. Seitdem die Ergebnisse der Kontrollen in der vergangenen Woche veröffentlicht wurden, sei sein Laden deutlich leerer. Er ist verärgert.

"Das ist ungerecht. Ich habe viele Stammkunden. Die würden nicht wieder kommen, wenn es schmutzig wäre. Ich glaube, wir sind einfach eine Konkurrenz für andere Friseurläden, weil wir bessere Arbeit zu einem besseren Preis machen." Mo Barkr, Barbershopbetreiber in Flensburg

Barkr zeigt auf mehrere elektrische Desinfektionsgeräte. "Dass wir Maschinen zwischen den Kunden reinigen, ist normal", sagt er. Sein eigener Laden sei bislang noch nicht vom Gesundheitsamt kontrolliert worden. "Als Frisöre wünschen wir uns von zukünftigen Prüfern, dass sie Ratschläge geben, die die Arbeit besser machen und nicht aus Wettbewerbsgründen alle Friseure negativ und überheblich beurteilen", meint Barkr.

Stadt: Miteinander und nicht gegeneinander für Hygiene-Standards

Stadtsprecher Clemens Teschendorf weist den Vorwurf zurück, man wolle den Barbershops in der Stadt schaden. "Unser Ziel ist es nicht, Barbershops an sich infrage zu stellen. Ziel muss es sein, dafür zu sorgen, dass die Hygiene-Standards so hoch sind, dass jemand, der da rein kommt, sich sicher sein kann, dass er dort auch gesund wieder herauskommt", sagt Teschendorf. Bei drei kontrollierten traditionellen Friseurgeschäften habe es keine Beanstandungen gegeben. Für die Barbershops werde es nun Nachkontrollen geben.

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Kontrollen: Kein Fall von "Trichophyton tonsurans" gefunden

Die gute Nachricht: Im Zuge der Flensburger Kontrollen wurde kein Fall von "Trichophyton tonsurans" nachgewiesen. Auch über die Stadt hinaus ist keiner Behörde in Schleswig-Holstein derzeit ein Fall bekannt. Das ergab eine Umfrage von NDR Schleswig-Holstein. Allerdings ist die Infektion auch nicht meldepflichtig.

Auch andere Regionen wollen Kontrollen durchführen

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Nach Angaben des Zentralverbands des Deutschen Friseurhandwerks hat der Trend von Barbershops in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Offizielle Zahlen gibt es aber nicht.

Und: In Kiel gab es im Juni 2023 mehrere Infektionen, die auf einen Kieler Barbershop zurückzuführen waren. Seitdem ist das Amt für Gesundheit in der Landeshauptstadt alarmiert. Auch die Kreise Rendsburg-Eckernförde und Dithmarschen wollen in Zukunft ohne konkreten Anlass in Barbershops kontrollieren.

Marcic: Keine Kenntnisse über Anforderungen in Barbershops

Das Kieler Zwischenergebnis nach Kontrollen in insgesamt sechs Betrieben fällt ernüchternd aus.

"In den überwachten Shops waren die grundlegenden rechtlichen und fachlichen Anforderungen nicht bekannt. Es gab keinen Hygieneplan oder nur einen sehr rudimentären Hygieneplan." Dr. Anne Marcic, Leiterin Bereich Infektionsschutz, Gesundheitsamt Kiel

In der Folge habe man alle Kieler Barbershops schriftlich über die Hygiene-Grundlagen informiert.

Sauberkeit im Laden erlaubt keine Rückschlüsse auf Hygiene

Doch wie können Kunden sichergehen, dass ihr Barbershop die Hygiene-Richtlinien einhält? "Es bleibt nur die Nachfrage. Ich würde den Betreiber fragen, ob er frisches Material einsetzt und wie das im Vorfeld aufbereitet wurde. Man kann anhand der Sauberkeit des Shops noch keine Rückschlüsse darauf ziehen, wie dort tatsächlich gearbeitet wird", sagt Marcic. Anforderungen etwa an Infektionsmittel seien deutlich höher als für den privaten Gebrauch, Einwirkzeiten müssten streng eingehalten werden.

Friseursalons und Barbershops rechtlich gleichgestellt

Nach Angaben der Stadt Flensburg haben Angestellte in traditionellen Friseurgeschäften üblicherweise eine abgeschlossene Berufsausbildung, Lehrlinge dürften dort auch nicht ohne anwesenden Ausbilderin oder Ausbilder tätig werden. Rechtlich gibt es zwischen traditionellen Friseursalons und Barbershops keine Unterschiede - zumindest dann, wenn Barbershops neben der Bartrasur und -pflege auch Kopfhaarschnitte anbieten: "Die Mehrzahl der Barber gehört zu 100 Prozent zum Friseurhandwerk mit allen Konsequenzen in Bezug auf die Eintragung in die Handwerksrolle", sagt Sara Lorenzen, Leiterin der Handwerksrolle.

Ausreichende Qualifikation notwendig

Heißt: Betriebsleiter im Friseurhandwerk brauchen entweder einen Meisterbrief oder eine vergleichbare Qualifikation - egal ob Barbershop oder traditionelles Friseurgeschäft. Ein Barbershop, der sich ausschließlich auf Rasur oder Bartpflege beschränke, sei äußerst selten, teilt die Handwerkskammer Schleswig-Holstein mit.

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Nachrichten für Schleswig-Holstein | 16.01.2025 | 06:00 Uhr

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