Umweltfreundliche Netze für die Fischzucht
Jeden Tag fährt Yvonne Rößner zu ihrer Fischzuchtanlage. Und jeden Tag muss sie die Netze stundenlang rausziehen, reinigen und immer wieder trocknen. Denn alles, was man in die Ostsee hängt, sei nach kürzester Zeit mit Organismen, wie zum Beispiel Algen und Muscheln, bewachsen, erklärt sie. "Das Problem ist, dass sich dadurch die Maschen verdichten. Dadurch ist der Wasseraustausch in den Netzen nicht mehr so gut und das Netz wird schwer und es gibt die Gefahr, dass es reißen könnte." Die Kieler Fischzüchterin hat etwa 1.300 Lachsforellen. Wenn die Netze reißen, würde ihr gesamtes Geschäft davonschwimmen.
Austausch der Netze kann Fische krank machen
Yvonne Rößner muss ihre Netze regelmäßig reinigen. Viele andere Züchter nutzen deshalb Netze aus Kupfer. Auf ihnen setzt sich nichts ab. Doch Kupfer schadet der Umwelt und landet oft im Magen der Fische. Die Fischzüchterin bleibt bei der alten Variante: Beim Trocknen der Netze sterben die Mikroorganismen. Dennoch muss sie einmal in der Woche die Netze komplett austauschen - und das kann ihre Fische krank machen. "Dann zwingen wir die Fische an die Wasseroberfläche zu kommen, wenn wir unter ihnen das Netz tauschen. Die müssen oben an der Wasseroberfläche im warmen Wasser schwimmen. Das stresst sie. Und bei warmen Wassertemperaturen ist es ganz gefährlich, wenn man die Fische stresst", erklärt Rößner.
Umweltfreundliche Beschichtung für Netze
Die Kielerin kooperiert mit Forschern der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Sie arbeiten an einer Beschichtung für die Netze. Die sorgt für eine glatte Oberfläche, an der sich keine Mikroorganismen mehr festsetzen können. Und obwohl sie aus Kunststoff besteht, ist sie umweltfreundlich. "Der Vorteil an der Beschichtung ist, dass sie giftfrei und langanhaltend ist. Das bedeutet, dass diese Beschichtung auch kein Mikroplastik ins Meer abgibt", erklärt die Projektleiterin Martina Baum. Außerdem würden diese Aquakultur-Netze nicht im Ozean bleiben und irgendwann ordentlich entsorgt werden.
Marktreife steht bevor
Auf der Anlage von Yvonne Rößner haben die Wissenschaftler mehr als 400 Flächenproben installiert. Hier testen sie, wie sich die beschichteten Netze in der Ostsee verhalten. Die ersten Ergebnisse zeigen, dass das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geförderte Projekt einen Beitrag zur nachhaltigeren Aquakultur leisten könnte. Nun hoffen die Forscher, dass die Beschichtung im kommenden Jahr auf den Markt kommen kann.