Bergung der Munition aus der Ostsee startet im Juli
Neue Technologien, mit denen Kriegsmunition erkannt und auch geborgen werden, werden ab Juli an insgesamt drei Orten vor Pelzerhaken und Haffkrug in der Lübecker Bucht getestet. Am Montag stellte Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne) das Projekt bei einer Infoveranstaltung in Kiel vor.
Unter der Schirmherrschaft des schleswig-holsteinischen Ministeriums für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur (MEKUN) sind Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Militär, Behörden und Industrie am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel zusammen gekommen, um sich über die nächsten Schritte im Rahmen des Sofortprogramms des Bundesumweltministeriums (BMUV) auszutauschen.
Pilotbergung soll im Juli starten
"Munitionsräumung - Jetzt geht’s los!" - unter dieses Motto hat die Arbeitsgruppe Tiefseemonitoring am GEOMAR unter der Leitung von Prof. Jens Greinert den Montag gestellt. Denn nun soll die Forschungsarbeit in die Tat umgesetzt werden. Die Bergung in der Lübecker Bucht beinhalte besondere Herausforderungen. "Hier liegen ganz unterschiedliche Munitionstypen - von der einzelnen Patrone über Munitionskisten bis hin zu 500-Kilo-Bomben - in komplexen Schichtungen", so Greinert.
Ziel ist es, eine schwimmende Anlage zu entwickeln, mit der Munitionsaltlasten im großen Umfang aus der Ost- und Nordsee geborgen werden können. Die Pilotversuche zur Bergung sollen im Juli starten. Dabei sollen erste 50 Tonnen Munition aus dem Meer geborgen werden.
Schätzungsweise 1,6 Millionen Tonnen Munitionsaltlasten
In der deutschen Nord- und Ostsee liegen schätzungsweise 1,6 Millionen Tonnen Munitionsaltlasten. Und der Schaden, den die rostende Munition im Ökosystem Meer verursacht, steigt jedes Jahr. Das Pilotprojekt in der Lübecker Bucht soll zeigen, wie die unterschiedlichen Munitionstypen möglichst sicher geborgen und im besten Fall vor Ort unschädlich gemacht werden können. Die Munition liege im Meer regelrecht auf Haufen, sagt Umweltminister Goldschmidt - sie sei korrodiert und verklumpt.
Bund finanziert das Projekt mit 100 Millionen Euro
Die Aufträge für drei Positionen in der Lübecker Bucht bei Haffkrug und Pelzerhaken (beide Kreis Ostholstein) wurden an ein Unternehmen aus Wandlitz und Hamburg sowie an eine Hamburger Bietergemeinschaft vergeben. Die Mittel für die Bergungsarbeiten stammen aus einem mit 100 Millionen Euro ausgestatteten Sofortprogramm der Bundesregierung. "Wir sind weltweit der erste Staat, der diese Generationenaufgabe aktiv in Angriff nimmt und jetzt in der Ostsee startet", erklärte der Meeresschutzbeauftragte der Bundesregierung, Sebastian Unger.
Unterwasserfahrzeuge sollen ferngesteuert werden
In der Lübecker Bucht sollen vor allem ferngesteuerte Unterwasserfahrzeuge und spezialisierte Greifwerkzeuge zum Einsatz kommen. Die Arbeiten werden nach Ministeriumsangaben voraussichtlich von Juli bis September dauern. Neben der Lübecker Bucht soll ein weiterer Pilotversuch in der Mecklenburger Bucht erfolgen. Bis Ende 2026 soll dann eine schwimmende Plattform gebaut werden, mit der Altmunition gesichtet, geborgen und entsorgt werden kann. Diese Munition wird in einer Verbrennungsanlage im niedersächsischen Munster entsorgt.