Ende des "E-Highway" bei Lübeck: Wer baut die Masten wieder ab?
Nach dem Ende der Finanzierung des Forschungsprojektes "E-Highway" sollen die Oberleitungen über der A1 wieder verschwinden. Doch wer den Abbau übernimmt und wann das passiert, ist bislang ungeklärt.
Elektro-Lastwagen auftanken ohne anzuhalten - und das voll elektrisch: Was wie Science Fiction klingt, ist auf der E-Highway-Teststrecke zwischen Lübeck und Reinfeld (Kreis Stormarn) möglich. Doch mit dem Auslaufen der finanziellen Förderung muss das Projekt ab Ende 2024 eingestellt werden. Rund 30 Millionen Euro vom Bund sind in das Projekt hineingeflossen. Geldgeber: das Bundeswirtschaftsministerium. Doch an das Ende des Projektes hat zum Start offenbar niemand gedacht. Denn was mit den markanten Strommasten über der A1 passieren soll, kann zurzeit niemand beantworten. Die "Lübecker Nachrichten" hatten darüber berichtet.
Autobahn GmbH: "Haben keinen Planungsauftrag"
Zuständig unter anderem für Autobahn-Planungen, den Betrieb und die Erhaltung ist die Autobahn GmbH des Bundes. Sie ist dem Bundesverkehrsministerium unterstellt. "Wir haben keinen Planungsauftrag, die Anlage abzubauen", sagte eine Sprecherin auf Anfrage von NDR Schleswig-Holstein. Auch wer den Abbau übernehmen solle, sei unklar. Das Bundesverkehrsministerium in Berlin wiederum verweist nur kurz auf das Bundeswirtschaftsministerium, das das Projekt ja gefördert hatte. Anfragen wurden bis Dienstagabend nicht beantwortet.
Das Land übernimmt die Aufgabe nicht
In Schleswig-Holstein sind beide Ministerien - Wirtschafts- und Verkehrsministerium - unter einem Dach. In Kiel wird die Entscheidung für das Aus des E-Highways mit Bedauern zur Kenntnis genommen. Verkehrs-Staatssekretär Tobias von der Heide (CDU) hatte mehrfach betont, dass ein Rückbau der Teststrecken sachlich nicht zu rechtfertigen und ein Risiko für die bis hierhin erarbeitete Technologieführung sei. Das Ministerium in Kiel sieht das Bundesverkehrsministerium in der Pflicht, den Abbau der Masten zu übernehmen. "Wir machen das jedenfalls nicht", betonte eine Sprecherin.
FH Kiel: "Masten sind jetzt Zubehör der Autobahn"
Auch der zuständige Projektleiter für den E-Highway am Forschungs-und Entwicklungszentrum der Fachhochschule Kiel, Jan Bachmann, sieht das Bundesverkehrsministerium am Zug. "Das Bundeswirtschaftsministerium hat das Projekt zwar gefördert, aber das Verkehrsministerium wäre für eine Lösung zuständig", meint Bachmann. Die Anlage sei jetzt "Zubehör" der Autobahn und gehöre damit dem Bundesverkehrsministerium. Die Kosten für den Rückbau schätzt Bachmann auf circa zwei Millionen Euro. Gerne würde er mit seinen Kollegen noch weitere Forschung an der Strecke betreiben. "Aber ich fürchte, für uns ist das Projekt zu Ende."
Fünf Kilometer Strecke - sechs Fahrzeuge
Die gut fünf Kilometer lange Teststrecke im Lübecker Süden besteht seit Ende 2018. Auf ihr rollen fünf Fahrzeuge der Spedition Bode in Reinfeld sowie ein voll elektrischer 29-Tonner. Die Lastwagen der Spedition pendeln täglich zwischen dem Firmensitz in Reinfeld und dem Lübecker Hafen. Neben der Strecke in Schleswig-Holstein gibt es deutschlandweit noch zwei weitere in Hessen und Baden-Württemberg.