"Ferteel iinjsen": Beste Friesisch-Geschichten auf Föhr prämiert
Die Siegerin des friesischen Erzählwettbewerbs "Ferteel iinjsen" zeigt: Dialyse geht auch auf Fering. Gesche Roeloffs schildert auf Föhrer Friesisch die Gedanken eines nierenkranken Patienten.
"Der Ich-Erzähler hat sich in beeindruckender Weise einer Thematik angenommen, die einerseits das Leben feiert und andererseits sehnsüchtig den Tod eines anderen Menschen herbeisehnt, um selbst überleben zu können", so die Jury in ihrer Begründung für den Hauptpreis für Gesche Roeloffs.
"Wi haa al dön staken tüs fingen an haa jo leesen (Wir haben alle Geschichten zugeschickt bekommen und zu Hause gelesen)", erklärt Ingeborg Tadsen von der Insel Amrum. Die sechs Jury-Mitglieder hatten die Geschichten zunächst jeder für sich - und sehr unterschiedlich - bewertet: "Det düret en ganse sküür, det wi üüs ianig wurd (Es hat eine ganze Weile gedauert, bis wir uns einig geworden sind)". In der zweistündigen Jury-Sitzung im NDR Funkhaus Kiel hatten sie sich intensiv ausgetauscht und schließlich ein gemeinsames Ergebnis gefunden.
Zwei ernsthafte Geschichten zum Thema "Warten" an der Spitze
Den zweiten Preis und damit 350 Euro hat die Jury Gesa Hering von Föhr zugesprochen. Auch sie hat sich in ihrer Geschichte ernste Gedanken gemacht. Ob hoffen und warten auf eine gesunde Geburt - oder warten auf einen schnellen Tod: Am Beispiel von Keike, einer hilfsbereiten und aufmerksamen Dorfbewohnerin, zeigt Hering auf, wie sehr Menschen in einem kleinen Dorf miteinander verbunden sind und wie groß das Thema "Warten" im Leben aller ist.
Der dritte Preis geht ans Festland
Der dritte Preis, dotiert mit 250 Euro, ging an Jan Niklas Heinrich - ein "Ersttäter" bei Ferteel iinjsen. Der Elmshorner skizziert ein unfreiwillig lustiges Ping-Pong-Spiel von Fragen und Antworten, das sich ein lang verheiratetes Ehepaar beim morgendlichen Zeitungslesen liefert. Eigentlich wünschen sie sich eine Abwechslung und mehr Kontakt zu ihrer Tochter und den Enkelkindern, aber die Eheleute verharren im Altgewohnten. "Ik frööge mi imer auer staken, wat ham ei bluat am Nuurdfresklun drei (Ich freue mich immer über Geschichten, die sich nicht nur um Nordfriesland drehen)", sagt Jury-Mitglied Robert Kleih. Er schätze die Ferteel-iinjsen-Geschichten 2024 besonders, weil sie überall auf der Welt spielen können und voller Zeitgeist und Ideen stecken.
Erfreulich viele junge Teilnehmer:innen
Bei der festlichen Abschluss-Gala am Sonnabend im Kurgartensaal auf der Insel Föhr freute sich die Schülerin Fine Ganzel über den vierten und die Studentin Rike Jessen über den fünften Preis - dotiert mit 200 und 150 Euro.
Motto des Wettbewerbs hat gezündet
Das Thema "Teew", also "Warte", war offenbar inspirierend. Bei dieser 13. Ausgabe von "Ferteel Iinjsen!" sind fast 50 Geschichten in den friesischen Dialekten Fering, Öömrang, Sölring und Mooringer Frasch eingesandt worden, darunter viele von Kindern und Jugendlichen. "Es zeigt sich mal wieder, wie viele wunderbare Geschichten im kreativen, friesischen Ideenhimmel stecken und nur darauf warten, gepflückt zu werden", sagt Lornz Lorenzen vom NDR.
Friesische Tradition, Kultur und Sprache fördern und feiern
Der Schreibwettbewerb ist eine Gemeinschaftsaktion von NDR Schleswig-Holstein und dem Nordfriisk Institituut. Er wird finanziell und ideell von AmrumTouristik AöR und Föhr Tourismus GmbH unterstützt. Laut deren Geschäftsführern Frank Timpe und Jochen Gemeinhardt sei "Ferteel iinjsen" ein hervorragendes Beispiel für eine lebendige Tradition und Kultur auf den nordfriesischen Inseln:
"Die Friesische Sprache ist hier noch allgegenwärtig und wird auch von den Urlaubsgästen interessiert und im positiven Sinne wahrgenommen. Insoweit unterstützen wir mit unseren Tourismusorganisationen den friesischen Erzählwettbewerb und die jeweilige Abschluss-Veranstaltung abermals sehr gerne." Frank Timpe und Jochen Gemeinhardt, AmrumTouristik AöR und Föhr Tourismus GmbH
Am Ende der Abschluss-Gala konnten die Gewinnerinnen und Gewinner Preise im Wert von insgesamt 1.800 Euro mit nach Hause nehmen.