Häfen in SH: Mit Optimismus in die Zukunft
Das Geschäft läuft: Die Häfen im Land sehen sich auf Nachfrage von NDR Schleswig-Holstein gut aufgestellt. Viele blicken zuversichtlich in die Zukunft. Herausforderungen sind aus Sicht der Häfen der schleppende Ausbau der Anbindung sowie der Fachkräftemangel.
Baustoffe, Verpackungen, Flüssiggas, Futtermittel, Rotoren für Windkraftanlagen - unzählige Güter landen Tag für Tag in Schleswig-Holsteins Häfen an. Im vergangenen Jahr wurden hier nach Angaben des Gesamtverbands Schleswig-Holsteinische Häfen (GvSH) insgesamt 52,6 Millionen Tonnen Ladung umgeschlagen. Dazu kommen 12,7 Millionen Passagiere. Die maritime Wirtschaft boomt. Und der Vorstandsvorsitzende des Verbands Frank Schnabel betont, wie wichtig die Standorte im Norden mittlerweile geworden sind: Die Seehäfen in Schleswig-Holstein seien "für Deutschland und Europa von gesamtwirtschaftlicher Bedeutung: als Umschlagplätze für Güter und Passagierverkehre, als RoRo-Häfen und Kreuzfahrtterminals sowie als Energiedrehscheibe."
Boom und Rekorde in Brunsbüttel und Kiel
Wie eine NDR-Umfrage zur wirtschaftlichen Lage der Häfen in Schleswig-Holstein zeigt, scheint die Stimmung an den Kai-Anlagen gut zu sein - trotz Ukraine-Krieg und Inflation. Vom Lübecker Hafen heißt es zum Beispiel, man sei bisher gut durch die Konjunkturkrisen gekommen. Vor allem Lkw- und Trailer-Verkehre würden sehr stabil laufen. Der Hafen in Wyk auf Föhr berichtet ebenfalls von "konstanten Umschlagszahlen". Der Projekt- und der Kreishafen in Rendsburg seien "gut ausgelastet", auch wenn zuletzt etwas weniger landwirtschaftliche Produkte aus dem Baltikum importiert worden seien. Besonders zufrieden ist der Kieler Hafen: Eine Sprecherin meldet "Rekordergebnisse" im Fracht- und Passagiergeschäft. Und der Hafen in Brunsbüttel spricht von einem regelrechten "Boom", nicht zuletzt durch das geplante neue LNG-Terminal für flüssiges Erdgas.
Energiewende als Aufgabe und Chance
Der Gesamtverband Schleswig-Holsteinischer Häfen ist überzeugt: "Die Nachfrage nach grünen Energieträgern wie Ammoniak und Methanol wird in den nächsten Jahren weiter steigen." Und die Hafenstandorte im Norden bieten laut GvSH ideale Voraussetzungen für den Import klimaneutraler Energieträger. Der Hafen in Kiel sieht zudem generell eine "wachsende Bedeutung von Häfen". Ihre Funktion müsse neu definiert werden, ergänzt Frank Schnabel (GvSH), der gleichzeitig Geschäftsführer des Hafens Brunsbüttel ist. "Die Häfen sind nicht mehr nur Kistenschubser oder transportieren ein Produkt von A nach B", so Schnabel, "sondern haben mittlerweile eine strategische Rolle für unsere Energie- und Versorgungssicherheit."
Häfen zeigen sich zuversichtlich
Gefragt nach den Zukunftsaussichten äußersten sich viele Häfen positiv, etwa in Lübeck, Wyk auf Föhr, Kiel, Brunsbüttel und Puttgarden auf Fehmarn. Auch der Standort Rendsburg blicke zu "100 Prozent optimistisch" in die Zukunft, betont die Wirtschaftsförderung des Kreises Rendsburg-Eckernförde. Demnach soll im Kreishafen in diesem und im kommenden Jahr ein Landstromkonzept für die Schiffe umgesetzt werden. Und in direkter Nachbarschaft zum Projekthafen gebe es noch Gewerbeflächen, mit denen weitere Unternehmen in den Wirtschaftsraum gelockt werden könnten, heißt es aus Rendsburg.
Personalmangel schlägt durch
Doch es gibt auch Probleme: So sorgt in Flensburg die geplante Verlagerung und Verkleinerung des Wirtschaftshafens nach Auskunft der Hafen GmbH für erhebliche Verunsicherung bei den Kunden. Andere Standorte wie Lübeck und Fehmarn beklagen fehlendes Personal. In Puttgarden schlage der Fachkräftemangel sowohl im Hafen als auch an Bord durch, berichtet die Fährgesellschaft Scandlines auf NDR-Anfrage. Schwierig sei es, Offiziere und Saisonpersonal für Fährrouten zu bekommen. Außerdem sei für Mitarbeitende auf der Insel kaum eine Wohnung zu bekommen. Ebenso merkt der Kieler Hafen, dass sich der Fachkräftemangel verschärft. Er sucht nach eigenen Angaben über verschiedene Medien nach Bewerbern, unter anderem mit Internetvideos.
GvSH: Bessere Anbindung der Häfen nötig
Die Häfen in Schleswig-Holstein wünschen sich grundsätzlich mehr Unterstützung von der Politik. Dabei geht es besonders um den Ausbau der Infrastruktur. Denn: Sollen die Häfen auch in Zukunft gut funktionieren und konkurrenzfähig bleiben, müssen sie gut erreichbar sein. Der Gesamtverband drängt deshalb darauf, die Anbindung durch Schiene und Straße auszubauen. Der GvSH fordert "ein verstärktes finanzielles Engagement des Bundes" so wie zum Beispiel in Belgien und in den Niederlanden. Dort werde Hafenpolitik als nationale Aufgabe begriffen. Außerdem brauche es mehr Tempo. Infrastrukturprojekte würden hierzulande "deutlich langsamer umgesetzt als in unseren Nachbarländern", moniert der Vorstandsvorsitzende des Gesamtverbandes, Frank Schnabel.