Ellerau: Streit um geplantes Logistikzentrum an der A7
Fünf große Hallen auf einem 10 Hektar großen Gelände direkt an der A7 - in Ellerau (Kreis Segeberg) soll ein Logistikzentrum entstehen. Doch Politiker und Anwohner in den angrenzenden Gemeinden fürchten ein Verkehrschaos.
Noch stehen auf dem rund 10 Hektar großen Grundstück an der A7 einige Gebäude. Seit fast 30 Jahren sind die teilweise ungenutzt. Doch jetzt laufen Abrissarbeiten. Das US-amerikanische Immobilienunternehmen Hillwood hat das Gelände von einem privaten Voreigentümer gekauft und will dort bis 2025 Industrie- und Gewerbehallen bauen. Der Kreis Segeberg hat die Baugenehmigung dazu im Frühjahr erteilt. Für Elleraus Bürgermeister Ralf Martens (BVE) ist es erst mal eine positive Entwicklung, dass das Gelände wieder genutzt werden soll. Aber: "Das Problem, was da ist, das ist der Verkehr", so Martens.
Fünf große Hallen für Industrie und Gewerbe geplant
Auf rund der Hälfte des Geländes zwischen A7 und Buchenweg sowie Werner-von Siemens- und Bahnstraße sollen laut Baugenehmigung fünf große Industrie- und Gewerbehallen entstehen. Diese könnten von verschiedenen Unternehmen gemietet werden. In einem Lärmgutachten, das Hillwood für die Genehmigung eingereicht hat, wird laut Kreis mit 800 Lastwagen pro Tag zwischen 6 und 22 Uhr gerechnet, die das Gelände anfahren und wieder verlassen. Das könnte bedeuten: 1.600 Lastwagenfahrten pro Tag.
Hillwood selbst hat sich auf Anfrage von NDR Schleswig-Holstein nicht zu den Plänen geäußert. Doch die Sorgen in Ellerau sind groß - und auch im angrenzenden Quickborn (Kreis Pinneberg). Die Stadt beginnt direkt gegenüber des Geländes, südlich der Bahnstraße. Diese teilen sich die Gemeinden. Schon jetzt gibt es hier viel Verkehr und regelmäßig Stau - auch durch geschlossene Schranken vor einem Bahnübergang der AKN. Über die Bahnstraße und durch Quickborn geht es außerdem zur nächsten Autobahnauffahrt der A7.
Sorge vor Staus und Verkehrskollaps
Von einem drohenden Verkehrskollaps spricht Quickborns Bürgermeister. "Der gesamte Verkehr geht ja in Richtung Autobahn", erklärt Thomas Beckmann (FDP). "Da stehen Sie morgens schon jetzt zwanzig Minuten im Stau." Laut Elleraus Bürgermeister hat Hillwood mittlerweile zwar einer geringeren Zahl an Lastwagen zugestimmt, aber Martens ist sich sicher, dass "auch 500 Lkw nicht fassbar sind für eine geschickte und gute Verkehrsanbindung." Es werde Staus geben.
Sowohl Quickborn als auch Ellerau haben deshalb Widerspruch gegen die Baugenehmigung eingelegt. Beide kritisieren, die Verkehrssituation sei nicht ausreichend bedacht worden. Der Kreis hätte außerdem neben einem Lärmgutachten auch ein Verkehrsgutachten von Hillwood fordern müssen. Darüber hinaus hat Quickborn einen einstweiligen Rechtsschutz beim Verwaltungsgericht Schleswig beantragt. Wenn das Gericht dem Antrag zustimmt, darf das Logistikzentrum zunächst nicht gebaut werden.
Auf Nachfrage zur Kritik der Gemeinden verweist der Kreis Segeberg auf die laufenden Widerspruchsverfahren. Es werde über die vorgetragenen Gründe der Kommunen entschieden. Für die Prüfung wurde laut Kreis auch ein Verkehrsgutachten eingeholt.
Anwohner: Bahnstraße schon jetzt gefährlich
Anwohner, sowohl in Ellerau als auch in Quickborn haben vor allem Angst um die Sicherheit ihrer Kinder. Die Bahnstraße ist für viele Schulweg. Eigentlich ist über diese Straße und die AKN-Schienen am Bahnhof Tanneneck, der direkt am Hillwood-Gelände liegt, seit Jahren eine Fußgängerampel geplant. Doch durch das steigende Verkehrsaufkommen müssen die Pläne überarbeitet werden. Für Anwohner Oliver Blaas aus Quickborn ist damit noch völlig offen, "wie das gelöst werden soll, ohne, dass da jemand erst zu Schaden kommen muss."
Quickborns Bürgermeister Beckmann sieht in dieser Situation keinen denkbaren Kompromiss "außer, man stoppt die Baugenehmigung und führt eine neue Planung herbei, die eine Nutzung ermöglicht, die verträglich ist." Laut Stadt sei die Baugenehmigung rechtswidrig, weil Quickborn der Verkehr aufgezwungen werde. Zusätzlich zum Widerspruch hat die Verwaltung daher Fachaufsichtsbeschwerde beim Land eingereicht, um die Genehmigung zu kippen.
Ellerau will gemeinsame Lösung
In Ellerau hofft Bürgermeister Martens dagegen auf eine gemeinsame Lösung mit Quickborn und Hillwood. Vom Widerspruch gegen den Kreis verspricht er sich mehr Klarheit darüber "wer hier für eine entsprechende Verkehrslösung zuständig ist. Ist das Quickborn? Ist das Ellerau? Ist das Hillwood?". Erst wenn diese Fragen geklärt sind, sei es möglich über Lösungen nachzudenken.
Wann es Entscheidungen zu den Widersprüchen und der Fachaufsichtsbeschwerde aus Quickborn geben wird, ist noch unklar.