Diako in Flensburg: Insolvenzplan genehmigt
Knapp 400 Handwerker, Unternehmer, Lieferanten und Kreditgeber hatten in dem Insolvenzverfahren Forderungen angemeldet. Formell waren bei der Gläubigerversammlung am Montagvormittag 104 Parteien anwesend. Im Raum saßen allerdings nur rund 30 Anwälte und Bevollmächtigte, die zum Teil mehrere Unternehmen gleichzeitig vertreten. Die Klinik stellte selbst den Saal zur Verfügung, da im Amtsgericht dafür nicht genug Platz war.
Zerschlagung mit 1.400 Entlassungen wäre keine Alternative gewesen
Die Entscheidung für den Insolvenzplan fiel bereits nach gut einer Stunde einstimmig. Die Gläubiger müssen nun auf viel Geld verzichten: Wer eine Rechnung von 100 Euro an die Diako offen hat, bekommt voraussichtlich nur etwa 15 Euro. Dies ist aber gleichzeitig der sichere Spatz in der Hand. Die Alternative wäre die Liquidation, also die komplette Zerschlagung der Krankenhausgesellschaft gewesen, sagte der Generalbevollmächtigte Stefan Denkhaus: "Im Alternativszenario hätte der gesamte Personalbestand abgebaut werden müssen. Es wären sehr hohe Abfindungsansprüche entstanden." Damit wären die Verbindlichkeiten auf mehr als 100 Millionen Euro angewachsen, so dass die Gläubiger nur gut sechs Prozent ihrer Forderungen bekommen hätten. Der Gläubigerausschuss hatte dem Plan für den Schuldenschnitt bereits zugestimmt. Einige Handwerker berichteten, sie hätten sich bereits außerhalb des Verfahrens individuell mit der Diako geeinigt.
Neustart ohne Schulden
Die Forderungen der Unternehmen summierten sich auf mehr als 23 Millionen Euro. Hinzu kommt ein nachrangiges Darlehen von 20 Millionen Euro, auf dass die landeseigene Investitionsbank komplett verzichten muss. Laut Denkhaus besteht aufgrund eines so genannten Patronats der Diakonissenanstalt allerdings die Möglichkeit, dass sich das Land Schleswig-Holstein einen Teil dieser Summe von der Dachgesellschaft zurückholt. Klar ist: Die Klinik kann den Betrieb ab Juli entschuldet fortführen.
Ohne Strukturreform droht erneutes Minus
Der Geschäftsführer des Diako-Krankenhauses, Ingo Tüchsen, zeigte sich nach der Entscheidung zufrieden: "Schade für die Gläubiger, die verzichten müssen. Das tut mir auch leid. Aber andersrum ist das die Grundlage für das Diako-Krankenhaus und damit auch für die Gesundheitsversorgung hier in der Region, wirtschaftlich einen vernünftigen Weg zu gehen." Tüchsen hatte allerdings wiederholt betont, dass die Klinik ohne bundesweite Strukturreformen erneut ins Minus rutschen könnte. Damit steht das Flensburger Krankenhaus nicht allein: Bei einer Umfrage von NDR Schleswig-Holstein unter 32 Regel- und Schwerpunktversorgern im Dezember hatten die meisten Kliniken ihre wirtschaftliche Situation als schlecht bezeichnet.
Engpässe in Frauenklinik nur vorübergehend
Die Diako Krankenhaus gGmbH hatte im November 2022 eine Sanierung in Eigenverwaltung beantragt. 43 Mitarbeiter müssen das Krankenhaus verlassen. Für Diskussionen sorgte die Ankündigung in einem internen Papier, die Leistungen der Gynäkologie in der Frauenklinik zu reduzieren. Später versicherte der Generalbevollmächtigte im Sanierungsverfahren Christian Eckert im Sozialausschuss des Landtags, dass dort nur vorübergehend personelle Engpässe bestünden.
Die Diako Krankenhaus gGmbH ist ein Tochterunternehmen der Evangelisch-Lutherischen Diakonissenanstalt Flensburg. Zu der Anstalt gehören noch weitere Bereiche, die in eigenen Unternehmen organisiert sind - zum Beispiel eine Servicegesellschaft, Fachkliniken in Nordfriesland, Sozialstationen im Umland und ambulante Pflegedienste. Insgesamt arbeiten im Norden Schleswig-Holsteins 3.400 Menschen für den Verbund, davon rund 1.400 im Flensburger Krankenhaus.