Fernwärme 2025: Große Preisunterschiede in Schleswig-Holstein
Die Fernwärmepreise fallen 2025 bei vielen Anbietern in Schleswig-Holstein. Im Vergleich zu 2020 haben die Heizkosten aber um die Hälfte zugelegt. Weiterhin gibt es große regionale Unterschiede.
Das Gas- und Dampf-Kraftwerk der Stadtwerke Flensburg läuft in diesen Wintertagen auf Hochtouren. Zum einen produziert es Strom, der sich in den vergangenen Wochen lukrativ verkaufen ließ. Außerdem nutzt fast die gesamte Stadt die Abwärme zum Heizen. Nirgendwo sonst in Schleswig-Holstein ist die Anschlussquote mit rund 90 Prozent so dicht. Aber auch wenn dies gute Voraussetzungen sind: Die Hoffnung auf einen deutlich sinkenden Fernwärmepreis, den die Stadtwerke noch im Frühjahr 2024 ankündigten, hat sich nur zum Teil erfüllt.
Kletternde Preise seit der russischen Invasion
Die Preise in Flensburg liegen in Schleswig-Holstein im mittleren Bereich. Die Entwicklung verlief ähnlich wie in vielen Fernwärmenetzen: Durch langfristige Lieferverträge wirkte sich die Energiekrise nach der russischen Invasion in die Ukraine 2022 erst zeitverzögert aus. 2023 griff die Preisbremse, die mit Steuergeld die Spitzen glättete. 2024 bekamen viele Kunden erstmals die hohen Kosten voll zu spüren. Die Stadtwerke Flensburg hatten allerdings von der Energiekrise profitiert, indem sie mit Kohle Strom produzierten, den sie teuer verkaufen konnten. Als Ausgleich zahlten sie allen Fernwärmekunden ein Entlastungsgeld von gut 400 Euro.
Leitungsverluste belasten kleinere Netze
Als ein Grund für die weiterhin hohen Fernwärmepreise in ganz Schleswig-Holstein gelten die hohen Gaspreise. Viele kleinere Netze laufen ausschließlich mit Erdgas, wie im Birkenweg in Süderbrarup (Kreis-Schleswig-Flensburg). Nur ein Teil der Einfamilienhäuser in der Siedlung ist angeschlossen. Betreiber HanseWerk Natur beziffert die Leitungsverluste auf 45 Prozent. Dadurch sinkt die Effizienz. Kunden heizen dort trotz gesunkener Preise im neuen Jahr in einem mäßig gedämmten Durchschnittshaus für mehr als 5.000 Euro im Jahr. Die Verbrauchskosten in den 127 Wärmenetzen von HanseWerk sinken nach Angaben des Unternehmens durchschnittlich um 16 Prozent.
Alternativen zum Erdgas als Wärmequelle
In Niebüll (Kreis Nordfriesland), wo eine Biogasanlage einen großen Teil der Wärme liefert, zahlen Kunden in der Beispielrechnung nur die Hälfte. In Kiel und Neumünster spielt Müllverbrennung eine bedeutende Rolle. Auffällig an beiden Orten: Die Stadtwerke verlangen hohe Grundpreise. Dafür liegen die Verbrauchspreise pro Kilowattstunde niedrig. Wer viel heizt, profitiert hiervon.
HanseWerk: Bis 2030 zentrale Wärmepumpen statt Erdgaskraftwerke
Doch vieles ändert sich in den kommenden Jahren. HanseWerk hat für seine kleinen Netze Großes vor: Schon 2030 sollen sie auf zentrale Wärmepumpen umgestellt sein, wo keine Abwärme zur Verfügung steht. Mit der containergroßen "Wärmebox" hat der Betreiber dafür eine Standardlösung entwickelt, die bis zu 80°C erzeugen und im Sommer auch kühlen kann. Damit werden in ersten Schritt bis 2028 bereits Investitionen von 440 Millionen Euro fällig. Die Kostenstruktur für die Unternehmen ändert sich komplett. Die angestrebte Klimaneutralität ist auch für die großen Stadtwerke eine riesige Herausforderung.
Klimaneutralität erfordert Investitionen
In Flensburg wurde gerade der Auftrag für die erste Großwärmepumpe vergeben, die die Wärmeenergie der Förde anzapfen soll. Die Betreiber müssen dabei letztlich den Kunden die Investitionskosten in Rechnung stellen, können dies aber über einen langen Zeitraum strecken. "Wir gehen davon aus, dass die Investitionen, die wir tätigen - etwa 400 Millionen Euro in die Klimaneutralität - sich aus heutiger Sicht bezüglich der Großwärmepumpe überhaupt nicht auswirken werden," zeigt sich der Geschäftsführer der Stadtwerke Flensburg Dirk Thole überzeugt. Ein wichtiger Faktor seien dabei aber auch Fördergelder, die darüber entscheiden, wie sich die Wärmepreise entwickeln.