E-Auto-Boom in SH vorerst vorbei - Sinken nun die Preise?
Mehr als zwei Wochen nach dem kurzfristigen Aus für die E-Auto-Förderung des Bundes werden in Schleswig-Holstein weniger Elektrofahrzeuge neu zugelassen. Experten vermuten, dass nun die Preise für E-Autos sinken werden.
Nach dem kurzfristigen Aus der 4.500 Euro-Prämie für E-Auto kurz vor Weihnachten ist die Verunsicherung bei Händlern und Kunden in Schleswig-Holstein groß. Einige Hersteller geben zwar nun selbst Preisnachlässe oder übernehmen einen Teil der weggefallenen staatlichen Prämie, aber insgesamt herrscht Unruhe auf dem E-Auto-Markt. Nach Angaben der Landeskoordinierungsstelle E-Mobilität werden in Schleswig-Holstein zunehmend weniger Elektrofahrzeuge neu angemeldet. Und diese Entwicklung wird wohl für mehrere Monate andauern. "Ich gehe davon aus, dass die Zahlen in den nächsten ein, zwei, drei Monaten einbrechen werden", so ihr Leiter Jens Sandmeier. Mittelfristig werde sich die Elektromobilität aber weiter etablieren.
"Licht am Horizont" - Experten vermuten Preissenkungen
Das sehen auch Experten des ADAC so. Sie gehen davon aus, dass die Autohersteller bald die Preise senken und günstigere Fahrzeuge anbieten werden. Club-Sprecher Rainer Pregla rät deshalb allen, die sich ein E-Auto kaufen möchte, Geduld zu haben: "Es gibt Licht am Horizont, es werden neue Modelle angekündigt für 2024, 2025, die dann im Bereich unter 30.000 Euro liegen sollen, mit vernünftigen Reichweiten und in guter Qualität." Vor allem bei bereits angekündigten Kleinwagen mit Elektroantrieb könne man gute Angebote erwarten.
Ähnliches kommt vom KfZ-Gewerbe-Verband Schleswig-Holstein: Geschäftsführer Jan-Nikolas Sontag hält es für möglich, dass viele Autohersteller ihre Preise wegen der Förderung künstlich oben gehalten haben, um ihre Gewinne zu steigern. Er geht auch davon aus, dass die E-Fahrzeuge günstiger werden. Dass viele auf den Neuwagen-Kauf verzichten, zeigt der Blick auf den Gebrauchtwagenmarkt: Dieser sei in Schleswig-Holstein bereits deutlich in Fahrt gekommen. Die Bundesregierung habe der E-Mobilität nach Meinung von Sontag mit dem Aus der E-Auto-Förderung einen "Bärendienst" erwiesen.
Ein Drittel E-Autos bis 2030 - Steht das Ziel auf der Kippe?
Unterdessen ist sich die Landeskoordinierungsstelle E-Mobilität sicher, dass das ambitionierte Ziel der Politik, nämlich bundesweit bis 2030 ein Drittel aller Fahrzeuge elektrisch zu betreiben, jetzt auf keinen Fall mehr zu schaffen ist. Die Experten rechnen zwar damit, dass die Hersteller in etwa drei Monaten die Preise für Ihre E-Autos so angepasst haben, dass die Zulassungszahlen wieder nach oben gehen. Jedoch fuhren laut Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes im Oktober vergangenen Jahres gerade einmal 2,8 Prozent der Schleswig-Holsteinerinnen und Schleswig-Holsteiner ein E-Auto. Bereits vor Wegfall der staatlichen Umweltprämie waren im November 2023 nur 22 Prozent der neu zugelassenen Pkw Elektroautos.
Umweltbonus für E-Auto plötzlich gestrichen
Kurz vor dem dritten Advent vergangenen Jahres hatte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) überraschend das Aus für die Prämie verkündet. Bereits zum 19. Dezember konnte der Umweltbonus nicht mehr beantragt werden - bis dahin zugesagte Förderungen waren davon jedoch nicht betroffen. Notwendig wurde das nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts im November: Der Topf, aus dem die Förderungen bislang bezahlt wurden, war daraufhin nämlich um etliche Millionen Euro geschrumpft. Die Bundesregierung entschied sich dazu, massiv Geld im Haushalt einzusparen.