#Hyggepost aus Dänemark: Bares ist Rares
Unsere Kolumnistin lebt in Dänemark und schreibt über ihren Alltag - etwa über etwas, worauf man sich in Deutschland noch nicht ganz einlassen kann: nur mit Karte zu zahlen und kein Bargeld zu haben.
Wir Deutschen lieben ja unser Bargeld. Trotz diverser Umzüge in meinem Leben finde ich heute noch in irgendwelchen Winkeln die eine oder andere D-Mark-Münze. Ich denke mit ein bisschen Wehmut an diese Zeit. Vor vier Jahren dann der Kulturschock: In Dänemark bezahlt man eigentlich fast alles mit Karte oder dem Handy.
Schräge Blicke beim Bäcker
Ich erinnere mich noch gut an meine ersten Einkäufe in Dänemark. Stolz hatte ich mir - natürlich - erst mal Bargeld besorgt. Umgerechnet vielleicht 70 Euro. Dass ich damit nicht weit komme war klar. Aber ich wollte mal gucken, wie die Scheine und die Münzen mit dem Loch in der Mitte so in der Hand liegen. Beim Brötchenkauf erntete ich schräge Blicke, als ich mein Bargeld aus dem Portemonnaie holte. Vielleicht lag es aber auch nur daran, dass ich jede Münze erst umständlich mehrmals hin und her drehen musste um zu erkennen, wie viel Geld ich da eigentlich in den Händen hatte. Doch für diesen kleinen Betrag meine Karte, geschweige denn mein Handy, zu zücken - auf diese Idee wäre ich damals schlicht nicht gekommen. Inzwischen zahle ich auch Kleinstbeträge mit Karte.
Corona hat viel verändert
Lange Zeit hatte ich das Gefühl, dass die Dänen schon seit Jahrzehnten weitgehend auf Bargeld verzichten. Weil sie es mit großer Selbstverständlichkeit NICHT benutzen. Doch mein Nachbar - der Mann namens Ove - klärt mich auf: "Das ist eigentlich erst seit Corona so", sagt er. Vorher hätten er und seine Frau Jonna auch noch mehr mit Bargeld gezahlt. Ove öffnet sein Portemonnaie. Darin: ein paar Euro-Scheine. Für den Einkauf in Flensburg. "Nein, Kronen benutzen wir eigentlich nicht mehr. Auch nicht, wenn wir am Wochenende nach Oslo fahren, um das Finale der Handball-WM zu sehen", erklärt Ove und lacht.
Bargeldlos glücklich?
Ihr Bargeld vermissen sie nicht, sagen Ove und Jonna. Einen Nachteil gibt es aber doch, finden sie. "Die Kinder wissen ja gar nicht mehr richtig, was Geld ist, wenn man das nur Online hin und her schickt. Eine Sparbüchse haben wir hier ja nicht mehr", erklären die beiden. Deshalb gäbe es jetzt speziellen Unterricht an den Schulen, in dem Banken den Kindern den Umgang mit "richtigem" Geld näher bringen würden.
Keine Banküberfälle mehr in Dänemark
Apropos Banken: Für die hat es durchaus einen Vorteil, dass Bares inzwischen eher rar ist. 2022 war das erste Jahr, in dem es in Dänemark nach Angaben des Interessenverbands der Banken, Finans Danmark, keine einzigen Banküberfall gab. Auch in den vergangenen beiden Jahren nicht. "Bei manchen Banken musst Du anmelden, wenn Du Bargeld holen willst", sagt Oves Frau Jonna.
Wer in Dänemark Geld abheben will, sollte sich informieren
Wenn ihr also in Dänemark Urlaub machen wollt, informiert euch am besten vorher, ob und bis zu welchem Limit ihr Bargeld am Automaten ziehen könnt. Bei meiner Bank kann ich z.B. während der Öffnungszeiten 10.000 Kronen abheben (ca. 1.300 Euro). Ist die Bank zu, sind es nur 2.000 Kronen (ca. 270 Euro). Denn in manchen Geschäften oder auch auf Flohmärkten kann man natürlich bar bezahlen, wenn man will.
Schnell ans bargeldlose Leben gewöhnt
Eigentlich habe ich mich schnell ans bargeldlose Bezahlen gewöhnt. Was ich auch nach vier Jahren noch immer nicht geschafft habe: Mir die App Mobilepay aufs dänische Handy zu laden - um damit z.B. in Geschäften zu bezahlen, die kein Bargeld akzeptieren oder auch um privat Geld hin und her zu schieben. Doch dafür bin ich wohl immer noch zu Deutsch. Und das ist auch in Ordnung so.