Rettung der Werften FSG-Nobiskrug: "Steuern auf neue Zeiten zu"
Die Heinrich Rönner Gruppe, ein familiengeführtes Stahlbauunternehmen aus Bremerhaven mit mehr als 1.700 Mitarbeitern und 19 Standorten, wird neuer Eigentümer der FSG-Werft in Flensburg. Das teilten die vorläufigen Insolvenzverwalter auf einer Pressekonferenz in Flensburg mit. Die Lürssen-Werft aus Bremen wird demnach die Nobiskrug-Werft in Rendsburg (Kreis Rendsburg-Eckernförde) übernehmen. Lürssen habe ein notarielles Angebot abgegeben.
Rönner: Zweiter Searoad-Auftrag für die FSG offenbar in Planung
Das Gericht muss der Eröffnung des Insolvenzverfahrens noch zustimmen. In Flensburg würde Thorsten Rönner dann FSG-Gesellschafter werden. "Das derzeit im Bau befindliche Schiff der Searoad-Reederei wird fertiggestellt. Damit ist auch die kurzfristige Beschäftigung gesichert", sagte der vorläufige Insolvenzverwalter Christoph Morgen. Beide Unternehmen hätten sich auf eine Zusammenarbeit für die Fertigstellung der 210 Meter langen RoRo-Fähre mit LNG-Antrieb geeinigt. "In der Woche nach Eröffnung der Insolvenzverfahren werden auf der Flensburger Werft die technischen Vorbereitungen zur Wiederaufnahme des Werftbetriebs durch die Rönner-Gruppe beginnen", so Morgen weiter.
Nach NDR Informationen gibt es bereits Planungen für eine zweite Searoad-Fähre. Bei der FSG soll der Schiffbau laut Geschäftsführer Thorsten Rönner also auch darüber hinaus eine Zukunft haben - möglich sei zusätzlich die Fertigung von weiteren Bauteilen etwa für die Offshore-Windkraft. Schiffsneubauten hätten aber oberste Priorität.
"Wir brauchen Standorte wie die Flensburger Schiffbaugesellschaft, um unsere Energiewende zu schaffen und möglicherweise auch, um unsere Verteidigungsfähigkeit zu unterstützen." Thorsten Rönner, Unternehmer
Wie genau es in Rendsburg weitergeht, ist noch offen. Erwartet wird, dass Lürssen Synergien mit der eigenen dort bereits bestehenden Werft nutzen wird.
Noch keine Details zu künftigen Mitarbeiterzahlen
Bis die Kaufverträge unterschrieben seien, würden nun Transfergesellschaften ihren Betrieb aufnehmen, sagte Morgen. Über 95 Prozent der knapp 500 Beschäftigten haben diesem Vorgehen nach Werftangaben zugestimmt. In Flensburg haben nach Angaben von Betriebsratschef Jan Brandt 99 Prozent, und damit alle aktiven Kollegen, das Angebot einer Transfergesellschaft angenommen. Zur Entwicklung der Beschäftigtenzahlen gab es noch keine Angaben.
"Beide Werften sind in einem Zustand, dass man nicht morgen wird wieder anfangen können, weil zum Beispiel TÜV-Genehmigungen fehlen, sodass jetzt das Wiederaufbauen der Werften beginnen muss", sagte Morgen. Deshalb seien die Transfergesellschaften notwendig. Morgen bedankte sich bei den Mitarbeitenden der Werften für das Vertrauen und die Solidarität in den vergangenen Monaten.
Madsen: "Wir steuern jetzt auf neue Zeiten zu"
Seit Mitte Dezember hatten die vorläufigen Insolvenzverwalter daran gearbeitet, Investoren für die heruntergewirtschafteten Werften zu finden. "Wir steuern jetzt auf neue Zeiten zu. Ich freue mich insbesondere über die Investoren, die wir gefunden haben, mit denen wir auch schon länger im Gespräch sind, dass das dann auch wirklich auf der Zielgeraden passt", teilte Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen (CDU) mit.
Lars Windhorst verschickte nachts offenbar noch Unterlagen
Der Risikoinvestor und scheidende FSG-Geschäftsführer Lars Windhorst hat nach Angaben von Christoph Morgen Versuche unternommen, um die Insolvenz der Werftengruppe zu verhinden. "Herr Windhorst hat uns gestern Nacht noch Unterlagen übersandt und behauptet, er wolle die Insolvenz vermeiden, indem er alle Gläubiger bezahlt. Man kann die Insolvenzgründe nicht mehr beseitigen, das ist rechtlich unmöglich. Es wird morgen früh zur Eröffnung dieser Insolvenzverfahren kommen", sagte der vorläufige Insolvenzverwalter. Windhorsts Vorstoß sei aus seiner Sicht eher eine Fortsetzung der Insolvenzverschleppung oder der Versuch, diese fortzusetzen.