FSG und Nobiskrug: Windhorst zeigt Gesicht
Vor versammelter Belegschaft in Flensburg und Rendsburg versuchte der Risikoinvestor, die Irritationen um verspätete Lohnzahlungen zu glätten. Beide Werften haben weiterhin keinen Geschäftsführer vor Ort.
Die Frage, die über allem gestanden hat: Warum kam der Lohn nicht rechtzeitig? Nach den beiden Mitarbeiterversammlungen hat Lars Windhorst am Freitag vor laufenden Kameras versucht, den Verzug als technische Panne darzustellen: "Wir überweisen aus dem Ausland. Es war nicht erwartbar, dass es sich um einen Tag verzögert hat. Und dann gab es ein Wochenende." Er beschrieb, dass die Gelder im weltweiten Unternehmensgeflecht von Tennor jeden Monat aufs Neue erst freigegeben und erst dann nach Flensburg überwiesen werden. Das passiert offenbar regelmäßig erst im letzten Moment.
Runder Tisch, um wieder Vertrauen zu schaffen
Der kleine Verzug hat große Auswirkungen. Windhorst betonte zwar, das Gehalt sei bisher immer gekommen, obwohl die FSG rote Zahlen schreibt. Allerdings rücken staatliche Bürgschaften in weite Ferne, sobald ein Unternehmen als unzuverlässig gilt. Derzeit finanziert die Werft jeden Schiffbau im Voraus. Der Kunde zahlt erst bei Übergabe. Mit einer Bürgschaft wären vorher Abschläge möglich. Reedereien sind dann abgesichert, falls die Werft den Betrieb einstellt. Michael Schmidt von der IG Metall schlug deshalb einen Runden Tisch mit Werft, Gewerkschaft und Politik vor. Windhorst kündigte an, sich daran zu beteiligen.
Selbst die geförderten LNG-Bunkerschiffe bringen keinen Profit
Die Aussichten, mit der Flensburger Werft schon bald Geld zu verdienen, sind dabei schlechter als bisher bekannt. Windhorst bezeichnete die zwei Fähraufträge seit dem Neustart der FSG überraschend deutlich als "Arbeitsbeschaffungsmaßnahme". Selbst der vom Bund bezuschusste Bau von LNG-Bunkerschiffen sei nur sinnvoll, um die Werft über die kommenden beiden Jahre zu retten. Voraussichtlich wird die FSG nur zwei statt drei dieser Schiffe bauen. Die Verträge sind noch nicht unterschieben. Windhorst stellt dabei klar: "Ich glaube, dass es mit dem Bau von einfacheren Schiffen wie RoRo-Fähren und LNG-Bunkerschiffen in Deutschland nicht möglich ist, auf Dauer profitabel zu wirtschaften."
Offshore-Spezialschiffe und Plattformen als Perspektive
Gleichzeitig bietet der geplante massive Ausbau der Windenenergie auf See für Werften ein großes Potential. Für Plattformen oder Kabelverlegungsschiffe besteht laut Windhorst großer Bedarf. Eine Mischung aus diesem Spezialsegment und dem klassischen Fährbau kann aus Sicht des Unternehmers eine Perspektive für die Werft in Flensburg darstellen. Nobiskrug in Rendsburg muss dagegen keine neuen Märkte erschließen. Trotz des Wegfalls russischer Kunden sei die Nachfrage nach Luxusyachten ungebrochen.
Entscheidungsträger vor Ort wird dringend gebraucht
Windhorst hat nach eigenen Angaben schon 300 Millionen Euro in beide Werften gesteckt und erntet dafür in seiner Unternehmensgruppe nach eigenen Angaben auch Kritik. Er versprach aber, sein Engagement fortzusetzen und bald wieder einen Geschäftsführer für die FSG- Nobiskrug Holding vor Ort einzusetzen. Im Moment kommt ihm selbst diese Aufgabe zu. Er gab aber offen zu, dass die Aufgabe des Geschäftsführers nicht angemessen leisten kann, weil er zu viel andere Verpflichtungen hat.