Frauen im Chefsessel haben in SH Seltenheitswert
Schleswig-Holsteinerinnen in Chefpositionen gibt es laut KfW eher selten. Nur 14 Prozent der Mittelstandsunternehmen sind demnach in Frauenhand. Zahlreiche Initiativen, versuchen den Frauenanteil im Norden zu erhöhen.
Das Potential ist groß, doch die Zahlen sind klein: Noch immer sind Frauen in der Leitung von Unternehmen in der Minderheit. Nach einer Statistik der Förderbank KfW liegt Schleswig-Holstein mit nur 14 Prozent frauengeführter Mittelstands-Unternehmen auf den hinteren Plätzen. Der Anteil sinkt zudem bundesweit.
Viele Chefinnen in Handel, Gastronomie und Hotels
Die Industrie- und Handelskammern (IHK) in Schleswig-Holstein weisen für ihre Mitgliedsunternehmen in Schleswig-Holstein höhere Zahlen aus. Immerhin ein Drittel aller neu gegründeten Unternehmen werden demnach von Frauen geleitet. Vor allem in kleineren Unternehmen in Handel, Gastgewerbe und Dienstleistung liegt der Frauenanteil laut den Zahlen bei 35 bis 40 Prozent. In Bau, Gewerbe und Industrie haben die Chefinnen dagegen Seltenheitswert. Das Haupthindernis bleibt: Sobald Paare Kinder bekommen, kümmern sich vor allem die Frauen um den Nachwuchs, heißt es aus dem Wirtschaftsministerium. Laut IHK steht dann der Wunsch nach Sicherheit im Mittelpunkt - oft in einem Angestelltenverhältnis, verbunden mit Teilzeit.
Angebote zum Beraten und Vernetzen
Das Wirtschaftsministerium kündigt an, gegenzusteuern. Es verweist auf Initiativen, wie eine Kampagne für Unternehmensnachfolgerinnen, das jährliche Barcamp für Frauen oder die Plattform WeStartup. In den vergangenen Jahren entstanden zudem zahlreiche Beratungsangebote. Sie ermöglichen es, dass sich Frauen vernetzen und darüber austauschen können, wie sie die Herausforderung meistern, ein Unternehmen zu gründen oder zu übernehmen. Vieles läuft auch bei der Initiative "Frauen in Führung" zusammen, die von der IHK zu Lübeck betreut wird und jährlich einen Kongress veranstaltet. Auf der Internetseite dazu finden sich Termine, Netzwerke und Angebote aus ganz Schleswig-Holstein. Die Investitionsbank SH bietet Gründerinnenberatung und vergibt einen Unternehmerinnenpreis. In Flensburg lädt die IHK zum "FEM Business Lunch" ein.
Vom bekannten Fischrestaurant bis zur Autolackiererei
Wirtschafts-Staatssekretärin Julia Carstens (CDU) besucht auf ihrer Sommertour erfolgreiche Unternehmerinnen, ebenfalls mit dem Ziel, andere Frauen zu ermutigen, einen Betrieb zu leiten. Sie schaute bereits im Hotel Altes Zollhaus und im Fischhaus Loof in Husum (Kreis Nordfriesland) vorbei, beim Planen-Service Angeln in Tarp (Kreis Schleswig-Flensburg), der PVC-Schutzplanen herstellt, der Tortenwerkstatt "Vanillerie" sowie der Autolackierung Scholz & Sohn in Kiel. Alle diese Unternehmen werden von Frauen geleitet, auch wenn der Name im letzten Fall irreführend ist. Schließlich handelt es sich bei Maja Scholz um eine Tochter - in der fünften Generation des Familienbetriebs.
Kein Mädchenbonus für die Nachfolgerin
Ihre Ausbildung leistete sie unter den Altgesellen im eigenen Betrieb ab. "Ich bekam keinen Mädchenbonus und lag genauso unter dem Lkw," erzählt sie. Durch eine Fortbildung im Karosserie- und Fahrzeugbau kann sie nun auch mit Hammer und Schweißgerät umgehen. 2005 übernahm sie als Jungmeisterin den Betrieb - mit dem Senior noch im Hintergrund. Weitere Frauen arbeiten derzeit nicht in der Werkstatt, aber die Tür stehe offen, bekräftigt Maja Scholz.