Busfahrer für Flensburg in Kenia gesucht - und gefunden
AktivBus in Flensburg hat bereits viele Wege ausprobiert, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Das reicht nicht aus. Bald sollen fünf Menschen aus Kenia Busse durch Flensburg und Umgebung lenken.
AktivBus-Geschäftsführer Paul Hemkentokrax geht mit schnellen Schritten auf seine neuen Mitarbeiter zu. Gerade sind drei von insgesamt fünf Menschen aus Kenia aus einem Kleinbus auf dem Betriebshof des städtischen Busunternehmens in Flensburg ausgestiegen.
Sie sollen ein Teil der Lösung für ein Problem sein, das in den kommenden Jahren auf Hemkentokrax zukommt. Denn auch dem ÖPNV fehlen zunehmend Fachkräfte.
AktivBus: In zehn Jahren fehlen 80 Fachkräfte
Für den AktivBus-Geschäftsführer läuft die Zeit. Schon jetzt könnte er 10 bis 15 zusätzliche Busfahrer gut gebrauchen. Noch kann das Unternehmen laut Hemkentokrax alle Linien in Flensburg bedienen. Doch bis 2034 fehlen ihm aufgrund der Altersstruktur nach eigenen Angaben bis zu 80 Fachkräfte. Denn die gehen dann in den Ruhestand.
Geschäftsführer setzt auf "gesteuerte Migration"
Schon jetzt versucht das Unternehmen über verschiedene Kanäle neue Kolleginnen und Kollegen zu werben. Von einer dreijährigen dualen Berufsausbildung über Quereinsteiger bis zu Projekten für Langzeitarbeitslose und Geflüchtete mit Bleibeperspektive. "Wir wissen, dass die bisherigen Wege in Zukunft nicht reichen. Ausreichend Personal werden wir ohne gesteuerte Migration nicht schaffen", stellt Hemkentokrax nüchtern fest.
Deutschland plant Migrationsabkommen mit Kenia
Gemeinsam mit einer Agentur hat das Unternehmen nach Fachkräften in Kenia gesucht. Mit der Republik Kenia wird Deutschland laut Bundesregierung noch im September ein Migrationsabkommen unterzeichnen.
Die Reise der neuen Busfahrer nach Flensburg hat AktivBus gezahlt. Während ihrer Ausbildung bekommen sie monatlich 2.700 Euro brutto. Bei den Behördengängen und der Wohnungssuche unterstützen Kolleginnen und Kollegen.
Kenianer müssen Führerschein in Flensburg neu machen
In ihrem Heimatland haben die fünf Kenianerinnen und Kenianer einen Führerschein gemacht, der aber in Deutschland nicht anerkannt wird. Deshalb müssen sie diesen neu machen - mindestens 58 praktische Fahrstunden sind für die Klasse D vorgesehen.
IHK-Zusatzqualifizierung nur auf Deutsch möglich
Die Theorie-Einheiten können auf Englisch erfolgen, die Zusatzqualifizierung für Berufskraftfahrer bei der IHK allerdings nur auf Deutsch. Mit einem betriebseigenen Sprachlehrer lernen die neuen Mitarbeiter aus Kenia deshalb parallel weiter Deutsch. Sie sprechen sehr gutes Englisch und verfügen aktuell über Deutschkenntnisse auf A2-Niveau.
Bis die kenianischen Fachkräfte in Flensburg Busse durch den Stadtverkehr lenken, werden noch einige Monate vergehen. Für das Unternehmen ist ihre Anwerbung aber ein weiterer wichtiger Baustein, um dem Fachkräftemangel entgegenzutreten und den Busverkehr in Deutschlands nördlichster Stadt langfristig zu sichern.