Fit für die Zukunft: Marinechef will Drohnentruppe

Stand: 05.05.2023 17:35 Uhr

Die Deutsche Marine ächzt unter Mangel an Personal und Material - so wie der Rest der Truppe. Der Oberste Marinesoldat Jan Christian Kaack will den Mangel jetzt angehen und gleichzeitig die Marine fit für die Zukunft machen.

Noch verhängen Plastikplanen den Blick auf die Kacheln, noch ist der Sprungturm eingerüstet, noch hört man Handwerkerradios dudeln in der Schwimmhalle, die sinnbildlich steht für viele Fiaskos der Bundeswehr. "2008 bin ich hier das letzte Mal schwimmen gewesen," erinnert sich Vizeadmiral Jan Christian Kaack.

Seitdem läuft eine schier unendliche Geschichte der Schwimmhalle der Bundeswehr in Eckernförde (Kreis Rendsburg-Eckernförde). In der Zwischenzeit ist Kaack zum Inspekteur der Marine geworden. Jetzt will er die etwas behäbige Truppe auf Trab bringen.

Keine Boote für die Kampfschwimmer

Die Schwimmhalle von Eckernförde ist nicht Kaacks einzige Baustelle. Erst kürzlich scheiterte die Beschaffung eines neuen Motorboots für die Kampfschwimmer. Der finnische Hersteller hielt die technischen Auflagen des Beschaffungsamtes der Bundeswehr für nicht erfüllbar.

Jetzt startet der Beschaffungsprozess neu. Dabei gibt es am Markt verfügbare Einsatzboote für maritime Spezialkräfte. Für Jan Kaack ist das fast zum Verzweifeln: "Wenn wir aus dem Ukraine-Krieg etwas gelernt haben, dann, dass wir schneller werden müssen. Schneller in allen Bereichen."

In die Zukunft mit Unterwasserdrohnen

Vizeadmiral Jan Christian Kaack, Inspekteur der Marine. © picture alliance/dpa/Deutsche Presse-Agentur GmbH Foto: Christophe Gateau
Vizeadmiral Jan Christian Kaack, Inspekteur der Marine, will die Marine fit für die Zukunft machen.

Jan Christian Kaack hat jetzt ein "Zielbild für die Marine ab 2035", eine Art Leitlinie, wie er sich eine schlagkräftige Marine in der Zukunft vorstellt. Dabei geht es um eine gewandelte Bedrohungslage in der Ostsee. Die russische Marine, so Kaack, habe überlegene Marschflugkörper. Dem müssten die Deutschen etwas entgegenzusetzen haben. Dazu die Bedrohung der Unterwasser- Infrastruktur.

Die Anschläge auf die Ostsee- Pipelines Nord Stream 1 und 2 habe die Verletzlichkeit der westlichen Gesellschaften erst ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gebracht, so Kaack. In dem Papier heißt es: "Die Marine muss bereit für intensive Gefechte werden, eine Vielzahl unbemannter Systeme anschaffen und Künstliche Intelligenz insbesondere für die Lagebildführung und -auswertung nutzen."

Auch um den zu erwartenden Personalmangel auszugleichen, setzt die Marine in Zukunft auf unbemannte Drohnen, gerade zur Überwachung der Unterwasserwelt. Damit die Vision der neuen Marine ab 2035 Wirklichkeit wird, muss aber auch das Beschaffungswesen revolutioniert werden. "Wir müssen auch mal Dinge von der Stange kaufen und nicht nach Goldrandlösungen suchen. Alle waren an diesen Goldrandlösungen beteiligt, auch die Marine", so Kaack.

Gefangen in Prozessen

Aus der Sicht von Sicherheitsexperten ist der Kurswechsel bei der Beschaffung alternativlos. Johannes Peters vom Institut für Sicherheitspolitik an der Universität Kiel meint: "Ansonsten läuft man Gefahr, dass man sich zu lang in Entwicklungsprozessen verstrickt und dann teure Kleinstserien baut. Die sind dann aber ihrer Zeit zehn bis 15 Jahre hinterher, weil der Prozess einfach zu lange dauert."

Mit dem Bekenntnis allein ist es aber nicht getan, mahnt Marco Thiele vom Bundeswehrverband an. "Das Problem ist, dass der Inspekteur und die Marine nicht Herr des Verfahrens sind. Da spielen zwei Ämter mit, eins fürs Personal und eins für die Ausstattung. Da haben sich Prozesse entwickelt, die ziehen alles einfach wahnsinnig in die Länge."

100 Milliarden sind nicht genug

Dazu wird es absehbar wieder am Geld fehlen. Die 100 Milliarden Euro der Bundesregierung reichen laut Inspekteur Kaack "nur für Palliativmaßnahmen." Aufgeben will er deswegen aber nicht. "Die Männer und Frauen der Marine haben Besseres verdient."

Immerhin: Im Jahr 2024 wird die Schwimmhalle in Eckernförde fertig - nach 16 Jahren Renovierung. Dann können die Kampfschwimmer hier wieder trainieren - wenn alles gut geht.

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 05.05.2023 | 19:30 Uhr

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