Babyfotos verbinden: Krankenhaus in Reinbek feiert Jubiläum
Für eine Jubiläumsaktion ruft das Krankenhaus Reinbek alle Menschen auf, die dort zur Welt gekommen sind: Schickt uns eure Babyfotos. Angekommen sind süße Bilder, berührende Geschichten und eine überraschende Erkenntnis.
Ein Halbkreis aus zehn Menschen, im Zentrum ein großer Bildschirm. Und plötzlich wird es laut. "Daaaa, das bist du!" Mehrere Finger zeigen auf ein Babybild in der linken oberen Ecke, lautes Gelächter. "Ein richtiger Wonneproppen warst du ja", muss sich Krankenschwester Elisabeth Schweizer necken lassen. Die reagiert in gespielter Empörung, bevor die Gruppe schnell weiter durch die Bildergalerie scrollt und sich auf die Suche nach weiteren bekannten Gesichtern macht.
Überraschung bei Babyfoto-Aktion
Seit mehr als 70 Jahren gibt es am St.-Adolf-Stift in Reinbek (Kreis Stormarn) eine Geburtenstation, mehr als 51.000 Kinder sind dort zur Welt gekommen. Und genau diese Menschen hat das Krankenhaus jetzt aufgerufen, an einer Jubiläumsaktion teilzunehmen: Weil der Namenspatron der Klinik, der Heilige Adolf von Osnabrück, in diesem Februar 800. Jubiläum hat, möchte das St.-Adolf-Stift Reinbek bis Monatsende 800 Babyfotos in einer Galerie sammeln. Eine der ersten Einsendungen kam von Geschäftsführer Fabian Linke. "Ich bin selbst hier geboren und das ist schon irgendwie eine lustige Geschichte. Aber als ich die Rückläufer der Aktion gesehen habe und erfahren habe, wie viele andere Kollegen auch hier geboren sind, habe ich verstanden: Da ist ganz viel Emotionalität hinter, da sind schöne Geschichten drin."
Mindestens zwei Dutzend Mitarbeitende im Krankenhaus Reinbek geboren
Eine dieser schönen Geschichten stammt vom früheren "Wonneproppen" Elisabeth Schweizer. Denn sie arbeitet im Krankenhaus Reinbek nicht nur mit anderen Krankenschwestern zusammen, sondern auch mit ihrer leiblichen Schwester Barbara Schweizer. Die ist vier Jahre früher zur Welt gekommen, ebenfalls im St.-Adolf-Stift. "Wir sind beide hier geboren, dann haben wir hier Schulpraktika gemacht und eine Ausbildung", erzählt sie. Danach ging es erstmal woanders hin, im Krankenhaus in Reinbek gab es damals keinen Job. "Das kann man sich beim jetzigen Pflegenotstand gar nicht vorstellen", schiebt sie mit einem Seitenblick zu ihrer Schwester ein. "Und dann bin ich nach 16 Jahren wieder zurückgekommen und das hat sich angefühlt wie nach Hause kommen. Da haben hier auch noch ganz viele Ordensschwestern gearbeitet. Die haben mich sofort mit Namen angesprochen, wussten zu welcher Familie ich gehöre."
Mittlerweile arbeiten die beiden seit 15 Jahren gemeinsam im St.-Adolf-Stift, "uns kennt hier jeder. Wir sind Schweizer 1 und Schweizer 2", ergänzt Schwester Barbara. "Das ist hier Familie. Wir sind hier geboren, sind hier unser halbes Leben rumgelaufen. Wahrscheinlich sterben wir hier auch irgendwann", vermuten die beiden und müssen lachen. Eine einzigartige Geschichte - könnte man denken. Wären da nicht noch die Schwestern Elena und Pia Nevermann. Auch sie sind beide hier geboren, auch sie arbeiten beide hier als Krankenschwestern. "Wir werten die Einsendungen noch aus, aber ich kann schon sagen: Mindestens zwei Dutzend unserer Mitarbeiter sind hier auch zur Welt gekommen", verrät Krankenhaussprecherin Andrea Schulz-Colberg. Und weil sich die Mitarbeitenden darüber unterhalten, trage das auch zu einer besonderen Atmosphäre in der Belegschaft der Klinik bei, ist sich Geschäftsführer Linke sicher.
Ganz viel Schleswig-Holstein- und Reinbek-Liebe
Nicht nur bei den Mitarbeitenden stößt die Aktion auf Begeisterung. "Man bekommt ja zum Teil von wildfremden Menschen die Babyfotos geschickt mit ganz berührenden Geschichten, warum sie sich für das St. Adolf-Stift entschieden haben, wie sie sich hier aufgehoben gefühlt haben", berichtet Fabian Linke. So zum Beispiel die Familie Berndt. Sie konnte gleich fünf Fotos zur Aktion beitragen, denn neben Opa Burkhardt, Mama Jana und ihrem Bruder Malte sind 2018 und 2022 auch noch Enkelin und Enkel Jella und Benno im St.-Adolf-Stift zur Welt gekommen. "Mein Vater hat mir den entscheidenden Anstoß gegeben, ob ich gerne möchte, dass meine Kinder hier in Schleswig-Holstein geboren werden oder in Hamburg. Und da das doch dann auch für mich Familiensinn war, haben mein Partner und ich uns dafür entschieden, dass wir die Kinder hier zur Welt bringen", erzählt Jana Berndt. Und damit muss ja nicht Schluss sein, hofft Burkhard Berndt. "Das ist schon eine Herzenssache. Wenn meine Urenkel auch hier zur Welt kämen, dann wären das ja schon so hundert Jahre, in denen unsere Familienmitglieder hier zur Welt kommen. Das wäre schon eine tolle Sache."
Auch Promis machen bei der Aktion mit
Unter den mittlerweile ungefähr 350 Einsendungen sind auch einige bekannte Gesichter beziehungsweise Namen dabei, unter anderem Tagesschau-Sprecher Thorsten Schröder. Sobald er von der Aktion erfahren hatte, griff er zum Telefonhörer um seine Mama in Reinbek anzurufen, die hatte nämlich die Fotos. Ob er mitmacht, stand für ihn nicht zur Debatte. "Ich bin zwar jetzt Wahl-Hamburger. Aber ich bin Schleswig-Holsteiner, ich bin Reinbeker. Und ich bin immer gerne Botschafter für Reinbek", stellt er klar. "Ich bin hier geboren, ich hatte hier eine tolle Kindheit und habe hier bis zu meinem ersten oder zweiten Studienjahr gewohnt. Mit dem Sachsenwald vor den Toren ist Reinbek einfach eine tolle Stadt."
Auch der frühere Fußball-Nationalspieler Max Kruse ist übrigens im St.-Adolf-Stift zur Welt gekommen. Ein Foto von ihm fehlt aber noch. "Dann sagen wir dem Max Mal Bescheid, dass er eins raussuchen soll. Die Familie kennen wir natürlich auch", sagen Schweizer 1 und Schweizer 2 mit einem Zwinkern. Und bis Monatsende hat er - genau wie alle anderen Menschen, die im St.-Adolf-Stift in Reinbek geboren wurden - ja noch Zeit. Bis dahin läuft die Jubiläums-Aktion nämlich noch.