VIDEO: Kieler träumt von Footballkarriere in den USA (3 Min)

Der Traum von Amerika: Kieler Footballer will in die USA

Stand: 25.05.2024 06:00 Uhr

Der 22-jährige David Höffken wird kommende Woche in die USA fliegen. Sein Plan: Er will ein Stipendium bekommen, um auf einem amerikanischen College Football zu spielen. Damit er sich diesen Traum erfüllen kann, hat er seine Ausbildung abgebrochen.

von Moritz Kodlin

Er ist über zwei Meter groß, wiegt 115 Kilo und ist durchtrainiert. Die körperlichen Voraussetzungen hat er, um ein Stipendium zu bekommen. Das sagen zumindest seine Trainer und Mitspieler von der Kieler Erstligamannschaft Baltic Hurricanes. Ob das auch die amerikanischen Footballer-Trainer so sehen, wird sich in den kommenden Wochen zeigen. Er wird am nächsten Mittwoch nach Texas fliegen. Dort will er mithilfe einer Organisation auf sich aufmerksam machen, damit Football-Trainer ihm ein Stipendium fürs College anbieten. Auf den amerikanischen Colleges werden die Football-Stars der Zukunft entwickelt.

Ein Spieler der Kiel Baltic Hurricanes guckt mit seinem Fitness-Trainer auf ein Tablet. © NDR Foto: Moritz Kodlin
Mit seinem Fitness-Trainer Jan-Niklas analysiert David seine Lauftechnik bei den Sprints.

Dafür trainiert David aktuell täglich. Neben Krafttraining im Fitnessstudio bereitet er sich in Kiel spezifisch auf die Übungen vor, die ihn auch in den USA erwarten. Dort wird er einen Leistungstest absolvieren müssen. Neben Sprints wird er Übungen machen müssen, um seinen Antritt und seine Beweglichkeit unter Beweis zu stellen. Unterstützt wird er dabei von seinem Fitnesstrainer und Mitspieler Jan-Niklas Makoben. Auch er war schon in den USA, um sich für ein College-Stipendium zu bewerben. Bei ihm wurde es nichts.

Fitness-Trainer: David hat "gottgegebenes Talent"

Jan-Niklas ist sich sicher, dass sein Mitspieler David seinen Traum verwirklichen kann. Dennoch war es, sagt er, eine holprige Zeit. David sei häufiger krank und verletzt gewesen. Dennoch habe er immer wieder zurück zum Training gefunden und so stetig besser geworden, erzählt Jan-Niklas. David habe, wie er sagt, "gottgegebenes Talent". Mit seiner Größe hätte er gute Chancen, für ein Stipendium ausgewählt zu werden. Eine besondere Qualität sei aber etwas anderes. "Das wichtigste ist, dass er hart arbeitet und die richtige Einstellung hat", erklärt Jan-Niklas.

Mit 16 hat David angefangen, Football zu spielen

Ein Spieler der Kiel Baltic Hurricanes übt  auf dem Spielfeld. © NDR Foto: Moritz Kodlin
David wird einen Leistungstest in den USA machen müssen. Dabei kommt es auf Schnelligkeit, Kraft und Beweglichkeit an.

Bevor er mit dem Footballspielen angefangen hat, war David jahrelang Fußballer. Als er mit 16 Jahren zum US-Sport kam, sind einige Trainer auf ihn zugekommen, die ihm eine Karriere in den USA attestierten. Der 22-jährige Kieler erzählt, dass der unbedingte Wunsch, auf ein College zu gehen, aber erst später kam.

Mit dem Universitäts-Sport, den man aus Deutschland kennt, hat College-Football wenig zu tun. In die Stadien, in denen die Spiele ausgetragen werden, passen teilweise mehr Menschen rein als in die größten Fußballstadien hierzulande. Die Spieler werden gefeiert. Fans kaufen Trikots und andere Fan-Artikel. Ein Gehalt bekommen die Footballer aber nicht. Dafür können sie umsonst studieren. Manche Spieler werden gesponsert und können so Geld verdienen.

Dadurch kann bei einigen Spielern die akademische Ausbildung in den Hintergrund rücken. David erzählt, dass bei den ambitionierten College-Footballern der Sport vor dem Studium kommt. Trotzdem müssen die Athleten einen gewissen Notendurchschnitt halten. Wenn die schulischen Leistungen nicht stimmen, dürfen sie nicht am Training oder den Wettkämpfen teilnehmen.

Ausbildung abgebrochen für seinen Traum

Ein Spieler der Kiel Baltic Hurricanes trägt an den Fußspitzen getapte Schuhe auf dem Rasen. © NDR Foto: Moritz Kodlin
In den USA will sich David neue Schuhe besorgen. Um Geld zu sparen, hat er seine Schuhe getaped. Er hat Schuhgröße 54.

Denkbar wäre für David einen Studiengang im Sozialwesen, Kommunikation oder Management zu belegen. Hoch im Kurs liegen bei ihm auch Studiengänge im medizinischen oder physiotherapeutischen Bereich. Seine Ausbildung als Physiotherapeut hat er kürzlich für seinen Traum abgebrochen. Obwohl David noch kein Angebot für ein Stipendium in den USA erhalten hat, sei das zwar etwas risikoreich, erzählt er, dieses Risiko müsse er aber eingehen.

David: Meine Eltern unterstützen mich voll und ganz

"Meine Eltern sind da etwas unkonventionell", erzählt David. So ein Ausbildungsabbruch kurz vor dem Ende sei natürlich etwas kritisch, aber seine Eltern unterstützten ihn voll und ganz und täten alles dafür, damit er sich auf den Sport konzentrieren könne. Aktuell arbeitet David bei einem Drogerie-Markt in Kiel. Das Unternehmen ist Sponsor seines aktuellen Teams, den Kiel Baltic Hurricanes.

Ob David ein College-Stipendium angeboten wird oder nicht, entscheidet sich in den kommenden Wochen. Er rechnet damit, dass er ab Januar 2025 in den USA Football spielen wird, wenn ihm ein Stipendium angeboten wird.

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 25.05.2024 | 19:30 Uhr

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