Geschäft lohnt sich nicht: Letzter DHL-Shop in Großhansdorf gibt auf

Stand: 12.03.2024 20:20 Uhr

Mehr Kunden und mehr Verdienst - das verspricht die Post ihren Partnershops. Für viele Shops heißt es eher: viel Arbeit und wenig Verdienst, deshalb gibt Jean Dreifke aus Großhansdorf seinen Shop jetzt auf.

von Paola Mester

Neben Sekt, Bier und Cola stapeln sich die Pakete im kleinen Häuschen des Getränkeshops Dreifke in Großhansdorf (Kreis Stormarn). Jean Dreifke betreibt in seinem Laden einen Paketshop für DHL - aber nicht mehr lange, im Sommer hört er auf. 2007 hat er den Paketshop in seinem Getränkeladen eröffnet, er wollte es besser machen als die örtliche Post: "Wir wollten den Kunden einen guten Service bieten - freundlich und hilfsbereit sein."

Letzter Paketshop in Großhansdorf schließt

Damals gab es im 9.000 Einwohner-Dorf noch eine echte Poststelle. Doch seit der Privatisierung der Deutschen Post 1994 wird das Geschäft immer weiter ausgelagert. Es entstanden also Paketshops, auch in Großhansdorf. Bis vor kurzem gab es zwei Paketshops im Ort. Anfang des Jahres kündigte erst der Weinladen im Ort seine Zusammenarbeit mit DHL, ab Juli wird auch Getränke Dreifke seinen DHL Shop schließen. Dann müssen die Bewohnerinnen und Bewohner von Großhansdorf für ihre Pakete weitere Fahrtwege in die Nachbarorte auf sich nehmen.

Verluste trotz Kundschaft

Für den Getränkeladen von Jean Dreifke wurde die Masse an Paketen zunehmend zur Herausforderung. Er musste eine Aushilfe nur für das DHL-Geschäft einstellen, die kostet ihn aber mehr, als durch das Postgeschäft erwirtschaftet wird. Zuletzt machte der kleine Laden dadurch monatlich um die 400 Euro Verlust. Auch das Versprechen der Post, durch den Paketshop mehr Kunden zu gewinnen, bewahrheitete sich für Jean Deifke nicht: "Die Wenigsten haben Getränke gekauft", so der Geschäftsmann. Er kann sich nicht vorstellen, dass die Post zu den bisherigen Bedingungen einen neuen Paketshop - Partner findet. Er hofft auf das Verständnis seiner Kundschaft, wenn er ab dem Sommer den Paketshop schließt und nur noch Getränke anbietet.

"Wir wissen nicht mehr wohin mit der Post!"

Daniela Delz kommt mehrmals wöchentlich zum Paketshop im Getränkeladen Dreifke: "Ich finde es furchtbar und weiß gar nicht, wohin das führen soll. Wir wissen nicht mehr, wohin wir sollen mit unserer Post." Sie schätzt besonders die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Mitarbeitenden. Für den Paketshop in Großhansdorf hat sich bisher noch keine Nachfolge gefunden. Das bedeutet: wenn Jean Dreifke seinen Shop jetzt schließt, erfüllt die Post ihren Auftrag zur Grundversorgung für Großhansdorf nicht mehr. Denn der besagt, dass es ab 2.000 Einwohner eine Poststelle im Ort geben muss.

40 Cent pro Paket

Um diese Versorgung sicherzustellen, greift DHL auf Partnershops zurück. Vergütet werden die Betreiber mit einer Provision. Auf Anfrage wollte sich DHL nicht zu Preisen und Vergütung äußern. Aus Recherchen von NDR Schleswig-Holstein geht hervor, dass pro unfrankiertem Paket etwa 40 Cent, für frankierte Pakete 20 Cent, für Retouren 40 Cent und für Briefmarken 5 Prozent Provision bezahlt werden. Das System funktioniert für die Händler nur über Masse. Mehr Pakete bedeuten aber auch mehr Aufwand und Personal. In Gesprächen mit Paketshop-Betreibenden aus den Kreisen Pinneberg, Segeberg und Stormarn bestätigen diese, dass die Gewinne sehr niedrig ausfallen. Zudem würden nur etwa 20 Prozent der Post-Kundschaft auch Produkte aus dem Einzelhandel kaufen. Ein deutlicher Zuwachs an Neukunden gäbe es bei keinem. Die Deutsche Post AG äußert sich auf Anfrage zur Kritik der Unwirtschaftlichkeit ihrer Partnershops nicht. Viele Händler möchten den Service aber weiterhin für ihre Kundschaft anbieten.

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 12.03.2024 | 19:30 Uhr

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