Einsatz als Wertungsrichterin in Paris: "Olympia ist das Größte"
Seit mehr als 40 Jahren ist Petra Obermarks Leidenschaft das Synchronschwimmen. Nun fährt sie zu Olympia nach Paris - als Jurorin.
Laut ist es im Campus-Bad in Flensburg. Das Überlaufbecken sorgt für eine geräuschvolle Atmosphäre. Zwischen das Rauschen peitscht aber immer wieder eine Frauenstimme. "Das Bein gerade!", "Du musst die Knie anziehen!", "Zwei Züge über Wasser, sechs unter Wasser!" – es ist die Stimme von Petra Obermark, die hier die Synchronschwimmerinnen der TSB Flensburg trainiert.
Lautstarke Anweisungen
"Ich glaube manchmal, die Eltern denken sich, was schreit die denn da unten so rum?", sagt Petra Obermark. "Ich rede so laut, weil die Wasser im Ohr haben und außerdem ist die Geräuschkulisse durch das Überlaufbecken so groß, da muss man schon mal etwas lauter werden. Aber das geht. Die wissen ja, dass das nur beim Training ist."
Hartes Training trotz Erfolg bei der Deutschen Meisterschaft
Die Synchronschwimmerinnen sind in mehreren Nachwuchsklassen Deutscher Meister geworden, beim Training ist aber nichts davon zu spüren. Kein Nachlassen, niemand ruht sich auf seinen Lorbeeren aus. Das ist auch das Verdienst von Petra Obermark und ihren hohen Ansprüchen: "Ihr habt doch gestern die Jugendnationalmannschaft gesehen, oder? Habt ihr gesehen, wie eng die standen? So!", sagt sie und hält ihre flachen Hände dicht nebeneinander.
Einsatz als Wertungsrichterin
Dieselben Ansprüche, die sie an ihre Schwimmerinnen stellt, stellt sie auch an sich selbst. Denn sie ist als Wertungsrichterin bei den Olympischen Spielen in Paris im Einsatz. Den genauen Blick auf das, was im Wasser passiert, braucht sie also nicht nur beim Training. "Wenn die so weit rauskommen aus dem Wasser, dann ist es von der Höhe her eine 7,5", sagt Petra Obermark und deutet auf eine vom Verband festgelegte Skizze, die zeigt, wie weit die Schwimmerinnen und Schwimmer ihre Körper bei bestimmten Figuren nach oben aus dem Wasser rausdrücken müssen.
"Das Größte ist einfach Olympia"
"Das Größte ist einfach Olympia, sagt sie. "Da kommen so viele Menschen zusammen. Es ist das sportliche Highlight für jeden und für mich natürlich auch. Man ist dabei, man erlebt so viel, es sind so viele Eindrücke. Ich bin auch schon ganz aufgeregt, denn obwohl man schon so viel mitgemacht hat und Weltmeisterschaften in Guanzhou und so weiter und schon in so vielen Ländern war, ist es trotzdem noch mal etwas anderes bei Olympia jetzt. Das ist einfach so."
"Haben die sich meinen Geburtstag falsch notiert?"
Dabei hat sie ihre Nominierung am Anfang gar nicht mitbekommen. "Als dann Glückwünsche kamen, hab ich immer gedacht, warum gratulieren die mir? Die haben meinen Geburtstag, wohl falsch aufgeschrieben. Ich hatte gar nicht nach der Veröffentlichung vom Weltschwimmverband geguckt. Aber Kollegen aus anderen Ländern haben diese gesehen und gratulierten mir. Und ich war im Büro, bin meiner normalen Arbeit nachgegangen."
Neue Regeln gibt es erst seit zwei Jahren
Insgesamt nur zehn Juroren sind für Paris nominiert – und hatten im Vorfeld eine Menge zu tun, um sich vorzubereiten. Denn das Regelwerk müssen sie komplett im Kopf haben. "Das neue Wertungssystem gibt es erst seit zwei Jahren. Wir mussten komplett alles umlernen. Letztes Jahr haben wir so ein Übergangsjahr gehabt, das heißt, wir mussten auch unsere ganzen Küren auf das neue System umbauen."
17 Meistertitel in Folge
Schon als aktive Synchronschwimmerin war Petra Obermark erfolgreich, wurde mehrmals deutsche Meisterin und einmal sogar Weltmeisterin. Seit mehr als 20 Jahren trainiert sie ihre Fördenixen ehrenamtlich, hat sie zu 17 Meistertiteln in Folge geführt. Für ihren Einsatz ist sie 2018 mit der Sportplakette des Landes Schleswig-Holstein von Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) ausgezeichnet worden. Und schon 2004 beantwortete sie in einem Beitrag für das NDR Fernsehen die Frage, was am Synchronschwimmen das Schwierigste ist: "Das Schwierigste ist eigentlich, dass man acht verschiedene Mädchen hat, die unterschiedliche Stärken und Schwächen haben. Und die muss man alle auf einen Nenner bringen, weil die sollen ja zusammen ein synchrones Stück schwimmen."
"Vielleicht will einer von denen ja auch mal zu Olympia"
"Ich schwimme bei Petra, seitdem ich zwölf Jahre alt bin", erzählt Fenja Jessen, heute 22, frisch gebackene deutsche Meisterin mit einer Solokür. "Sie hat mich durch meine allerersten Deutschen Meisterschaften gebracht als ich noch Kombi geschwommen bin mit den ganzen Großen und jetzt war sie auf einmal dabei, wo ich alleine geschwommen bin."
"In ihrer Altersklasse sind sie die besten in ganz Deutschland", sagt Petra Obermark. Von daher sind sie schon gut. Aber es gibt immer etwas zu verbessern und vielleicht will ja der Eine oder Andere auch mal zu Olympia. Und dann gibt es noch viel zu tun. Stimmt ja, ne?", fragt sie ihre Schwimmerinnen, die vom Wasser aus zuhören. "Da lachen sie alle. Das gibt's ja gar nicht."
Meisterfeier mit Kindersekt
Auch für ihre Mädels, wie sie sie nennt, sei ihre Nominierung für die Olympischen Spiele eine Motivation. Sie zeige, dass es sich lohne, Zeit und Mühe in den Sport zu investieren. Genau wie der Gewinn der Deutschen Meisterschaft, die sie nach dem Training mit Kindersekt feiern. "Ihr wart richtig gut, wir waren richtig gut. Da hat sich doch das Meckern im Vorwege gelohnt oder? Ich bin nämlich bekannt für Meckern. Schlechte Laune und meckern", sagt Petra Obermark augenzwinkernd. "Also Prost, auf euch, Mädels."