Haustiere auf Probe: Hühnervermietung in Tornesch
Die Hühner von Imme Stade sind keine gewöhnlichen Hühner - sondern Miethühner. Seit drei Jahren schickt sie sie auf Tour, um den Menschen wieder bewusster zu machen, wo ihre Frühstückseier herkommen.
Gackernd kommen ihre Hühner auf sie zugelaufen, als Imme Stade das große Gehege in ihrem Garten betritt. "Na Steffi, willst du mit?", fragt sie, bevor sie sich hinkniet, und das braune Huhn mit den weißen Flecken sanft auf den Arm nimmt. Steffi soll heute auf Tour, zusammen mit drei anderen Hennen. Denn Imme Stade hat sie vermietet. "Die Miethühner müssen sehr zahm sein, sich anfassen und streicheln lassen", sagt sie. "Es wäre auch schön, wenn sie gut Eier legen, aber das ist nicht das Hauptkriterium." Vor sieben Jahren hat ihre Tochter sie aufs Huhn gebracht. Mittlerweile hat Imme Stade zu Hause in Tornesch im Kreis Pinneberg 26 Hennen, zwei Hähne - und den Hühner-Vermietungsservice "Hühnerzeit".
So viele Menschen wie möglich aufs Huhn bringen
Die gelernte veterinärmedizinisch-technische Assistentin lädt die Hühner zuerst auf ihre Schubkarre und dann in eine Transportbox. Ihr Ziel: so viele Menschen wie möglich aufs Huhn zu bringen. "Denn jedes Huhn, das im privaten Haushalt gehalten wird, ist eins weniger in der Industrie", sagt sie. Imme Stade lädt nicht nur ihre Hühner ins Auto, sondern auch einen Stall, Futter, Fressnapf, Tränke und einen 50 Meter langen Zaun. Für hundert Euro pro Woche bekommen ihre Kunden das Komplett-Paket. Die 54-Jährige vermietet an Altenheime, Kindergärten oder Privatpersonen im Umkreis von 80 Kilometern. Am häufigsten bringt sie ihre Hühner zu Familien mit Kindern. So wie an diesem Tag.
"Ich mache das mit einem guten Gefühl"
Ein paar Straßen weiter warten Katrin Höhns und ihre drei Kinder schon am Gartenzaun, als Imme Stade mit ihren Hühnern vorfährt. "Die Kinder wünschen sich schon länger ein Haustier", erzählt Katrin Höhns. "Mit den Miethühnern wollen wir ausprobieren, wie viel Arbeit wirklich dahintersteckt." Zusammen bauen sie im Vorgarten der Familie das Zuhause auf Zeit für die vier Hühner auf. "Hühner mieten kann jeder, der 30 Quadratmeter unbefestigten Boden hat", sagt Imme Stade, während sie den Zaun in die Wiese steckt. Dann lassen sie die Hühner aus der Transportbox. Sofort erkunden sie neugierig die neue Umgebung. Henne Barbara nimmt ein ausgiebiges Bad in der kleinen mit Sand gefüllten Hühner-Badewanne. "Ich mache das mit einem guten Gefühl", sagt Imme Stade. "Die freuen sich, wenn sie was Neues mal sehen. Wie man sieht, sind sie total entspannt."
Der Kropf muss abends gut gefüllt sein
Wie funktioniert der Stall mit der Automatik-Tür? Wann legen die Hühner ihre Eier und wie viel Futter brauchen sie? Hühnerkunde für Einsteiger gehört mit zum Service. "Fasst mal hier vorne an", fordert Imme Stade die Kinder auf. "Das ist der Kropf. Da sammelt sich das Essen, bevor es in den Magen weiterrutscht. Abends sollte er immer gut gefüllt sein." Gute zwei Stunden lang ist sie jetzt bei Familie Höhns. "Wir sind jetzt gut aufgestellt für die nächsten zwei Wochen", findet Mutter Katrin. "Und sehr positiv, dass wir uns danach eigene Hühner anschaffen wollen." "Genau das ist mein Ziel, das macht mich richtig happy", sagt Imme Stade, bevor sie sich verabschiedet.
Sie vermietet auch Glucken, die für Nachwuchs sorgen. Und der darf dann dauerhaft bei ihren Kunden bleiben. Die Hühner Barbara, Steffi, Peggy und Kelly wird sie in zwei Wochen wieder abholen.