Holzprofessur soll Fachkräfte in den Norden locken
Die Holzindustrie boomt. Es macht auch Sinn mehr nachwachsende Rohstoffe im Bau einzusetzen. Mehr Nachfrage nach Holzbauten auf der einen Seite und der Fachkräftemangel auf der anderen führen aber auch zu Problemen in der Branche.
Die Technische Hochschule Lübeck hat deshalb eine Stiftungs-Professur für Holzbau ausgeschrieben. Sie soll Menschen zu Fachkräften direkt vor Ort ausbilden. Finanziert wird sie von mehreren Holzbauunternehmen. Eines davon ist die Firma Schütt in Landscheide (Kreis Steinburg). Das Unternehmen fertigt Holzkonstruktionen. Aus ihnen sollen später einmal Fertighäuser für das Gewerbe werden: Hallen, Garagen, Bürogebäude. Etwa 200 Mitarbeiter arbeiten bei Schütt. Sie erwirtschaften knapp 60 Millionen Euro Umsatz pro Jahr. Nach Angaben der Firma könnte es deutlich mehr sein: Etwa zehn Prozent jährlich. Dieses Wachstum bleibt allerdings aus, weil Fachkräfte fehlen. "Im Ingenieursbüro könnten wir auf einen Schlag fünf neue Stellen besetzen. Und in den Produktions-Hallen würden wir gerne jedes Jahr fünf Lehrlinge neu dazu holen und das gelingt uns auch nicht", berichtet der Geschäftsführer Tillmann Schütt.
Professur soll nicht nur Fachkräfte ins Land locken
Die größten Personalprobleme gibt es in der Bauplanung im hauseigenen Ingenieursbüro. "Hier fehlen Fachkräfte und die, die da sind, müssen auch noch Umdenken", so Schütt. Denn die Arbeit mit Holz muss zukunftsorientiert aufgestellt werden.
Helfen soll die Stiftungsprofessur. Sie wird ab dem Wintersemester an der Technischen Hochschule Lübeck eingerichtet. Die Firma Schütt investierte mit andere Holzbaufirmen etwa 100.000 Euro in die Professur. Sie soll nicht nur Fachkräfte ins Land locken: In der Lehre sollen Studierende auch lernen, Material möglichst ressourcenschonend einzusetzen. "Es geht darum gleich mitzudenken, was passiert, wenn die eingebauten Rohstoffe wieder ausgebaut werden. Wie kann das möglichst einfach passieren, wie kann ich sie dann am besten direkt wiederverwenden oder vielleicht auch in anderer Form weiternutzen", erklärt Sebastian Fiedler, Dekan im Fachbereich Bauwesen der TH Lübeck. Für das Recycling sei es außerdem wichtig, dass möglichst naturbelassenes Holz eingesetzt werde. Kleb- und Verbundstoff würden es teilweise unmöglich machen, das Material wiederzuverwenden, so Fiedler.
Wandel in der Holzbranche
"Wenn man zurückblickt, dann war der Holzbau immer ein handwerksgeprägter, zunftgeprägter Zweig, während wir im Stahl- und Betonbau immer industriell gedacht wurde", sagt Tillmann Schütt. Jetzt müsse auch der Holzbau in Richtung industrielle Fertigung gebracht werden. Das finde jetzt gerade statt. Deshalb sei es sehr wichtig diesen Wandel ressourcenschonend zu vollziehen. "Alle Ressourcen, egal ob im Mauerwerksbau, Betonbau oder Holzbau, sind endlich und wir müssen lernen, Gebäude so zu planen, dass diese Ressourcen auch nach Nutzung wieder verwendet werden können." Tillmann Schütt hofft das die Professur diesen Wandel in der Holzbaubranche in Schleswig-Holstein vorantreibt.