Wenn ein Handwerker zum Influencer wird

Stand: 27.03.2023 15:47 Uhr

Sein erstes Video auf Instagram hat 2016 veröffentlicht - heute kann Tischlermeister Siggi Hoffmann aus Bordesholm im Kreis Rendsburg-Eckernförde alleine von seinen Handwerksvideos leben.

von Jochen Dominicus

Seine Videos veröffentlicht er unter anderem auf YouTube, und Instagram. Siggi Hoffmann aus Bordesholm ist "Handwerks-Influencer". Seine Zuschauer lernen von ihm, wie man ein schickes Schuhregal baut, einen schieren Couchtisch oder einen alten auf dem Schrott gefundenen Holztisch restauriert. Sein Ziel ist es, die Menschen für seinen Beruf zu begeistern und sie zu unterhalten. "Ich habe auch Bock, jungen Menschen etwas beizubringen", sagt der Handwerker.

Die Kamera ist immer dabei

Hoffmann ist Tischler-Meister und Entertainer in einer Person. Sein erstes Videos veröffentlichte er 2016 bei Instagram. Damals zeigte er unter anderem, wie man aus alten Holzpaletten Möbel bauen kann. Die Videos kamen gut an - und er entschied sich weiterzumachen. Er kaufte sich einen Rechner für den Videoschnitt, dazu Kamera, Stativ und Audio-Equipment. Dann legte er richtig los. Fast jeden Tag gibt es aus seiner eigenen Tischlerwerkstatt neuen Content auf seinen Social Media-Kanälen. Mittlerweile folgen ihm auf Instagram rund 46.000 Menschen, und auch sein 2019 ins Leben gerufene YouTube Kanal "Sigwood" wächst weiter. "Viele Klicks gibt es vor allem, wenn man Wissen teilt", verrät Hoffmann. Mittlerweile kann er davon leben.

Zwischen Videos drehen und neuen Projekten planen

Statt Kundenaufträge anzunehmen, konzentriert sich der Bordesholmer seit Mitte des vergangenen Jahres voll und ganz auf Videocontent, den er erstellt. Immer mehr Maschinen-Hersteller oder Firmen, die Arbeitsbekleidung herstellen, melden sich bei ihm und wollen bezahlte Kooperationen eingehen. So erscheinen auch immer mehr als Werbesendung kenntlich gemachte Videos auf seinen Plattformen. Zwei Videos pro Woche veröffentlicht Hoffmann auf YouTube, fast täglich auf Instagram. Mittlerweile hat er auf allen Plattformen rund 1.000 Videos veröffentlicht.

Ein Mann hält eine Fotokamera in der Hand und macht eine Videoaufnahme von sich und einem zweiten Mann auf dem Boden. Sie befinden sich in einer Holzwerkstatt. © NDR Foto: Jochen Dominicus
Siggi Hoffmann produziert seine Videos in seiner Werkstatt in Bordesholm.

Das Bearbeiten des Material nimmt immer mehr Zeit in Anspruch. Etwa 60 Prozent der Zeit sitzt der Tischlermeister vor dem Rechner und schneidet Videos zusammen, plant neue Projekte, kümmert sich um Kundenanfragen oder beantwortet Fragen seiner Zuschauer. Immer mehr Handwerkerinnen und Handwerker haben in den vergangenen Jahren die Sozialen Netzwerke für sich entdeckt und lassen sich bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen.

Influencerinnen und Influencer helfen dem Handwerk

Zu der größten Handwerks-Influencerin deutschlandweit gehört Sandra Hunke. Die Frau aus Nordrhein-Westfalen ist Anlagenmechanikerin für Sanitär, Heizung und Klimatechnik. Sie hat rund 400.000 Follower auf Instagram und TikTok, arbeitet außerdem noch als Model und postet gerne auch mal Bilder von sich in sexy Arbeitskleidung. Es gibt aber auch noch Dachdecker, Maler, Klempner oder Zimmerer, die die Social Media-Kanäle mit Handwerksvideos fluten.

"Ich bin froh über jeden Influencer und jede Influencerin", sagt Martin Hanisch, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft in Flensburg. Schließlich seien sie gute Multiplikatoren und würden das Handwerk ins Gespräch bringen und es vor allem wieder "trendy" machen. "Influencer haben ja ein junges Alter und sie passen gut zu den jungen Leuten, um Ideen zu transportieren", sagt Hanisch. Er merkt vor allem den Einfluss der weiblichen Influencerinnen, wie zum Beispiel Sandra Hunke. "Wir merken das besonders darin, dass wir in vielen klassischen Männerberufen wie Maurer, Zimmerer, Dachdecker, mehr und mehr junge Frauen haben."

"Ich will unterhalten und Wissen vermitteln"

Das Handwerk in Schleswig-Holstein kann Werbung weiter gut gebrauchen, denn auch wenn wieder etwas mehr Menschen eine Ausbildung machen, sind es immer noch viel zu wenig. Rund 8.000 Lehrstellen könnten zu Beginn des vergangenen Lehrjahres nicht besetzt werden. Siggi Hoffmann kann das kaum verstehen, denn für ihn bietet das Handwerk viel: "Man sieht schließlich, wie etwas entsteht und was man mit den Händen geschaffen hat." Und so ist es sein Traum, dass er mit seinen Videos auch in Zukunft Menschen begeistern kann.

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 27.03.2023 | 19:30 Uhr

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