Handwerk in SH: Verhaltene Stimmung zum Jahresbeginn
Die konjunkturelle Stimmung im schleswig-holsteinischen Handwerk ist derzeit relativ verhalten. In einer Umfrage der Handwerkskammern berichten viele Firmen von einer schlechten Auftragslage.
Es ist noch nicht lange her, da mussten Firmen und Privatleute wochen- und manchmal sogar monatelang auf einen Handwerker warten. Diese Zeit ist nun offenbar vorbei. Nach der aktuellen Konjunkturumfrage der Handwerkskammern Flensburg und Lübeck gibt nur die Hälfte aller Handwerksbetriebe in Schleswig-Holstein an, im ersten Quartal des Jahres gute Geschäfte gemacht zu haben. Die andere Hälfte ist eher nicht oder gar nicht zufrieden.
Gestiegende Materialkosten und Energiekosten bereiten Probleme
Besonders groß sind die Sorgen laut Handwerkskammer bei den Firmen im Baubereich. Private und öffentliche Auftraggeber haben geplante Bauprojekte unter anderem wegen der hohen Materialkosten erstmal auf Eis gelegt. Ralf Stamer, Präsident der Handwerkskammer Schleswig-Holstein erklärt: "Im Baubereich ist eine saisonale Konjunkturabschwächung zu Jahresbeginn zwar nichts Ungewöhnliches, derzeit kommen aber weitere Effekte hinzu." Dazu zähle die anhaltend hohe Inflation, die den Auftragseingang bremsen würde.
Ein weiterer Faktor sind demnach die heftig gestiegenen Bauzinsen. Jeder dritte Handwerksbetrieb klagt deshalb über Umsatzeinbrüche. Ähnlich ist die Situation bei den Betrieben, die hohe Energiekosten haben - wie zum Beispiel Bäckereien. Sie legen den hohen Strompreis auf die Brötchen um und die Kunden kaufen immer weniger oder gar nicht.
Elektrofirmen wegen Photovoltaik mit guter Auftragslage
Etwas besser läuft es der Umfrage zufolge bei Betrieben im Heizungs- und Sanitärbereich. Gerade Wärmepumpen sind aktuell gefragt. Und auch Elektrofirmen haben landesweit volle Auftragsbücher, weil viele Privatleute und Unternehmen wegen der gestiegenen Energiekosten auf Photovoltaikanlagen setzen, um ihren eigenen Strom zu produzieren. Aber insgesamt könnte die Nachfrage auch in diesem Bereich größer sein, meint die Handwerkskammer. Denn auch hier bremsen hohe Materialkosten und Zinsen die Nachfrage. Trotzdem gehen die Experten davon aus, dass die Geschäfte bei den Heizungs- und Elektrobetrieben auch in den nächsten Monaten gut laufen werden.
Insgesamt rechnen zwei Drittel der Handwerksbetriebe für das zweite Quartal 2023 mit keiner Veränderung ihrer Geschäftslage. 22 Prozent erwarten eine Verschlechterung, 12 Prozent gehen von einer Verbesserung aus.