15 Euro Stundenlohn ab Mai in allen Hotels, Restaurants, Imbissbuden
Die schleswig-holsteinische Landesregierung hat den Lohn- und Gehaltstarifvertrag für das Hotel- und Gaststättengewerbe für allgemeinverbindlich erklärt. Und das rückwirkend zum 1. November 2024.
Damit gelten laut Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen (CDU) für rund 80.000 Beschäftigte im Gastgewerbe in Schleswig-Holstein verbindliche tarifliche Löhne und Ausbildungsvergütungen. Der Tarifvertrag hat eine Laufzeit bis mindestens Ende Juni 2026. Entscheidend ist das Wort Allgemeinverbindlichkeit: Das bedeutet, dass er für alle Arbeitgeber und Beschäftigten im Hotel- und Gaststättengewerbe gilt. "Also auch für diejenigen, die bisher nicht tarifgebunden waren", sagte Madsen. Und das sind laut Gewerkschaft NGG etwa die Hälfte. Madsen zufolge ermöglicht die Allgemeinverbindlichkeit überall im Land gleiche und faire Wettbewerbs- und Arbeitsbedingungen.
Schwarze Schafe soll es nicht mehr geben
Ausgehandelt haben den Tarifvertrag der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) und die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). "Diese Allgemeinverbindlichkeit bei Lohn und Gehalt ist jetzt zum zweiten Mal beantragt worden", sagte Dehoga-Hauptgeschäftsführer Scholtis im Gespräch mit NDR Schleswig-Holstein. "Jeder, der irgendeinen gastgewerblichen Betrieb hat in Schleswig-Holstein, ist jetzt verpflichtet, seine Mitarbeiter nach dem Lohn- und Gehaltstarifvertrag zu vergüten." Schwarze Schafe, die deutlich weniger zahlen, soll es im besten Fall nicht mehr geben. Erfahrungsgemäß seien das nämlich eher solche Betriebe im Land, die nicht tarifgebunden sind, sagte der Landesleiter der NGG Nord, Finn Petersen.
Mehr Geld auch für Azubis
Laut Landesregierung verdienen Menschen in der Hotel- und Gaststättenbranche derzeit im Monat zwischen 2.330 Euro (für eher einfache Tätigkeiten) und mindestens 3.435 Euro (bei besonderen Leistungsfunktionen und weitestgehender Selbstständigkeit). Ab Mai gibt es 200 Euro mehr Lohn und Gehalt. Festgeschrieben werden außerdem die Ausbildungsvergütungen. Sie betragen derzeit im ersten Ausbildungsjahr 980 Euro, im zweiten Ausbildungsjahr 1.080 Euro und im dritten Ausbildungsjahr 1.280 Euro. Ab dem 1. Mai steigen auch die Ausbildungsvergütungen um jeweils 100 Euro. Sowohl der Dehoga als auch die NGG sind nach eigenen Angaben zufrieden mit dem allgemeinverbindlichen Tarifvertrag.
Jobben im Dönerladen: 15 Euro pro Stunde
Was genau kann jetzt zum Beispiel eine ungelernte Arbeitskraft erwarten, wenn er oder sie etwa in einem Lokal oder Dönerladen jobbt? Laut Finn Petersen von der NGG müssen ab Mai überall in der Branche rund 15 Euro pro Stunde gezahlt werden - mehr als der Mindestlohn. "Zumindest hat er den Anspruch darauf", sagt Petersen. Auch erfahrene Mitarbeiter profitieren jetzt in allen Betrieben von dem allgemeinverbindlichen Tarif. "Eine Fachkraft hat dann ein Grundgehalt von knapp über 3.000 Euro. Das sind schon tolle Erfolge, die wir erreicht haben."
SPD: Gut für die schwierige Personalsituation in der Branche
Häufig wird laut Dehoga aber ohnehin mehr Lohn und Gehalt im Hotel- und Gaststättengewerbe bezahlt, um Mitarbeitende zu locken oder im Job zu halten. Denn die Personalnot sei weiterhin groß, sagte Stefan Scholtis. "So viele Mitarbeiter zu finden, wie ich tatsächlich brauche - das ist kein leichtes Unterfangen." Die SPD im Land lobt den Tarifvertrag und hofft, dass sich die Personalsituation dadurch künftig verbessert: "Das wird zu besseren Arbeitsbedingungen in einer Branche führen, in der händeringend nach qualifiziertem Personal gesucht wird", sagte die Fraktionsvorsitzende Serpil Midyatli. "Am Ende profitieren durch tarifgebundene Beschäftigungsverhältnisse alle Seiten."
