Haftbefehl ausgesetzt: Windhorst will heute nach Flensburg kommen

Stand: 05.06.2024 12:08 Uhr

Ministerpräsident Günther (CDU) hat sich am Montag ein Bild von der Lage bei der FSG-Nobiskrug Werft in Rendsburg gemacht. Heute wird Investor Lars Windhorst bei FSG in Flensburg erwartet. Ein zwischenzeitlich wegen anderer Gerichtsstreitigkeiten in Hannover erlassener Haftbefehl gegen Windhorst ist unterdessen ausgesetzt worden.

Seit Monaten verspricht Investor Lars Windhorst den Werften von FSG-Nobiskrug in Flensburg und Rendsburg (Kreis Rendsburg-Eckernförde) neue Aufträge. Ebenso lange läuft an beiden Standorten jedoch so gut wie gar nichts mehr. Unter anderem kam es immer wieder auch zu unpünktlichen Lohnzahlungen. Der Landesregierung hatte Windhorst zugesagt, sich um diese Probleme zu kümmern. Deshalb war Ministerpräsident Günther am Montag vor Ort und nahm zusammen mit dem Maritimen Koordinator der Landesregierung, Andreas Burmester, an einer Betriebsversammlung teil. Windhorst selbst blieb als Eigentümer und Geschäftsführer dieser Versammlung fern, was Günther mit Verweis auf einen gewünschten Austausch kritisierte.

Günther: Investor Windhorst muss handeln

Daniel Günther (Ministerpräsident von Schleswig-Holstein) hält eine Rede in der Werftanlage Nobiskrug in Rendsburg. © NDR Foto: Tobias Gellert
Ministerpräsident Günther erwartet von Investor Windhorst, dass er sich an seine Versprechungen hält.

Der Ministerpräsident sagte nach der Versammlung, er habe so etwas noch nie erlebt. Die Versprechungen, die Windhorst gemacht habe, seien wie die Gespräche, die er mit dem Eigentümer geführt habe, bis heute ohne Umsetzung. Günther sagte weiter, er erwarte von Windhorst sich an seine Versprechungen zu halten. "In Schleswig-Holstein interessiert die Leute, dass man, wenn man etwas zusagt, es dann auch macht."

Investor Windhorst hat unterdessen für heute kurzfristig zu einem Termin in Flensburg eingeladen. Bei einem Gespräch wolle er Informationen über die Zukunft der Werften präsentieren. Martin Bitter von der IG Metall Rendsburg sagte, das sei ein Schlag ins Gesicht der Beschäftigten, denn die hätten es verdient, als Erste zu erfahren, ob ihre Arbeitsplätze sicher seien und wie Windhorst sie sichern wolle.

Kommt ein neuer Geschäftsführer?

Es könnte heute darum gehen, dass Windhorst einen neuen Geschäftsführer für die Werften ankündigt. Offiziell ist Windhorst selbst Geschäftsführer, war aber laut Betriebsrat fast nie da und wohl auch kaum erreichbar, was für einigen Unmut sorgte. Der FSG-Betriebsratsvorsitzende Jan Brandt würde einen Wechsel gut finden, glaubt aber, dass dann sehr viel Geld fließen müsste. "Welcher Geschäftsführer setzt sich in so eine Situation, die es gerade auf der Werft gibt?" Insgesamt glaubt Brandt an die Zukunft der Werft in Flensburg: "Wenn wir eine vernünftige Person an der Spitze haben, dann bin ich davon überzeugt, dass wir noch viele, viele Jahre Schiffe bauen werden hier in Flensburg."

Haftbefehl gegen Windhorst ausgesetzt

Der Investor hat nach übereinstimmenden Medienberichten von Montag aktuell in Niedersachsen juristische Probleme. Hintergrund ist demnach, dass er zu einem Gerichtstermin im April nicht erschien - deshalb hatte das Insolvenzgericht Hannover Haftbefehl gegen Windhorst angeordnet. Mittlerweile hat das Insolvenzgericht den Haftbefehl außer Vollzug gesetzt. Das teilte eine Sprecherin des zuständigen Amtsgerichts Hannover am Dienstag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Windhorst habe sich mit dem Gericht auf einen Termin verständigt. Es geht um das Insolvenzverfahren gegen Windhorsts Tochterfirma "Projekt IZ (PIZ) Hannover". Das Gericht wirft Windhorst vor, auch abgesehen von seiner Abwesenheit im April nicht ausreichend an dem Prozess teilzunehmen, er komme seiner "Mitwirkungspflicht" nicht nach.

