E-Highway auf der A1: Testbetrieb zu Ende, Zukunft unklar
Nach fünf Jahren endet der Feldversuch zum E-Highway auf der A1 zwischen Reinfeld und Lübeck. Forschende der FH Kiel ziehen vorläufig eine positive Bilanz - klare politische Unterstützung fehle aber.
Wer oft auf der A1 zwischen Reinfeld (Kreis Stormarn) und Lübeck unterwegs ist, dürfte bereits an den Anblick der großen Strommasten gewöhnt sein: Auf knapp fünf Kilometern verläuft eine Oberleitung, hier findet seit 2019 ein Feldversuch statt. Fast täglich pendeln dafür etwa fünf Lastwagen der Spedition Bode zwischen dem Firmensitz in Reinfeld und dem Lübecker Hafen. Auf dem sogenannten E-Highway wird so getestet, ob die Technik eine Möglichkeit für klimaneutralen Güterverkehr auf der Straße bietet.
Teststrecke E-Highway: Ende der Projektlaufzeit
Das Forschungs- und Entwicklungszentrum der Fachhochschule Kiel hat das Projekt in Schleswig-Holstein von Beginn an begleitet. Zum Ende der Projektlaufzeit gibt es nun vorläufige Ergebnisse: Der Feldversuch bestätigt demnach, dass die Oberleitung für Lkw auf Autobahnen funktioniert und eine effiziente Möglichkeit zur Dekarbonisierung des Schwerverkehrs darstellt. Denn: Langfristig schneidet die Oberleitungstechnologie laut Forschenden bei allen betrachteten Kriterien bezüglich der Umwelt besser ab als der Diesel-Lkw.
Bilanz: "Hohe Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit"
Zwar habe es anfängliche Schwierigkeiten mit den eingesetzten Fahrzeugen gegeben, im Verlauf des Projekts konnten aber auch Fortschritte erzielt werden. Aktuell können die Fahrzeuge laut Projektergebnissen nach einer vollelektrischen Fahrt unter der Oberleitung mit der aufgenommenen Ladeenergie etwa die doppelte Strecke elektrisch weiterfahren.
"Wenn ein Lkw die gesamten fünf Kilometer über Strom aus der Oberleitung bezieht, gibt es danach noch genug Energie für weitere zehn Kilometer Strecke." Anna Köhn, Sprecherin des Forschungs- und Entwicklungszentrums der FH Kiel
Insgesamt überzeuge das Projekt durch seine "hohe Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit". Daraus leitet sich auch eine Empfehlung der Forschungsgruppe ab. Es ist demnach nicht notwendig, das gesamte Autobahnnetz von knapp 13.000 Kilometer zu elektrifizieren. Stattdessen wird ein "inselartiger Ausbau" empfohlen - das wären dann knapp 30 Prozent der bundesweiten Autobahnstrecken. Die erste Bilanz wirkt also positiv - Probleme an der Strecke habe es hauptsächlich durch besondere Witterungsverhältnisse oder bei Verschleiß an der Oberleitung gegeben.
Teststrecke auf A1: Wie geht es weiter?
Ziel des Projekts war es, das System zu bewerten, um der Politik Entscheidungsgrundlagen für einen möglichen Ausbau zu liefern. Dafür wurde der Feldversuch mit knapp 30 Millionen Euro vom Bund gefördert. Doch wie es nun mit den markanten Strommasten über der A1 weitergehen soll, kann auch kurz vor Ende der Projektlaufzeit niemand beantworten.
Das Bundesverkehrsministerium könne selbst "(...) leider keine Auskunft geben", sieht die Verantwortung beim Bundeswirtschaftsministerium. Das Bundeswirtschaftsministerium geht zwar davon aus, dass die Infrastruktur nach Beendigung der Feldversuche zurückgebaut wird, verweist in diesem Zusammenhang jedoch auch auf die Autobahn GmbH. Diese sei schließlich im Besitz der Anlage. Doch von der Autobahn GmbH heißt es, die Projekte würden im Verantwortungsbereich des Bundeswirtschaftsministeriums liegen.
Wunsch nach politischer Unterstützung
Was nach der Abschaltung der Anlage passiert ist also weiterhin unklar. Das Energiewende-Ministerium in Schleswig-Holstein äußert sich in diesem Zusammenhang betroffen.
"Es ist bedauerlich, dass für den Moment der Feldversuch gestoppt wurde, da die Technik vielversprechend ist." Martina Gremler, Sprecherin Energiewende-Ministerium in SH
Und auch der zuständige Projektleiter für den E-Highway am Forschungs- und Entwicklungszentrum der Fachhochschule Kiel, Jan Bachmann, hätte sich mehr politische Unterstützung gewünscht.