Die Zuckerschnuuten: Diabeteswarnhunde erkennen Unterzucker
Für Menschen mit Typ-1-Diabetes besteht immer die Gefahr zu unterzuckern. Sensoren und Pumpen helfen, die Blutzuckerwerte stabil zu halten - genau wie Diabeteswarnhunde. Sie retten im Zweifel Leben.
Hund Hugo ist kein gewöhnlicher Labrador Retriever - denn Hugo hat eine Mission: Er ist darauf trainiert, bei seinem Frauchen Astrid Dürkoop Unterzuckerungen am Geruch zu erkennen und ihr dann eine Notfalltasche zu bringen. Astrid Dürkoop aus Neumünster hat seit Jahrzehnten Typ-1-Diabetes - eine unheilbare Autoimmunerkrankung. Ein Blutzuckersensor kontrolliert Astrid Dürhoops Werte, über eine Pumpe bekommt sie mehrmals täglich Insulin.
Trotzdem fühlte sie sich in vielen Situationen unsicher, erzählt sie: "Ich hatte nachts Unterzuckerungen und das auch über einen längeren Zeitraum. Man wird morgens wach und ist kaputt und hat einfach Angst, in die nächste Nacht zu gehen. Und das ist für mich ausschlaggebender Punkt dafür gewesen und mich zu fragen: Wie kann ich das ändern?" Typ-1-Diabetiker sollten ihren Blutzucker immer stabil halten. Bei einem zu niedrigen Blutzuckerwert kann Astrid Dürkoop im schlimmsten Fall ohnmächtig werden und sich nicht mehr selbst helfen.
Langjährige Ausbildung für die Hunde
Vor sechs Jahren entschied sie sich daher für einen Diabeteswarnhund. Ihr Hund Hugo ersetzt dabei keine technischen Geräte, sondern ergänzt sie. Seit er ein Welpe war, wurde er darauf trainiert, speziell bei Astrid Dürkoop Unterzuckerungen zu erkennen - unter anderem am Geruch. Meistens merkt Hugo eine nahende Unterzuckerung bei ihr sogar vor den Geräten. Unterzuckerungen bei einem anderen Menschen mit Typ-1-Diabetes würde Hugo wahrscheinlich nicht erkennen. Denn jeder Mensch riecht anders.
Wie genau Hunde zwischen Unterzucker und normalen Blutzuckerwerten unterscheiden, ist wissenschaftlich noch nicht geklärt. Gut eineinhalb Jahre dauerte die Ausbildung von Astrid und Hugo. Studien zu Folge sind die Hunde bei Unterzuckerungen aber in über 80 Prozent der Fälle zuverlässig. Damit das so bleibt, muss Hugo regelmäßig trainieren.
Training mit Geruchsproben
Die Trainerin von Hugo und Astrid ist Stephanie Klameth - sie hat selbst Typ 1-Diabetes und ihren eigenen Diabetesspürhund immer dabei. Die Teams üben mit Geruchsproben, zum Beispiel mit identisch aussehenden T-Shirts. Eines davon wurde bei einer Unterzuckerung getragen - die Hunde sollen das richtige T-Shirt finden. Das klappt meistens auch.
Im Ernstfall muss Hugo seinem Frauchen eine Notfalltasche mit Traubenzucker selbstständig bringen. Die steht bei Astrid Dürkoop zuhause immer auf dem Boden.
Hunde sind nicht als Assistenzhunde anerkannt
Gut 10.000 Diabeteswarnhund gibt es in Deutschland - bei rund 400.000 Menschen mit Typ-1-Diabetes. Die Ausbildung der sogenannten Zuckerschnuuten kostet mehrere Tausend Euro - das ist für viele zu teuer. Zusammen mit einem Verein ermöglicht Trainerin Stephanie Klameth die Finanzierung der Diabeteswarnhunde. Gerade Kindern könne der Hund viel Sicherheit geben, sagt sie. Doch egal wie gut die Hunde ausgebildet sind - kritische Situationen oder gar Folgeerkrankungen ganz vermeiden könnten auch sie nicht.
Die ständige Bereitschaft ist anstrengend für Hugo. Hunde wie er altern daher schneller, sagt Trainerin Stephanie Klameth. Und je älter die Hunde werden, desto unzuverlässiger werden sie. Frauchen Astrid Dürkoop ist es daher wichtig, ihrem Hund Hugo bewusste Pausen zu geben, in denen er sich nicht auf sie konzentrieren muss. Mittlerweile sind Hugo und Astrid ein eingespieltes Team, er kommt überall mit ihr hin, sogar auf die Arbeit. Seit sie ihn hat, hat sich ihre Lebensqualität verbessert, sagt Astrid Dürkoop: "Er gibt mir ganz viel Sicherheit, obwohl ich diese große Beeinträchtigung habe." Hugo ermöglicht es ihr, einen fast normalen Alltag zu leben - auch mit Diabetes.