Gerichtssprecherin Heike Brodthage bestätigte den Berichten zufolge, Windhorst vertrete "weiterhin die Rechtsauffassung, zu den vorgenannten Auskünften nicht verpflichtet zu sein".

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Mitarbeiter ohne Aufgaben - Günther sieht Frustration

Auf dem Werftgelände in Rendsburg stehen die Maschinen offenbar seit Monaten still. Gehälter werden nach Angaben des Betriebsrates oft zu spät, Rechnungen an Dienstleister oft gar nicht bezahlt. Laut Günther hätte Windhorst dafür sorgen sollen, dass Gehälter für mindestens zwölf Monate im Unternehmen bereitstehen. Das sei nicht passiert.

Der Ministerpräsident sagte mitfühlend: "Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu erleben, die zum Teil seit Jahrzehnten hier arbeiten, die einem offen einräumen müssen, dass sie im Moment nicht das tun, wofür sie eigentlich ausgebildet sind, warum sie hier arbeiten, sondern sich als Gärtner betätigen, das Büro zum zehnten Mal aufräumen, das ist wahnsinnig frustrierend für die Menschen." Es sei schmerzhaft, in die Gesichter blicken zu müssen. "Und ich würde mir wünschen, dass Herr Windhorst diese Situation mal aushalten müsste. Denn dann, glaube ich, würde er auch in dieser Situation anders handeln."

Mitarbeiter und Betriebsräte: Es gibt kaum noch Treibstoff für Fahrzeuge

Vor knapp drei Monaten hatte Windhorst dem Betriebsrat sowie Mitarbeitern und auch dem Ministerpräsidenten versprochen, die FSG-Nobiskrug Werften zurück ins Fahrwasser zu holen. Doch laut Mitarbeitern und Betriebsräten hat sich seitdem nichts getan. Es gebe kaum noch Treibstoff für Fahrzeuge. Viele Maschinen hätten keine Betriebserlaubnis mehr, teilweise sei noch nicht einmal der Sicherheitsdienst bezahlt worden. Der letzte Auftrag, die Instandsetzung eines Marine-Schwimmkrans, war vor fünf Wochen geplatzt.

Das Dockgebäude der Werft Nobiskrug in Rendsburg steht vor leicht bewölktem Himmel. © NDR Foto: Arne Helms
AUDIO: Betriebsrat FSG: Werft in Flensburg hat noch eine Zukunft (2 Min)

Betriebsrat stellt Arbeits- und Gesundheitsschutz infrage

Bis Mai 2024 wollte Windhorst zudem an beiden Standorten einen neuen Geschäftsführer benennen. Nach Angaben von Ministerpräsident Günther ist dies weder in Flensburg noch in Rendsburg geschehen. Marcus Stöcken, der Betriebsratsvorsitzende der Nobiskrug-Werft, kritisierte darüber hinaus den Arbeitsschutz am Werftstandort. So sei etwa die Brandmeldeanlage nicht geprüft worden.Obwohl er darüber informiert worden sein, habe Eigentümer Windhorst nicht reagiert, so Stöcken. Für ihn steht aktuell unterm Strich: "Wir sind leider nicht in der Lage, das tun zu können, was wir wollen - und zwar Schiffe bauen."

Für Thomas Hölck, Sprecher der SPD-Fraktion für Werften und Häfen, kommen die jüngsten Entwicklungen nicht überraschend: "Die Probleme mit Herrn Windhorst waren vorhersehbar." Worte allein reichten nicht aus. Hölck sieht nun eher Günther in der Pflicht: Er habe die Angelegenheit zur Chefsache gemacht und die Mitarbeiter verließen sich auf ihn. "Günther muss jetzt liefern", so der Politiker.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 05.06.2024 | 08:00 Uhr

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